Windows Explorer: Alle wichtigen Ordner automatisch offen

Wäre es nicht prak­tisch, wenn im Win­dows-Explorer beim Start alle be­nö­tig­ten Ordner als Reiter geöffnet wären? Hier ein Trick, der das mög­lich macht.

Letzten Herbst hat Microsoft den Windows Explorer mit Reitern ausgestattet. Ich fand das eine längst überfällige, aber dennoch sinnvolle Neuerung. Auch ein halbes Jahr später nutze ich die Reiter gern und zunehmend gewohnheitsmässig: Ich sorge dafür, dass ich nur ein Explorer-Fenster offen habe, in dem alle notwendigen Ordner als Reiter geöffnet sind.

Doch je mehr ich mich an diese Reiter gewöhne, desto stärker stört mich ein Manko: Warum merkt sich dieser Explorer die offenen Reiter nicht? Denn es liegt auf der Hand, dass viele Leute ein paar Ordner haben, mit denen sie ständig arbeiten. Bei mir ist es der Download-Ordner, das Verzeichnis Dropbox (das noch so heisst, obwohl ich die Dropbox-App nicht mehr nutze), Desktop und den Ordner Material aktuell, in den ich mein Recherche-Material lege.

Es wäre äusserst praktisch, wenn diese Ordner beim Start bereits allesamt geöffnet wären. Ich bräuchte sie nicht von Hand nach Bedarf aufzurufen und wenn sie immer in der gleichen Reihenfolge erscheinen würde, könnte ich mich daran gewöhnen, sie «blind» anzusteuern. Das Konzept der angepinnten Reiter hat sich schliesslich auch beim Browser durchgesetzt.

Ein Script, das alle benötigten Ordner als Reiter öffnet

Es gibt leider keine Möglichkeit, den Windows-Explorer dazu zu bringen, nach einem Neustart die zuletzt offenen Reiter wieder zu öffnen und auch das Anpinnen ist nicht vorgesehen. Aber es gibt eine Methode, die fast so gut (?) ist: Nämlich ein Script, das den Windows-Explorer startet und dann Tastaturbefehle sendet, die die gewünschten Ordner nacheinander als Reiter öffnet. Dieses Script habe ich bei Neowin entdeckt.

Das Resultat der Bemühungen: Ein Explorer-Fenster, in dem alle benötigten Ordner parat sind.

So sieht es aus¹:

Set oShell = CreateObject("WScript.Shell")
oShell.Run("""C:\windows\explorer.exe""")
WScript.Sleep 1000
oShell.AppActivate "Windows-Explorer"
WScript.Sleep 500
oShell.SendKeys "^l"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "PATH1"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "{ENTER}"
' Block Anfang
WScript.Sleep 500
oShell.SendKeys "^t"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "^l"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "PATH2"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "{ENTER}"
' Block Ende

Dieses Script wird in einen Texteditor eingefügt und mit der Endung .vbs gespeichert, also z.B. als Persistent Windows Explorer Tabs.vbs.

Vorher müssen wir natürlich die Pfade unseren Wünschen anpassen, also die gelb hinterlegten Platzhalter Path1 und Path2 durch echte Pfade ersetzen.

Falls wir mehr als zwei Ordner öffnen wollen, fügen wir einfach weitere Blöcke an – damit klar ist, welchen Teil wir dafür wiederholen müssen, habe ich ihn im Code mit Block Anfang und Block Ende markiert².

Sehr robust ist das nicht

Und ja, das ist ein fürchterliches Gebastel: Ein Script, das Tastatureingaben schickt und über Sleep-Befehle Verzögerungen einbaut, damit die ferngesteuerte Anwendung hoffentlich hinterherkommt, das kann gar nicht robust sein. Denn sollte der Benutzer während der Ausführung des Scripts selbst tippen oder klicken, dann schlägt die Aktion fehl. Das ist auch der Fall, wenn die ferngesteuerte App mehr Zeit benötigt, als vorgesehen war. Trotzdem – dieses Script ist besser als gar nichts.

Um das Script griffbereit zu haben, deponieren wir eine Verknüpfung im Startmenü³. Wir können auch probieren, ob es funktioniert, wenn wir das Script automatisch beim Windows-Start ausführen lassen. Meine (inzwischen belegte) Vermutung ist, dass das wegen der fehlenden Robustheit nicht der Fall ist. Aber Probieren geht über Studieren!

Fussnoten

1) Gegenüber dem Original waren Anpassungen nötig: Das Script von Neowin sendet das Tastaturkürzel Ctrl d (oShell.SendKeys "%d"), um zur Adressleiste zu gelangen und dort den Namen des zu öffnenden Ordners einzutragen. Bei einer deutschsprachigen Windows-Installation funktioniert das nicht, hier ist das Tastaturkürzel Ctrl l (oShell.SendKeys "%l") notwendig. Ausserdem ist der Explorer nicht über Explorer, sondern über Windows-Explorer zu aktivieren.

Ferner habe ich festgestellt, dass beim Öffnen vieler Ordner die Wartezeit von 300 Millisekunden zu kurz ist. Darum habe ich sie in meiner Variante auf 600 Millisekunden erhöht.

2) So sieht das ganze Script bei mir aus:

Set oShell = CreateObject("WScript.Shell")
oShell.Run("""C:\windows\explorer.exe""")
WScript.Sleep 1000
oShell.AppActivate "Windows-Explorer"
WScript.Sleep 500
oShell.SendKeys "^l"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "C:\Users\matth\Downloads\"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "{ENTER}"
' Block Anfang
WScript.Sleep 500
oShell.SendKeys "^t"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "^l"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "C:\Users\matth\Documents\Dropbox"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "{ENTER}"
' Block Ende
WScript.Sleep 500
oShell.SendKeys "^t"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "^l"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "C:\Users\matth\Desktop\"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "{ENTER}"
WScript.Sleep 500
oShell.SendKeys "^t"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "^l"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "C:\Users\matth\Documents\Artikel\Material aktuell"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "{ENTER}"
WScript.Sleep 500
oShell.SendKeys "^t"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "^l"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "C:\Users\matth\Documents\Homepage\Medien"
WScript.Sleep 600
oShell.SendKeys "{ENTER}"

3) Damit die Verknüpfung im Startmenü auftaucht, legen wir sie in den Ordner C:\Users\[Benutzername]\AppData\Roaming\Microsoft\Windows\Start Menu\Programs. Am einfachsten gelangen wir über den Shell-Befehl shell:Programs dorthin. Wie man diese Systemvariablen verwendet, beschreibe ich im Beitrag Zum Nachschlagen 2: Windows-Abküs.

4) Verknüpfungen, die beim Windows-Start automatisch ausgeführt werden sollen, müssen im Ordner C:\Users\[Benutzername]\AppData\Roaming\Microsoft\Windows\Start Menu\Programs\Startup deponiert werden. Dieser ist am schnellsten über den Shell-Befehl shell:Startup (siehe vorheriger Fussnotenpunkt) zugänglich.

Beitragsbild: Der Windows-Explorer, der sich nicht erst noch die Schuhe zubinden muss (Andrea Piacquadio, Pexels-Lizenz).

5 Kommentare zu «Windows Explorer: Alle wichtigen Ordner automatisch offen»

  1. Völlig Revolutionär wäre nun, wenn man zwei Ordnerfenster nebeneinander hätte, um Dateien leicht hin und her zu kopieren zu können. Sollte man gleich patentieren lassen. #duckundweg 🙂

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