«Versteck mein Hinterteil» bzw. «Hide my ass» ist der deftige, aber eingängige Leitspruch des populären Anonymisierungsdienstes hidemyass.com. Er hat sich als Youtube-Knacker einen Namen gemacht. Er zeigt Videos, bei denen normalerweise nur der entschuldigende Hinweis erscheint, sie seien im «deinem Land nicht verfügbar». Der Trick ist, dass die Verbindung zu Youtube über einen Zwischenserver umgeleitet wird, der in einem Land steht, in dem das Video nicht blockiert wird. Einfach den Link zum Video in das grosse Eingabefeld eintragen, auf Hide my Ass klicken und etwas warten – das wars schon.
Nebst kleinen Urheberrechtsverletzungen sind mit dem Dienst aber auch grosse politische Zeichen möglich. Hide my Ass ermöglichte während Revolution in Ägypten 2011 die Nutzung von Twitter und anderen sozialen Medien, die vom Regime blockiert worden waren. Auch Hacker und Cracker greifen gerne die Anonymisierungsdienste zurück. Mitglieder von Anonymous und LulzSec, die User-Daten von Sony-Servern gestohlen hatten, taten das über die Dienste von Hide my ass. Wo es unter anderem Proxy-Server, VPN (ab 11,50 US-Dollar im Monat oder 78,70 Dollar im Jahr) und anonyme E-Mail-Dienste zu erwerben gibt.
So anonym nun auch wieder nicht
Diese Instrumente sprechen auch Leute an, die auf Ihre Privatsphäre bedacht sind. Sie verhindern, dass grosse Anbieter wie Google Suchanfragen speichern und Benutzern zuordnen können und helfen, die Datenspuren im Web zu verschleiern. Ohne Risiko sind sie allerdings nicht. Denn auf Geheiss eines Gerichts geben auch die Anonymisierungsdienste Daten über die Kunden preis, worauf es vorbei ist mit der Anonymität im Netz. Als Nutzer ist man somit nicht unauffindbar, sondern lediglich schwerer zu enttarnen – und man ist von der Verlässlichkeit des Anbieters abhängig, über den der umgeleitete Datenverkehr läuft. Bei ihm besteht auch die Möglichkeit des Missbrauchs. Ein sekundärer Nachteil ist die meist stark reduzierte Verbindungsgeschwindigkeit.
Versteckspiel im Netz
Noch weiter getrieben wird die Anonymität beim Tor-Netzwerk. Die Daten laufen hier über ständig wechselnde Netzwerkknoten, wobei pro Verbindung immer drei Stationen im Spiel sind. Die Verbindung wird im 10-Minuten-Rhythmus neu aufgebaut, was eine Verfolgung und Überwachung erschwert – aber nicht unmöglich macht. Die Betreiber der Backbones, der grossen Datenstränge im Netz, könnten genügend Informationen sammeln, um hinter die Identität von Nutzern zu kommen.
Die Lehre daraus ist, dass man sich auch von Anonymisierungsdiensten nicht zu viel erhoffen darf. Der beste Schutz bietet der gesunde Menschenverstand – indem man das Internet mit dem Gedanken im Hinterkopf nutzt, dass alle Verbindungen rückverfolgbar sind.