So spricht Trump Schweizerdeutsch

Sprach­nach­rich­ten sind des Teufels. Aber auch für satanische Dinge gibt es manch­mal sinn­vol­le An­wen­dungs­fälle. Des­we­gen heute zwei Tipps, wie man sie auf­nimmt und ma­xi­mal un­komp­li­ziert ver­schickt.

Wer erinnert sich noch an Clubhouse? Ja, das war 2021 die App der Stunde, die ich damals als zukünftigen Flop bezeichnet habe. Ich komme darauf zurück, um euch darzulegen, wie richtig damals mein Urteil war. Clubhouse strahlte hell und verglühte schnell.

Doch halt; es gibt die App noch, und nicht nur das:  Sie will auch ein Comeback schaffen. Dazu hat sie das Konzept mit den Live-Gesprächen über Bord geworfen. Ich habe schon damals gezweifelt, ob das funktionieren würde. Denn mit einem modernen Lebenswandel ist es schwierig bis unmöglich, sich dem Programmplan einer App zu unterwerfen.

Eine Konversation in Etappen

Das neue Konzept umfasst nun eine zeitversetzte Konversation; also quasi ein Chat mit Sprachnachrichten. Als Clubhouse-Nutzerin oder Nutzer richten wir uns einen solchen Raum ein und hinterlassen eine erste Botschaft. Nun stossen – im Idealfall – andere Leute dazu und geben ihren Senf dazu. Das ergibt keine Diskussion in Echtzeit, aber eine Art Konversation in Etappen.

Lässt sich damit etwas anfangen? Ich ziehe den Austausch von Textnachrichten vor. Falls ich bei Threema, Signal oder Whatsapp eine Sprachnachricht erhalte, neige ich dazu, die zu ignorieren. Weil, wie Irene Thali in ihrem Blog mit dem schönen Namen «Hirnflimmern» geschrieben hat: «Sprachnachrichten sind eine Erfindung des Teufels.»

Nichts für den Alltag – aber fürs Radio?

Clubhouse hat meine Nachricht nicht nur transkribiert, sondern gleich auch auf Englisch übersetzt.

Darum ist das definitiv kein Ersatz für die klassischen Alltags-Messenger. Das heisst aber nicht, dass es nicht doch Einsatzgebiete gäbe. Zum Beispiel für den Nerdfunk: Wir haben seinerzeit erfolgreich eine Live-Sendung über Clubhouse abgehalten. Warum also nicht die App für Hörerinnen-Feedback nutzen? Die Rückmeldungen trudeln normalerweise per Mail oder im Blog via Kommentar ein – aber viel toller wäre eine Audio-Aufnahme, die sich im Radio spielen liesse. Darum habe ich virtuelles Hörerinnentreffen für derlei Botschaften eingerichtet. Ihr findet das hier.

Ein Nachteil hat die Sache: Der Chat ist nicht öffentlich; solche Räume lassen sich nur für Freunde oder aber für Freunde und Freunde von Freunden öffnen. Das soll wohl dafür sorgen, dass sich alle Beteiligten auf Augenhöhe begegnen und einer Influencer-Bildung entgegenwirken, bei der einige wenige zu ihrer Gefolgschaft sprechen. Aber wer sich bei mir meldet, wird auch sofort befreundet.

Es stellen sich zwei Fragen. Erstens natürlich, ob die neue Strategie funktionieren kann. Ich halte sie für vielversprechend, habe aber die Befürchtung, dass der Zug für Clubhouse längstens abgefahren ist. Aber lassen wir uns überraschen!

Reverb, die unkomplizierte Alternative

Und ja, es geht auch viel einfacher. Eine unkomplizierte Methode, um jemandem eine Sprachnachricht zukommen zu lassen, ist Reverb: Es braucht nicht einmal einen Account: Wir loggen uns auf record.reverb.chat ein, drücken auf den Aufnahmeknopf, erteilen die Bewilligung für den Zugriff aufs Mikrofon und sagen, was wir zu sagen haben. Dann klicken wir aufs Teilen-Symbol und senden den Link (z.B. den hier) per Mail, Messenger oder auf irgendeinem anderen Weg an den Empfänger. Dieser kann sich die Aufnahme anhören und auf gleichem Weg antworten.

Reverb ist eine unkomplizierte Lösung, um Sprachnachrichten auszutauschen.
Klingen wie Trump oder Elon – mit Reverb kein Problem.

Laut der Website richtet sich die Website an Menschen, die eine Sprache lernen. Klar, da kann ein niederschwelliger Einstieg hilfreich sein. Auch für Feedback wie für den Nerdfunk ist Reverb interessant, weil es nicht nötig ist, sich eine App herunterzuladen, anzumelden und Kontaktdaten auszutauschen. Also; wenn ihr Lust habt, uns auf diesem Weg eine Botschaft ins Studio zukommen zu lassen: Einfach aufnehmen und den Link per Mail an nerdfunk ät stadtfilter Punkt ch schicken!

Klingen wie Trump

Ein Hinweis: Es gibt die Möglichkeit, die Stimme (natürlich per KI!) verfremden zu lassen. Wenn ihr im Radio nicht wie ihr selbst klingen wollt, könnt ihr euch akustisch auch in Trump verwandeln – wenn der Mann Schweizerdeutsch spricht, ist das noch gruseliger als sein Amerikanisch, das wir in bald acht Jahren zu verkraften gelernt haben.

Wenn euch Trump zu gäch ist, habt ihr auch Obama, Cartman, Kanye West, Lady Gaga, Joe Biden, Kendrick Lamar, Travis (?) und Elon Musk zur Verfügung.

Reverb ist kostenlos, Aber mit einer Beschränkung auf zehn Aufnahmen von je maximal zwei Minuten. Mit Premium gibt es für fünf Dollar pro Monat eine unbeschränkte Zahl von Aufnahmen mit maximal dreissig Minuten Länge und die Möglichkeit, die Clips herunterzuladen, ausserdem werden die Aufnahmen transkribiert.

Beitragsbild: Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu geben, dass man sich für die Aufnahme einer Sprachnachricht das Handy horizontal vor den Mund halten muss (Andrea Piacquadio, Pexels-Lizenz).

2 Kommentare zu «So spricht Trump Schweizerdeutsch»

  1. @Matthias Das Clubhouse nicht lange leben wird, hab ich damals ebenfalls vorhergesehen, schliesslich dauerte es nicht lange, bis Twitter Spaces eingeführt hat was ja quasi vom Funktionsprinzip her nahezu identisch war. Spätestens ab da war klar, dass der Clubhouse Hype schneller verfliegen würde als schlechtes Parfüm – von der Datenschutz-Problematik der App ganz zu schweigen. 😏Den Sinn von Reverb sehe ich nicht so richtig. Wer soll die Zielgruppe sein? Wie sieht es mit Verschlüsselung aus? 😶

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