Schleichweg auf die Pop-Bühne

Wer singen will, muss nicht singen können: Songify macht mit Autotune aus gesprochener Sprache Pop-Songs. Das reicht nicht für die Weltkarriere – aber es ist ein Heidenspass und führt die Manipulationsmöglichkeiten in der Musikproduktion vor Augen.

Autotune ist eine Software, die seit 1996 macht die Musikproduktionen, zurückhaltend formuliert, angenehmer macht. Sie rückt mittelmässige Sänger in ein gutes Licht und erlaubt es, die Aufzeichnung einer Gesangspassage am Computer nachzubessern.

Ein falscher Ton lässt sich problemlos korrigieren. Mittels Autotune erreichen Sängerinnen und Sänger Tonlagen, die jenseits aller stimmlichen Möglichkeiten liegen. Die Software ist ideal, um eine Gesangsdarbietung «aufzuhübschen».
Autotune hat den Nebeneffekt, dass starke Eingriffe hörbar werden. Die Stimme erhält einen elektronischen Klang, was von einzelnen Künstlern auch kreativ als Effekt eingesetzt wird.

Cher, die Autotune-Göttin

Das Beispiel ist Cher, die ihr Talent bereits im Vor-Autotune-Zeitalter unter Beweis gestellt hat und den Refrain im Stück «Believe» verfremden lässt. Andere Beispiele sind «La Passion» von Gigi D’Agostino oder «One More Time» von Daft Punk.

Mit Autotune und den Nachfolgeprodukten lässt sich aber normal gesprochene Sprache in Gesang umwandeln. Das bekannteste Beispiel ist «Bed Intruder».

So schnell wird man zum Internet-Phänomen

Bei diesem Stück haben die Musikkünstler The Gregory Brothers ein Interview im lokalen Fernsehen in ein Elektro-Pop-Nümmerchen verwandelt und den bis dato unbekannten Antoine Dodson zu millionenfachem Internetruhm und zu Platz 89 in den US Billboard Hot 100 verholfen.

Das Original des gesprochenen Interview:

Und das haben die Gregory Brothers dann aus dem Fernsehauftritt gemacht:

Wie weit das Autotune-Prinzip inzwischen entwickelt ist, führt die Songify-App vor. Sie verwandelt beliebige gesprochene Texte vollautomatisch in eine Popnummer um. Der Song wird auf die Länge der Aufnahme angepasst und als einzige Einstellung nimmt das Programm die Stilrichtung entgegen.

Drei Varianten in der Gratisversion von Songify

Mit der kostenlosen App werden drei Varianten mitgeliefert, weitere Stile können als In-App-Kauf freigeschaltet werden (für 1.10 Franken).

Mit Songify kann man somit Dieter Bohlen oder DJ Bobo noch vor dem Frühstück ein Schnippchen schlagen: Einfach den Aufnahmeknopf betätigen, einige Sätze sprechen, das Resultat anhören, über die «Re-Songify»-Taste so lange den Stil ändern, bis die Sache gefällt – und schon lässt sich das Stück auf Facebook veröffentlichen.

Kostenlose App fürs iPad, iPhone und iPod Touch ab der zweiten Generation, erhältlich im App-Store. Musik-Stile gibt es als In-App-Kauf.

Kommentar verfassen