Neulich wollte ich die App Lockwise von Firefox vorstellen. Das hat damals nicht geklappt, weil die App nicht im Schweizer Store verfügbar war. Nun ist sie es, und ich kann auf das Thema zurückkommen.
Sie ist so unspektakulär, wie damals befürchtet. Aber praktisch genug, um vorgestellt und empfohlen zu werden. Sie klinkt sich in Firefox Sync ein. Dieser Dienst gleicht bekanntlich Lesezeichen, Reiter, Verlauf, Passwörter, Add-ons und Einstellungen bei allen angehängten Firefox-Installationen ab.
Die gleiche Surf-Umgebung
Man hat auf allen beteiligten Geräten die gleiche Surf-Umgebung zur Verfügung. Konfiguriert wird die Synchronisation in den Einstellungen bei Firefox-Konto bzw. unter about:preferences#sync (der Link setzt den Aufruf bei Firefox in die Adressleiste, wo man dann noch Enter drücken muss, um die Einstellungsseite zu öffnen).
Es gibt die App fürs iPhone, jedoch bislang noch nicht für Android. Lockwise erlaubt den Zugriff auf die in Firefox gespeicherten Passwörter und zeigt sie am Mobiltelefon an. Via iPhone hat man seine Passwörter zugriffsbereit, wenn man sie an einem Computer benötigt, auf dem Firefox nicht installiert ist oder Sync nicht eingerichtet werden kann oder soll. Das kann durchaus hilfreich sein – auch wenn die mobile Variante von Firefox die Synchronisation natürlich unterstützt und die am Desktop verwendeten Logins ebenfalls zur Verfügung hat.
Austausch via Zwischenablage
Wie man das von ähnlichen Apps her kennt ist es möglich, das Passwort in die Zwischenablage einzufügen. Man kann auf diesem Weg ein in Firefox gespeichertes Passwort fürs Login bei der passenden App benutzen. Zum Beispiel wenn man Facebook, Flickr, Twitter, Tumblr (oder irgend einen der anderen Webdienste, die es als Website und App gibt) normalerweise via Browser benutzt, dann aber auch mal zur dazugehörenden App wechseln will.
Um den Sync in der App einzurichten, muss man sein Login für Firefox Sync eintragen und den Zugriff bestätigen. Dazu erhält man ein Mail, in dem ein Link anzuklicken ist. Die App schützt die Passwörter noch einmal über den Geräte-PIN-Code bzw. die Touch-ID.
Spartanisch
Die App ist, wie die Screenshots zeigen, sehr spartanisch. Es gibt keine Einteilung in Kategorien, wie man sie in vielen Passwortmanagern kennt und auch keine Notizen – klar, denn Firefox verwaltet (in den Einstellungen bei Datenschutz & Sicherheit im Abschnitt Formulare & Passwörter unter Gespeicherte Zugangsdaten) auch keine solchen Angaben.
Ersetzt Firefox Lockwise also einen richtigen Passwortmanager, so wie zum Beispiel hier und hier vorgestellt?
Für mich nicht. Ich arbeite nicht nur in einem Browser. Firefox ist zwar mein Favorit, aber ich sollte von Berufes wegen auch Chrome, Edge und die Exoten kennen. Darum muss ich meine Passwörter in einer Art und Weise zur Verfügung haben, dass ich sie auch ausserhalb von Firefox nutzen kann. Ich nutze daher seit Urzeiten Keepass.
Wenn man mit einem einzigen Browser auskommt und der die Passwörter auch sinnvoll aufs Mobiltelefon bringt, dann ist Firefox in Kombination mit Lockwise eine gute Lösung. Sie erspart es einem, Passwörter mehrfach zu speichern – was unzweifelhaft sicherer ist, denn jede zusätzliche Speicherung stellt auch ein zusätzliches Sicherheitsrisiko dar.
Für reine Firefox-Nutzer eine nützliche Sache
Man könnte natürlich, wenn man Keepass nutzt, auf die Speicherung im Browser verzichten. Das wäre wiederum sicherer, aber eben auch ein recht grosser Aufwand: Das Einloggen mit Keepass in Firefox ist nicht ganz so komfortabel wie der Anmeldevorgang, bei dem Firefox auf das hinterlegte Passwort zugreifen kann. Ich nehme daher das Risiko der doppelt gespeicherten Passwörter in Kauf, wenngleich zähneknirschend. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Falls man Firefox zur Verwaltung der Passwörter nutzt, muss man sich bewusst sein, dass der Browser diese ausplaudert. Sie sind in den Einstellungen in der Rubrik Datenschutz & Sicherheit im Abschnitt Formulare & Passwörter zugänglich, wenn man auf Gespeicherte Zugangsdaten) klickt. Wenn andere Leute Zugang haben zu Firefox bzw. zu dem Benutzerkonto des Betriebssystems, unter dem Firefox ausgeführt wird, dann lohnt es sich sehr, die Option Master-Passwort verwenden einzuschalten und ein starkes Passwort zu vergeben: Die gespeicherten Login-Daten werden dann noch einmal zusätzlich abgesichert.
Das Manko: Man kann die Passwortdatenbank nicht editieren
Eine Einschränkung: Lockwise kann Einträge weder erstellen noch bearbeiten – man kann am Smartphone keine neuen Logins anlegen, was ebenfalls ein gewisser Nachteil darstellt.
Nachtrag 1
Ursprünglich war in diesem Beitrag von Firefox Lockbox die Rede gewesen. Da Mozilla die Bezeichnung in Lockwise geändert hat, habe ich das im Beitrag entsprechend angepasst.
Nachtrag 2
Seit Dezember 2021 ist die Lockwise-App nicht mehr verfügbar; die Funktionalität steckt nun im Browser. Siehe Ende der Unterstützung für Firefox Lockwise.