Schinken des Monats: Der Kindle

Amazon-Chef Jeff Bezos hat kürzlich den Kindle präsentiert, ein Lesegerät von unfassbarer Hässlichkeit. Und komplett überflüssig.

Und wo ich mich eben warmgebloggt habe, erlaubt mir, mich auch gleich über den Schinken des Monats November zu echauffieren. Es ist der Kindle, der heute lancierte E-Book-Reader von Internetbuchhändler Amazon. Gründer und CEO Jeff Bezos platzt vor Stolz quer über die Amazon-Frontpage, weil dieses Wunderwerk der Technik es ihm nun erlaubt, Bücher zu lesen. Am Bildschirm.

Am Bildschirm eines Geräts von so unsagbarer Hässlichkeit, dass mir fast die Sprache wegbleibt. Ich meine, ich halte E-Books seit jeher für etwas vom Unnützesten, was je von Menschenhand erschaffen wurde. Ich bin derartig von der Nutzlosigkeit überzeugt, dass ich leider nicht anders kann, als mich selbst zu zitieren. Unter dem Titel Zuletzt lacht Gutenberg schrieb ich am 10. Dezember 2001 im «Tagi» u.a. Folgendes:

AOL Time Warner gab letzte Woche das Aus für die Abteilung iPublish bekannt. Diese Abteilung war im April 2000 eröffnet worden, bot 29 Leuten einen Arbeitsplatz und beschäftigte sich mit der Herausgabe von E-Books.

Vor Monatsfrist hat Random House den gleichen Entscheid gefällt und AtRandom.com dichtgemacht. «Der Markt hat sich einfach nicht so entwickelt, wie wir gehofft hatten», begründete der Vorsitzende von Time Warner Trade Publishing, Larry Kirshbaum. Und auch das kühle Wirtschaftsklima und der 11. September seien schuld, dass die Kundschaft nicht auf die elektronischen Bücher fliege.

Der 11. September ist ja bekanntlich schuld an fast allem.

Unhandlich, teuer, fragil

Meine These von damals:

Solange es noch Wälder, Papierfabriken und Buchdruckereien gibt, sind E-Books etwas vom Überflüssigsten, was die Welt je gesehen hat. Die Geräte sind unhandlich, teuer und können kaputt- oder verloren gehen. Sie haben einen Akku, der selbstverständlich immer bei der spannendsten Stelle aufgeladen werden muss.

Schliesslich sind die digitalen Werke kopiergeschützt, sodass man sie nicht einfach mit der Freundin, Grossmutter oder den Bücherwürmern des Lesezirkels austauschen kann. Zu diesem unpraktischen Produkt gibt es eine handliche Alternative, die ohne Batterien auskommt, sich gefahrlos in der Badewanne benutzen lässt, kein reflektierendes und bei direkter Sonneneinstrahlung unleserliches Display benötigt: das Buch, erprobt seit 1450, dem Jahr von Johannes Gutenbergs Geniestreich.

Jetzt wagt Jeff Bezos also wieder einen Versuch. Nun, Amazon kann es sich leisten und das breite Angebot an Inhalten für den Kindle ist sicher ein Vorteil gegenüber früheren Versuchen. Aber, Herr Bezos, Sie schreiben, Amazon hätte mehr als drei Jahre an diesem Gerät gearbeitet. Warum ist es Ihnen nicht gelungen, in dieser Zeit ein wenigstens einigermassen ansehnliches Design zu entwickeln? Ich meine, dieser Kindle, ist von so abgrundtiefer Hässlichkeit, dass … dass mir die Worte fehlen …

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