Der Apple-TV kann VPN – ein bisschen

Endlich ist es mit Apples Fern­seh­box möglich, lästige Geo­sper­ren zu umgehen. Doch wenn das bloss fle­xib­ler wäre!

Mitte September hat Apple TV-OS 17 veröffentlicht. Diese neue Version des Betriebssystems für den Apple-TV führt Funktion ein, die nicht nur seit ewiger Zeit überfällig ist, sondern bei einer Fernsehbox unverzichtbar ist:

Ich meine das VPN. Ein Virtual Private Network erfüllt vielerlei nützliche Zwecke, von denen uns bei einer Fernsehbox vor allem die Umgehung von Geosperren interessiert. Denn bekanntlich ist es im globalen Internet nicht erlaubt, alle Videoinhalte aus jedem x-beliebigen Land anzusehen. Auch die Kataloge der Streaming-Anbieter unterscheiden sich je Land beträchtlich: Eine Bedingung, die wir entweder gelassen hinnehmen oder aber durch Verschleierung unseres Aufenthaltsorts aushebeln können.

Also, erst mal eine gute Nachricht. Wie Apple das VPN implementiert hat, macht mich aber nicht wirklich glücklich. Es gibt nämlich keine Möglichkeit, die VPN-Zugangsdaten manuell zu hinterlegen. Stattdessen müssen wir eine VPN-App installieren, die die Verbindung herstellt. Das ist zwar tendenziell einfacher – aber es erfordert leider auch, dass wir einen Anbieter wählen, der eine solche App anbietet.

Wer ein VPN will, muss sich am Apple-TV durch den App-Store kämpfen.

Die Auswahl ist bescheiden; zum Stichwort «VPN» liefert der Apple-TV-App-Store eine Handvoll Treffer. Zu denen zählt PureVPN. Das ist ein Anbieter, den ich längere Zeit genutzt habe, bei dem mein Abo Anfang Jahr aber ausgelaufen ist. NordVPN, wo ich seitdem Kunde bin, ist nicht vertreten.

Die PureVPN-App stellt Server in diversen Ländern zur Verfügung.

Ich finde auch Hide my (Ass); ein Dienst, den ich vor über zehn Jahren getestet habe. Doch Mullvad.net, Cyberghost und Proton VPN, die ich derzeit auch empfehle, glänzen ebenfalls durch Abwesenheit.

Geduld ist angesagt

Trotz der «Swissness»: SwizzVPN hinterlässt keinen sonderlich zuverlässigen Eindruck.

Klar, wir dürfen davon ausgehen, dass sich das über die Zeit ändern wird. Ich nehme an, dass zumindest die bekannten Namen auch bald ihren Weg auf den Apple-TV finden werden. Trotzdem sollte es eine Möglichkeit geben, die VPN-Konfiguration manuell vorzunehmen, damit auch eigene VPN-Server benutzt werden können.

In solchen Fällen bleibt die Methode, die sich bis jetzt schon angeboten hat. Die funktioniert so, dass wir den Apple-TV über ein Gerät betreiben, dass seinerseits mit einem VPN verbunden ist. Das könnte der Router sein, der als VPN-Client konfiguriert ist. Das ist etwa mit NordVPN möglich; aber die weitverbreiteten Netzwerkgeräte von AVM, von denen sich auch eines in meinem Haushalt befindet, sind dazu nicht in der Lage. Mit denen könnte man zu einer zweiten Fritzbox verbinden, aber das scheint mir nicht sonderlich pflegeleicht zu sein.

Den Windows-PC als Hotspot

Gelegentlich wird auch empfohlen, das iPhone als persönlichen Hotspot zu verwenden; allerdings ist mein Eindruck, dass dabei die VPN-Verbindung nicht geteilt wird. Die Sache klappt aber, wenn wir einen Windows-PC als Hotspot für den Apple-TV nutzen. Das ist mit einer Software wie MyPublicWiFi realisierbar. Die ist kostenlos und eine echte Wundertüte. Nebst vielen anderen Konfigurationsvarianten wird der VPN-Trick für TV-Boxen als viertes Beispiel aufgeführt. Eine Alternative dazu ist Connectify Hotspot, eine Software, die etwas leichter zu benutzen, aber leider nicht gerade günstig ist (ab 60 Franken).

Beitragsbild: Und das alles ohne Geoblocking (Yousafbhutta, Pixabay-Lizenz).

4 Kommentare zu «Der Apple-TV kann VPN – ein bisschen»

  1. Hallo. Ich bin der Entwickler hinter SwizzVPN. Warum soll SwizzVPN „keinen zuverlässigen Eindruck“ hinterlassen? Diese Aussage ist ziemlich oberflächlich und nichts sagend.

    1. Die Formulierung ist flapsig, da haben Sie recht. Ich meine damit, dass ich keine Lust verspürt habe, SwizzVPN auszuprobieren. Das liegt erstens am Namen, der einerseits auf Swissness macht, was ich bei Käse und Uhren, nicht jedoch bei Digitalprodukten nachvollziehen kann. Die zwei Z anstelle der S haben mich sofort an RuZZland erinnert, was eine Anspielung auf das nationalistische Russland unter Putin darstellt.

      Der eigentliche Punkt ist aber, dass ich nie zuvor von SwizzVPN gehört habe. Ich neige dazu, in Bereichen, wo es um Belange der persönlichen Daten geht, Hersteller zu empfehlen, die sich einen Ruf erarbeitet haben und die sich über eine längere Zeit als seriös gezeigt haben. Mir ist klar, dass das Newcomer benachteiligt.

      Bei neuen Anbietern hilft eine möglichst informative Website, diesen Nachteil wettzumachen: Im Fall eines VPN würde ich gern eine Art Mission Statement lesen: Warum tritt jemand gegen die etablierten Produkte an? Was gedenkt er besser zu machen? Ich würde gern eine FAQ lesen, eine Erklärung zum Datenschutz und das kompromisslose Bekenntnis zum Schutz der Privatsphäre. Und ich möchte gern wissen, mit wem ich es zu tun habe, also ein Porträt des Unternehmens oder Teams – oder, wenn Sie SwizzVPN allein betreiben, eine Erläuterung, warum Sie sich sicher sind, gegen grosse Konkurrenten wie NordVPN «anstinken» zu können.

      1. Danke für die Antwort.

        – Swissness spielt auch bei Digitalprodukten eine Rolle, gerade wenn es um VPNs geht, da die entsprechenden Gesetze gelten. Die Schweiz ist dafür ein sehr guter Standort.
        – Einen Ruf zu erarbeiten braucht natürlich Zeit, das ist klar. Der Name ist wohl Geschmackssache und eher zweitrangig.
        – Eine FAQ mit über 10 Punkten befindet sich in der iOS- sowie Mac-Variante der App. Ich werde diese auf der (zugegeben noch rudimentären) Webseite aufschalten. Dort werden auch Ihre genannten Fragen beantwortet, inkl. Impressum. Natürlich auch hier noch ausbaufähig.
        – Die Datenschutzerklärung befindet sich auf der Webseite, auf welche auch der App Store sowie die App selbst verlinkt (auf allen Geräten).
        – Und zum Thema Gross vs Klein: Es muss jeder selbst entscheiden, ob er eher Riesen wie NordVPN vertraut, bei denen der Profit naturgemäss an erster Stelle steht, die aufgrund der Grösse Macht über Daten und Image haben, die man sich kaum vorstellen kann, oder eher einem kleinen motivierten Entwickler, der das mit Herzblut macht und diese Möglichkeiten gar nicht hat. Es fängt schon mit der zwingenden Registrierung mittels eigener E-Mail-Adresse an, was bei SwizzVPN weder nötig noch möglich ist. Und auch hier genügt oft schon ein Blick in den App Store, was unter „App-Datenschutz“ steht. Die App-Grösse finde ich auch immer interessant zu vergleichen, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

        Nichts desto trotz: Die Nachfrage ist riesig, was mich natürlich einerseits freut und andererseits auch bestätigt. Der Rest wird die Zeit zeigen.

        1. Merci für die ausführliche Antwort, die mir absolut einleuchtet. Darum der Tipp, das auch auf die Website oder in die App zu schreiben – denn hätte ich das so gelesen, wäre ich deutlich zugänglicher gewesen. 😉

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