Die Google-Suche ist kaputt – und keiner merkts

Der Websuche des grossen Internetkonzerns ist nicht mehr zu trauen: Denn Google liefert manchmal nur noch einzige Seite mit Resultaten. Das macht es unmöglich zu kontrollieren, ob der Algorithmus die richtige Gewichtung vorgenommen hat.

Vor einiger Zeit bin ich der Frage nachgegangen, was auf der letzten Seite der Google-Suchresultate steht. Die Erkenntnis damals: Das wissen wir nicht, weil Google uns nur ein paar hundert Suchresultate anzeigt. Ärgerlich für neugierige Menschen wie mich – aber im Alltag nicht wirklich ein Problem.

Nun hat sich dieser Sachverhalt auf eine Weise verändert, die mich sehr wohl im Alltag tangiert – und die ich fragwürdig finde. Mir ist nämlich aufgefallen, dass Google in manchen Fällen nur eine einzige Seite mit Suchresultaten anzeigt. Oder aber nur zwei Seiten. Zum Beispiel habe ich neulich nach Apple gesucht – ja, ich weiss, eine etwas gar weit gefasste Anfrage – und zwei Seiten mit Suchresultaten erhalten. Plus die Information, dass es insgesamt «ungefähr 16’590’000’000 Ergebnisse» gäbe.

45 Treffer zu Apple – mehr nicht

Aus mehr als 16 Milliarden Treffern liefert Google gerade mal 76.

Angezeigt wurden mir 45 Web-Treffer auf der ersten Seite und 31 auf der zweiten Seite. Plus Schlagzeilen, einige Unterseiten z.B. von apple.com, Apple-Läden auf Google Maps, Youtube-Videos und Informationen von Wikipedia. Und natürlich einige gesponsorte Links.

Mit anderen Worten: Es gibt bei einzelnen Suchen nicht einmal mehr hundert Treffer. Bei einer Runde Egogoogeln waren es gerade noch 41 Treffer – plus der Hinweis, es seien «einige Einträge ausgelassen worden, die den 33 angezeigten Treffern sehr ähnlich sind». Ein Hinweis auf die gesamte Anzahl der Resultate liefert die Suchmaschine zu meinem Namen nicht: Google erweckt den Eindruck, als ob es weniger als 100 Treffer zu meinem Namen gäbe.

Nun könnte ich diesen Blogpost hier wegen eines gekränkten Egos schreiben – weil Bing verkündet, es gebe ungefähr 609’000 Ergebnisse zu meinem Namen.

Das Egogoogeln bringt ganze 41 Resultate hervor.

Aber darum geht es mir nicht. Ich habe zwar ein gewisses Verständnis dafür, dass eine Suchmaschine die Zahl der Resultate beschränkt. Erstens, weil (fast) kein Mensch die Geduld hat, sich mehr als ein paar Resultatseiten anzusehen. Vermutlich ist es auch nicht effizient, wenn eine ellenlange Liste vorgehalten wird, von der nur der Anfang interessiert. Sicherlich wäre es möglich, die Liste nach Bedarf zu verlängern – aber das ist eine technische Diskussion, die an dieser Stelle nicht geführt werden soll.

Die interessanten Sachen stehen oft nicht auf der ersten Seite

Doch ich bin überzeugt, dass vierzig Resultate viel zu wenig sind. Über die richtige Anzahl kann man sich streiten, aber die ersten Tausend sollten es meines Erachtens im absoluten Minimum sein.

Denn erinnern wir uns: Google gewichtet die Resultate mit Algorithmen, die wir nicht kennen.  Zusätzlich werden die Ergebnisse personalisiert, und zwar auf eine Weise, die nicht über alle Zweifel erhaben ist. Bei Tausenden von Resultaten ist eine Gewichtung zwar unvermeidlich. Doch um dieser nicht völlig ausgeliefert zu sein, müssen wir zwingend die Möglichkeit haben, Resultate aufzuspüren, die Google als weniger wichtig erachtet als wir selbst.

Resultate, die nicht zur Suche passen

Anders ausgedrückt: Wie oft passiert es, dass der gewünschte Treffer tatsächlich auf der ersten Seite zu finden ist? Das ist sicherlich von Nutzerin zu Nutzer unterschiedlich; aber ich finde das, was ich suche, oft erst auf der zweiten oder dritten Seite. Ich habe vor einem Jahr dargelegt, dass Google oft übers Ziel hinausschiesst: Google priorisiert Resultate, die oftmals gar nicht zur Suche passen. Das macht die Kontrolle und das Weiterblättern umso nötiger.

Ich habe natürlich versucht herauszufinden, woran das liegt. In der Community von Google gibt es Diskussionen zu dieser Frage; hier schreibt einer der Teilnehmer Folgendes:

Es gibt einige ähnliche Berichte. Ich habe das Problem zur Untersuchung an das Google-Suchteam weitergeleitet.

Wenn die Google-Suche nur dann anders aussieht, wenn Sie in einem bestimmten Google-Konto angemeldet sind, handelt es sich möglicherweise um ein Google Live-Experiment (oder um ein schief gelaufenes Experiment!). Google wählt ständig zufällige Konten mit experimentellen Variationen der Such- und Bildersuchoberflächen aus. Manchmal sind die Unterschiede kaum spürbar. Andere Variationen sind viel deutlicher.

Live-Experimente dauern in der Regel nur ein oder zwei Wochen. Wenn Sie das ungewöhnliche Verhalten länger beobachten, versuchen Sie, die Cookies und den Cache Ihres Browsers zu löschen. Wenn Sie Google über dieses Problem informieren möchten, senden Sie bitte ein Feedback direkt an Google, indem Sie den Link «Feedback senden» unten auf der Ergebnisseite verwenden.

Meiner Beobachtung nach handelt es sich nicht um ein Experiment, zumal ich das Problem seit mehreren Monaten beobachte. Hier gibt es einen Hinweis aus dem Juli 2022 auf das Problem und auch bei Reddit wird es schon seit Längerem diskutiert.

Absicht oder Versagen?

Man könnte an dieser Stelle über Ursachen spekulieren oder auch Verschwörungstheorien aufstellen. Ich stelle fest, dass das Problem in Firefox, nicht aber bei Google Chrome oder Edge in der geschilderten Form auftritt. In Firefox beobachte ich es, gleichgültig, ob ich eingeloggt bin oder den privaten Modus verwende. Ich glaube, das Phänomen auch schon am Smartphone beobachtet zu haben, konnte das aber für diesen Blogpost hier nicht reproduzieren.

Als Anhänger von Hanlon’s Razor gehe ich davon aus, dass jemand bei Google irgendetwas vermurkst hat – und dass keine Absicht oder gar das Kalkül dahintersteckt, Firefox-Nutzerinnen zu Chrome zu bekehren. Aber es wirft für mich schon die Frage auf, ob Google seinem Geschäft überhaupt noch gewachsen ist. Und es tangiert das Vertrauen in den Suchkonzern massiv. Denn wenn derlei Fehler auftreten und über längere Zeit nicht behoben werden, müssen wir auch die Frage stellen, wie viele «Bugs» es gibt, die vielleicht die Sichtbarkeit von wichtigen (oder unseren eigenen) Websites beeinträchtigen: Solche Meldungen gibt es nämlich auch.

Beitragsbild: Wer denkt, nach einer Google-Suche klarer zu sehen, der kann sich täuschen. (Mitchell Luo, Unsplash-Lizenz).

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