Wer im Streamingkrieg obsiegen wird

Nebst Netflix bekommen wir es mit AppleTV+, mit Disney+, Amazon Prime, Sky Show und den Angeboten von Swisscom und UPC zu tun: Was man wirklich braucht – und wie man den Durchblick behält.

Bislang war die Sache mit dem Streaming einfach. Man hatte ein Netflix-Abo – fertig. Letzten Herbst ist die Angelegenheit ein bisschen komplizierter geworden. Da kam Apple TV+ dazu. Doch dort ist man bislang mit For all mankind ausreichend bedient, sodass dieses neue Angebot die Entscheidungsfindung nur marginal erschwert.

Doch in gut einem Monat, ab dem 24. März, gesellt sich Disney+ dazu. Ich habe die Ausgangslage im  Beitrag Netflix bangt um die Zukunft für die Tamedia-Zeitungen analysiert (Abo+).

Disney+ ist ein ernstzunehmender Mitspieler im Streamingzirkus: Der Konzern ist milliardenschwer. Er sitzt auf gigantischen Archivbeständen. (Ich habe versucht, ein paar Zahlen dazu zu finden – leider auf die Schnelle ohne Erfolg. Falls jemand eine Statistik dazu kennt, bin ich froh um einen Hinweis per Kommentar.) Und er ist gewillt, Netflix das Leben schwer zu machen.

Für uns Konsumenten ist das einerseits gut. Es entsteht Konkurrenz und Preisdruck – und das schadet Netflix nicht im geringsten. Andererseits macht es uns das Leben auch schwerer: Man hat nicht mehr einfach nur einen Streamingdienst. Sondern zwei, drei oder noch mehr. Denn es gibt noch ein paar Streamingdienste mehr, die es in der Schweiz zwar gibt, die aber bislang keinesfalls zwingend sind. Ich zähle einmal auf:

Amazon Prime in der Schweiz schlecht gestartet

Erstens Amazon Prime Video. Diesen Dienst gibt es seit 2016. Aber er ist in der Schweiz schlecht gestartet. Der Grund beschreibt hier «PC Tipp»:

Ende 2016 lancierte der Internetriese Amazon seinen Streamingdienst Prime Video in der Schweiz. Die Aufregung war zunächst gross, weil die monatliche Pauschale lediglich 2.99 Euro betrug – auch für Schweizer. Allerdings kam die Ernüchterung schnell, das Angebot war schmal und zumeist bereits etwas angestaubt – Netflix blieb erste Wahl.

Justwatch: Die Fernsehzeitschrift des Streamingzeitalters.

Inzwischen ist der Preis höher geworden. Man bezahlt nach der Einführungsphase 6 Euro pro Monat. Ob sich das lohnt, ist vor der Anmeldung schwierig herauszufinden – einen Tipp dazu kommt am Ende des Beitrags.

Aber bei Amazon hat man als Schweizer eh immer das Gefühl, Kunde zweiter Klasse zu sein. Amazon scheint bis heute nicht kapiert zu haben, dass die Schweiz ein eigenes Land und nicht bloss ein seltsames Anhängsel zu Deutschland ist.

Zweitens Sky; auch so ein Fall.

Sky Show lockt mich wenig

Es gibt Sky Show seit dem März 2018 auch in der Schweiz. Nach meinem Artikel bei den Tamedia-Zeitungen hat mir die PR-Abteilung ein Mail geschrieben, ich möge künftig bei der Berichterstattung zum Streaming auch den erwähnen, weil:

Sky Show zeigt die herausragenden Serien von HBO, dem erfolgreichsten US-Premiumsender. Neben bei Kritikern und Zuschauern gleichermassen beliebten Serien wie «Game of Thrones», «Die Sopranos» und «The Wire» gibt es exklusive TV-Premieren der neuesten HBO-Produktionen wie «Watchmen» und «His Dark Materials» zu sehen.

Sky Sh0w gibt es 14 Tage lang gratis. Nachher zahlt man 14.90 pro Monat. Sky hat den Nachteil, dass Leute wie ich, die an Sportübertragungen komplett uninteressiert, ihn mit genau diesem Thema in Verbindung bringen. Und wer will schon Geld dafür bezahlen, um Gefahr zu laufen, plötzlich Fussball oder Eishockey auf dem Bildschirm zu haben.

Auch bei Sky ist die Schweiz nicht unbedingt das, was man ein Kernland nennen würde. In Deutschland wurde zusammen mit der ARD zum Beispiel Babylon Berlin produziert – das weckt natürlich Aufmerksamkeit. Und ja, mir ist klar, dass die Schweiz zu klein ist, als dass man zum Markteintritt gleich eine millionenschwere Serie auflegen würde. Aber ein bisschen um Lokalkolorit könnte man sich schon bemühen.

Ferner hat man auch Myprime zur Auswahl. Aber wie hier beschrieben, tut die UPC alles, um keine echte Konkurrenz zu Netflix zu sein – namentlich, indem es den Dienst nicht frei, sondern nur für Internetkunden der UPC gibt.

Die Swisscom: Keinen Deut besser

Die Swisscom ist auch keinen Deut besser. Die betreibt mit Teleclub Play zwar auch einen Streamingdienst mit Flatrate (12.90 Franken pro Monat). Doch auch den gibt es nur mit Swisscom TV – naja, wenn sie mich unbedingt nicht als Kunden haben wollen, kann ich ihnen den Wunsch gerne erfüllen.

Beim Googeln habe ich auch ein Ding namens Cinefile entdeckt. Der hat es geschafft, sich meiner Aufmerksamkeit bisher komplett zu entziehen.

Fazit: Meine Prognose ist, dass Netflix, Disney+ und mutmasslich AppleTV+ tonangebend sein werden und die anderen Anbieter in der Schweiz Randerscheinungen bleiben werden. Aber auch diese Position kann ich sehr gut nachvollziehen:

Die Situation wird jedenfalls unübersichtlich. Hilfreich ist justwatch.com: Die Website lässt einen quer über die Kataloge diverser Anbieter hinweg suchen. Und man kann  einzelne Anbieter auswählen, wenn man sehen möchte, was die so zu bieten haben – und sie selbst nicht in der Lage sind, noch nicht registrierten Nutzern einen Blick in den Katalog zu gewähren.

Vergleich nach Genres

Praktisch wäre eine Vergleichsfunktion zu einzelnen Genres, damit man zu seinen Vorlieben sehen könnte, welcher Streamingdienst am meisten zu bieten hat. Aber auch mit Stichproben kommt man weiter und erfährt, wo die Abogebühren am besten investiert sind.

Und natürlich gibt es Justwatch auch als App: Für iPhone/iPad und Android.

Beitragsbild: Hier strömt hoffentlich nicht allzu viel (Sam Balye/Unsplash, Unsplash-Lizenz).

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