CGI für deine und meine Videos

Leo AR Camera ist eine lustige App, in die man in seine Videos virtuelle 3D-Objekte einbaut. Die wirken dank der Augmented-Reality-Unterstützung des Smartphones ziemlich überzeugend.

Manche Apps haben keinen sofort ersichtlichen Einsatzzweck – sind aber faszinierend genug, dass man sich gleich einen ausdenken möchte. In diese Kategorie gehört Leo AR Camera. Es gibt die App für Android und fürs iPhone, und sie tut etwas so Naheliegendes wie Zwingendes: Sie fügt nämlich virtuelle Objekte ins Kamerabild ein. Man erweitert seinen Clip mit künstlichen Elementen, die ihm einen überraschenden und surrealen Drall geben.

Ich hätte diese App hervorragend brauchen können, als ich neulich mein Video zu faszinierenden Augmented-Reality-Apps gedreht habe. Leider kannte ich damals die noch nicht. Also werde ich auf die nächstbeste Gelegenheit warten müssen. Aber so geht es.

Also, zur App: Die ist simpel in der Benutzung.

Die Objekte auf einer Fläche platzieren

Wie man sich das von den AR-Apps gewohnt ist, muss man zuerst eine geeignete Oberfläche suchen, die von AR-Kit als Projektionsbereich akzeptiert wird. Dann tippt man auf Objects, um die virtuellen Elemente einzufügen. Das Angebot ist in Kategorien gegliedert: Bei Summer (Sommer) gibt es Haifische, Schmetterlinge, Schildkröten, Fische und andere Viecher. Unter Animals finden sich weitere Tiere, auch interessante Spezies wie Tiger, Einhörner und Spinnen, und etwas weniger kontroverse Gattungen wie Hühner, Füchse oder Pferde.

Die Kategorie Dinosaurs hält ein entsprechendes Angebot an Urechsen bereit, bei Dancing Astronauts gibt es einen Astronauten, der aus unerfindlichen Gründen tanzt. Unter Space findet man Planeten, Aliens, Ufos und Roboter. Bei Princess stösst man auf Kitsch von epochalem Ausmass: Nebst Prinzessinnen bekommt man es mit noch mehr Einhörnern, bunten Schmetteringen, Regenbogen und Elfen zu tun. Dieses Themengebiet wird bei Fantasy fortgesetzt.

Insgesamt sind es 28 Kategorien, plus die Meta-Kategorien Trending und New, und eine Suchfunktion. Es ist klar, dass man vor allem dramatische, spektakuläre Objekte findet – und weniger Alltagsgegenstände. Die App scheint sich weniger an professionelle Medienproduzenten zu richten, sondern vielmehr die Spass-Generation befriedigen zu wollen, die auf Instagram Eindruck schinden will.

Für Schockeffekte oder für dezente Requisiten

Was aber nicht heisst, dass man die App nicht auch zurückhaltend einsetzen könnte: Mit einem dezenten digitalen Requisit, das einen nicht sofort anspringt (wie Horror, Love oder auch Kittens & puppies). Zu den dezenteren Kategorien gehören Sculpture mit Skulpturen und Monumenten oder Crypto Life mit einem Computer und (warum auch immer) einem Auto.

Bei manchen Objekten lässt sich der Bewegungsablauf variieren.

Hat man ein Objekt platziert, dann bewegt man es per Finger an die gewünschte Stelle. Man kann es skalieren, drehen und auf der Höhenachse verschieben. Bei manchen Objekten gibt es eine Auswahl an unterschiedlichen Bewegungsabläufen. Und sollte es nicht passen, löscht man es wieder.

Wenn man das Objekt mehrfach benötigt, dann dupliziert man es. Oder man ergänzt andere Objekte. Über Fill lässt sich auch der Boden mit einem künstlichen Material wie Holz, Marmor, Beton oder Pflastersteine auslegen: Man darf also nicht bloss mit Requisiten operieren, sondern auch das Szenenbild virtuell aufmotzen.

Ist die Szene eingerichtet, drückt man den Aufnahmeknopf und dreht seinen Clip. Den kann man direkt aus der App veröffentlichen. Für eine etwas anspruchsvollere und allenfalls sogar professionelle Produktion wird man ihn allerdings speichern und in die Videoschnittsoftware importieren wollen. Auch das geht – allerdings kann leider gar nichts zum Aufzeichnungsformat einstellen. Es steht somit zu befürchten, dass Auflösung und Bildwiederholfrequenz nicht optimal sind.

Vermutlich sogar ernsthaft zu benutzen

Fazit: Eine lustige App, die wahrscheinlich sogar ernsthaft genutzt werden könnte. Es ist aber nicht so, dass sich Hollywood-Regisseure und Produzenten mit Leo AR Camera künftig ihr CGI-Budget sparen können: Die virtuellen Objekte interagieren nicht mit ihrer Umgebung (Ausnahme: Sie sinken im Boden ein, wenn man sie zu tief platziert). Und abgesehen von den vorgefertigten Bewegungsabläufen bringt man sie nicht dazu, besondere Tricks oder Aktionen zu vollführen.

Es bleibt daher dabei, dass mit der App lediglich die Ausstattung aufmöbelt, aber keine handlungstragenden Rollen einbauen kann. Die App ist kostenlos in der Nutzung, aber für viele Objekte benötigt man den VIP-Zugang. Er kostet 2 Franken pro Monat (oder für eine Anwendung), 11 Franken im Jahr oder 29 Franken für immer. In der kostenlosen Nutzung gibt es in der rechten unteren Ecke einen Hinweis auf Leo AR Camera, den man da natürlich auch nicht haben möchte.

Beitragsbild: Wer wollte noch nie ein Einhorn auf dem Schreibtisch haben?

Kommentar verfassen