Neue Mac-OS-Versionen auf alten Macs installieren

Der Opencore Legacy Patcher hackt alte Mac-Com­puter so, dass die neueste Version des Be­triebs­systems instal­liert werden kann, auch wenn das of­fi­ziell nicht erlaubt ist. Funk­tio­niert das? Ich habe es aus­pro­biert.

Die neuen Versionen von Mac OS lassen sich auf älteren Computern nicht mehr installieren. Das habe ich angeprangert: hier für Ventura und hier für Mac OS 14 alias Sonoma.

Die Lösung sei Opencore Legacy Patcher, habe ich geschrieben, die aber nicht selbst durchexerziert. Das war (natürlich) ein unhaltbarer Zustand.

Darum habe ich mir ein Herz gefasst und mein Macbook Pro von 2016 der Prozedur unterzogen:

Das Abenteuer beginnt!

Sie beginnt, indem wir von Github den Opencore-Patcher herunterladen (er findet sich im Abschnitt Assets) und ausführen. Es erscheint ein Programm, das vier Optionen anbietet, aus denen wir die erste, Build and Install Opencore auswählen.

Übrigens wird die Vorgehensweise ausführlich auf den Hilfeseiten von Opencore beschrieben, sodass ich mich hier darauf beschränken kann, eine kurze Zusammenfassung zu liefern, wie es bei mir ablief.

Den neuen Kern herstellen und installieren

Der neue Kern wird hergestellt und kann installiert werden.

Der Vorgang, den Opencore für unseren Mac zu fabrizieren, geht ruckzuck. Wir haben nach ein paar Sekunden die Möglichkeit, diesen offenen Kern zu installieren und dafür die gewünschte Festplatte und die passende Partition angeben müssen. Falls kein Multiboot-System vorhanden ist, sollte in diesem Menü nur eine Option vorhanden sein.

Die Festplatte und Partition auswählen.

Auch dieser Vorgang geht erstaunlich schnell, sodass wir uns auch schon mit dem entscheidenden Moment konfrontiert sehen: Nämlich dem Augenblick, in dem wir einen Neustart durchführen, um die Installation des Cores abzuschliessen und zu erfahren, ob wir den Mac ruiniert haben oder nicht.

Beim Neustart müssen wir die Option-Taste gedrückt halten, um ins Bootmenü zu gehen. Wir haben hier nebst der Option Macintosh HD das zweite Icon EFI Boot zur Auswahl, das wir auswählen und mit Enter bestätigen.

Wars das schon?

Was dann passiert, geht so schnell, dass ihr – wahrscheinlich genau wie ich – keine Zeit haben werdet, den Moment angemessen zu würdigen. Nach ein paar Sekunden erfolgt wiederum ein Neustart und der Mac bootet nach so kurzer Zeit, dass ich mich gefragt habe, ob überhaupt etwas passiert ist.

Siehe da: Jetzt steht auch die neueste Mac-Version zur Installation parat.

Aber tatsächlich: Wenn ich jetzt die Systemeinstellungen und Softwareupdate aufrufe, steht dort Mac OS Sonoma als Option zur Auswahl und auch der Download und die Installation verlaufen ohne Zwischenfälle.

Eine negative Überraschung gibt es dann doch: Sonoma ignoriert den Umstand, dass in meinem Macbook Pro ein Retina-Display eingebaut ist und verwendet eine 1:1-Darstellung mit winziger Schrift und kaum erkennbaren Icons. Ausserdem funktioniert das WLAN nicht.

Das liegt daran, dass Mac OS 14 nicht zur Ausführung auf meinem Macbook gedacht ist und gewisse Hardwarekomponenten nicht richtig erkennt. Der Bildschirm etwa erscheint in den Systemeinstellungen als Unknown Display. Doch auch für dieses Problem hat der Opencore Legacy Patcher eine Lösung parat: Wir starten das Programm ein zweites Mal und betätigen den Knopf Post-Install Root Patcher. Er passt das Betriebssystem so an, dass WLAN und Bildschirm wieder richtig funktionieren – was ein Neustart später der Fall ist. Auch dazu gibt es in der Dokumentation die passenden Erklärungen.

Ein Nachtrag dazu: Martin Schilliger erwähnt auf Mastodon ein Problem, das ich auch beobachtet habe:

Das MacBook Pro 15 Zoll meiner Frau läuft nun schon länger so. Hat sich bewährt. Aktuell funktioniert aber der T1-Chips (TouchID) nicht mehr, das ist einigermassen mühsam.

Das habe ich bei meinem Macbook auch beobachtet: Die Touch-ID ist nicht mehr operabel; zum Anmelden und für Logins muss wohl oder übel das Passwort getippt werden.

Eine Erfolgsmeldung mit einem dicken Aber

Kurz und gut: Der Opencore Legacy Patcher erfüllt seine Aufgabe so schnell und unkompliziert, wie ich es kaum zu hoffen gewagt habe. Er erlaubt es uns, auch ältere Macs mit der neuesten Betriebssystemversion auszustatten.

Trotzdem habe ich zwei triftige Gründe, ihn nicht vorbehaltlos zu empfehlen:

Erstens: Dass es bei mir geklappt hat, heisst nicht, dass es in jedem Fall reibungslos funktioniert. Es ist ein tiefer Eingriff ins System, dessen Risiken und Nebenwirkungen für uns alle, die wir die Systemarchitektur des Mac nicht aus dem Effeff kennen, nicht abschätzbar sind. Bei mir musste mein alter Mac fürs Experiment herhalten, dessen unrühmliches Ende ich hätte verschmerzen können. Bei einem missionskritischen Computer wäre ich zurückhaltend – und wenn überhaupt, würde ich den Eingriff nur an einem Wochenende und mit einem garantiert intakten, aktuellen Backup vornehmen.

Und ohnehin solltet ihr vorab die Dokumentation studieren und unter Supported Models nachsehen, ob der Patcher für euren Mac zur Verfügung steht und empfohlen wird.

Zweitens: Es bleibt abzuwarten, ob mein Mac dem neuen System gewachsen ist. Denn wenn ganz neue Software auf alter Hardware ausgeführt wird, besteht immer das Risiko von Leistungsproblemen. Und es bleibt dabei: Ein altes System, das einigermassen flüssig läuft, ist allemal besser als das neueste, das kaum vom Fleck kommt.

Beitragsbild: Siehe da – das alte Macbook mit dem neuen Betriebssystem.

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