Der 50. Jahrestag der Apollo 11 Mission ist ein Grund für Freude. Nicht nur, weil es noch immer beeindruckend ist, dass dieses waghalsige Unterfangen vor einem halben Jahrhundert tatsächlich geklappt hat. Sondern auch, weil es viele Möglichkeiten gibt, dieses grandiose Ereignis noch einmal zu erleben – oder überhaupt erst zu entdecken.
Eine schöne Website zum Thema habe ich vor Kurzem vorgestellt. Heute geht es nun um einen sehr hörenswerten Podcast. Er heisst 13 Minutes to the Moon (RSS) und stammt von BBC World Service, respektive von Kevin Fong. Er ist von Berufes wegen Anästhesist, gehört aber zu jener Gattung Mensch, die aus ihrer Begeisterung für die Raumfahrt keinen Hehl machen will. Und darum hat er sich auf eine Reise zu den Schauplätzen und Personen gemacht, die vor fünfzig Jahren Teil dieses Menschheitsabenteuers waren.
Die dramatischen 13 letzten Minuten
Im Zentrum stehen die letzten 13 Minuten vor der Landung, die besonders dramatisch verliefen. Der Computer funktionierte nicht, wie er sollte, sondern gab einen Fehlercode von sich – ein Code, der erst einmal gedeutet werden musste. Beim Anflug auf den vermeintlichen Landeplatz war der nicht frei zugänglich, sondern von Felsen übersäht. Armstrong musste den Steuerknüppel in die Hand nehmen und den Abstieg verzögern, bis eine geeignete Stelle gefunden war. Mir wäre an dieser Stelle die Lust auf einen Astronautenjob endgültig vergangen – wenn mir nicht schon von Anfang an klar gewesen wäre, dass diese Arbeit nicht mit meinen Stärken korrespondiert. (Und vor allem nicht mit meinem Hang in Einklang zu bringen ist, am Feierabend gemütlich aufs Sofa zu liegen.)
Der Podcast widmet sich in jeder Folge einem anderen Thema. In der ersten Folge geht es um den Sputnik-Schock, das Rennen ins All, den Kalten Krieg und John F. Kennedys waghalsige Ankündigung, die Amerikaner würden noch im laufenden Jahrzehnt einen Mann auf den Mond verfrachten und auch wieder heil zurückbringen. Man hört in der Folge auch Wernher von Braun, der offenbar vorgeschlagen hatte, die Amerikaner müssten sich ein so ambitioniertes Ziel setzen, dass der damalige Vorsprung der Sovjets nicht mehr ins Gewicht fallen würde.
Mission control
Die zweite Folge dreht sich um das Missionskontrollzentrum und das Personal dort, ohne das die Mission genausowenig möglich gewesen wäre wie ohne Astronauten und ohne Raumkapsel. Sie heisst «Kids in control», denn die Männer im Lyndon B. Johnson Space Center waren alle blutjung und kamen direkt ab der Uni. Denn die Nasa, die nach Kennedys grossem Versprechen ein gigantisches Weltraumprogramm aus dem Boden stampfen musste, hatte einen enormen Personalbedarf. Darum wurden Leute ohne Bewerbungsgespräch eingestellt, wenn sie die passenden Noten hatten – und notfalls wieder entklassen, wenn sie mit den Arbeitsbedingungen nicht zurecht kamen.
Wir lernen in der Folge viele dieser Männer kennen: Steve Bales, zum Beispiel, der die Mission trotz der Computerprobleme nicht abgebrochen hatte. Oder Charlie Duke, der später selbst zum Mond fliegen würde, bei Apollo 11 aber Capcom und für die Kommunikation mit Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins zuständig war. Oder John Aaron, den man vor allem von Apollo 13 kennt. Oder Glynn Lunney, der Flight Controller während der Mission, für den seine Untergebenen nur lobende Worte hatten.
Michael Collins, der einsamste Mensch – damals hinterm Mond
Kevin Fong hat noch viele andere Leute getroffen, auch Michael Collins, der im Kommandomodul bleiben musste, während seine beiden Mitstreiter sich zum Mond begaben. Und man hört die legendäre Margaret Hamilton, die die Software für den Bordcomputer entwickelt hatte – übrigens als Autodidaktin.
Und, und, und… Ich höre diesen Podcast mit einer kindlichen Begeisterung – nicht nur wegen der schwülstigen Musik von Hans Zimmer, sondern weil ich die Apollo-Missionen zwar nicht selbst miterlebt habe, aber von deren Ausläufern noch voll erfasst worden bin. Amerika – das war in meiner Jugend dieses grossartige Land, das solche Haudegen hervorgebracht hat und in dem die Möglichkeiten unbegrenzt schienen. Heute sieht man das natürlich alles kritischer und allein wegen Trump wäre eine neuerliche Mondmission nicht mehr das, was sie damals war.
Das ist natürlich unvermeidlich – und auch gut so, weil diese Begeisterung unkritisch macht und vergessen lässt, dass der Wettlauf ins All eben auch eine ideologische Angelegenheit und eine Machtdemonstration war. Aber deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben, wäre auch doof. Man darf den Podcast geniessen – und zwar in seiner ganzen, faszinierenden Dualität: Als Erzählung darüber, wie heldenhaft die Wissenschaft sein kann. Und als Fiktion einer einfachen, leicht verständlichen Welt, in der weiss weiss und schwarz schwarz war. Differenzieren können wir dann ein andermal wieder.
Der Adler landet dann in einer der nächsten Folgen
Ich freue mich auf die weiteren Folgen: Die zum goldenen Adler – der hässlichen und sowohl wütend als auch verkrüppelt wirkenden Mondlandefähre, die am 20. Juli 1969 um 16:18 mit den Worten The eagle has landed auf dem Mond ankam. Und natürlich Folge 5 zum Apollo Guidance Computer, der im BBC-Podcast den Übernamen der fünfte Astronaut trägt…
Und wer keine Podcasts hören will, der findet hier übrigens die VR-App vom Smithsonian zur Mondlandung.
Beitragsbild: Der im Titel erwähnte Eagle ist als Spiegelung in Buzz Aldrins Helm zu sehen (Buzz Aldrin am 20 Juli 1969, Nasa/Wikimedia, Public Domain).