Die Dateiverwaltung bei Text-basierten Betriebssystemen wie DOS ist eine mühsame Angelegenheit. Man navigiert mit dem cd-Befehl durch die Verzeichnisstruktur, lässt sich mit dir den Inhalt eines Ordners anzeigen und platziert Dateien mit copy und move um.
Damit diese Befehle greifen, muss man den Dateinamen wissen und auch die Pfade des Quell- und des Zielordners präsent haben. Das erschien auch den Computerpionieren mitunter als umständlich, weswegen John Socha 1986 mit seinem Norton Commander für Furore sorgte. Das DOS-Programm war Text-basiert, und stellte den Ordnerinhalt als übersichtliche Liste dar. Und, als eigentlicher Clou, verwendete es eine zweigeteilte Ansicht. Vertikal geteilt, standen zwei Ordner nebeneinander. Um Dateien zu verschieben, öffnete man links den Quell- und rechts den Zielordner und konnte Dateien nun einfach markieren und dann durch einen Tastenbefehl verschieben oder kopieren.
Die legendäre zweigeteilte Ansicht
Diese zweigeteilte Ansicht macht die Sache so einfach, dass auch heute noch viele Anwender zwei Explorer-Fenster nebeneinander anordnen. Wenn man bei Windows mit Kopieren und Einfügen arbeiten, die Verschieben-/Kopieren-Befehle aus dem Menü nutzen oder auf Ordnerfavoriten zurückgreifen würde, wäre das zwar nicht nötig – doch alte Gewohnheiten sterben langsam.
Darum erfreut sich ein Shareware-Programm seit nun fast zwanzig Jahren ungebrochener Beliebtheit. Seit 1993 entwickelt Christian Ghisler Total Commander. Dieses Programm arbeitet wie gehabt mit der vertikalen Zweiteilung. Alte Hasen arbeiten somit wie seit eh und je – und das Programm eignet sich auch für Leute, die bei ihren frei schwebenden Explorer-Fenstern mitunter die Übersicht verlieren.
Total Commander hat aber noch zwei weitere Stärken.
Zum einen ist das Programm vielseitig anpassbar. Die Dateilisten lassen sich flexibel sortieren und filtern und es ist möglich, eigene Spalten hinzufügen, in denen beliebige Dateiinformationen ersichtlich sind und zur Sortierung und Selektion verwendet werden können. Es gibt eine grosse Zahl an Konfigurationseinstellungen, mit denen man das Programm im Detail seinen Bedürfnissen anpasst: Die Schriftart und -grösse für die Dateilisten, die Farben der Markierungen, die Symbolleisten und Dutzende weiterer Einstellungen lassen sich in den 22 Reitern des Konfigurationsdialogs vornehmen.
Es gibt nichts, was Total Commander nicht kann
Zum anderen übernimmt das Programm auch viele Funktionen, die im Windows-Explorer nicht vorhanden sind und über Extra-Programme abgedeckt werden müssen.
Die Software kann ZIP- und andere Archive schnüren und auspacken, Verzeichnisinhalte vergleichen und synchronisieren, Dateien nach ihrem Inhalt vergleichen, den Namen der markierten Dateien in die Zwischenablage stellen, Dateien codieren und decodieren bzw. aufsplitten und zusammenfügen, Prüfsummen erstellen und kontrollieren und sich die markierten Dateien merken – eine solche Auswahl kann auch in einer Datei gespeichert und wiederhergestellt werden. Es gibt von Textdokumenten und diversen Audio-, Video- und Grafikformaten eine Vorschau und für Webmaster ist ein FTP-Client eingebaut.
Die Suchfunktion ist äusserst ausgeklügelt und erlaubt es, den Suchbereich nach diversen Kriterien (Dateityp, Alter, Attribute, Grösse, Name, Dateiinhalt) einzugrenzen und selbst die Verwendung regulärer Ausdrücke ist vorgesehen. Müssen Dateien umbenannt werden, ist das sehr hilfreich.
Obendrein ist es auch möglich, Dateilisten auszudrucken – eine Funktion, die viele beim Windows-Explorer seit Jahren vermissen. Und als ob das nicht genug wäre: Das Programm lässt sich über Plugins noch zusätzlich erweitern und andere populäre Shareware-Programme wie IrfanView oder XnView können eingebunden werden.
Fazit: Total Commander ist ein ausgereiftes Programm zur Dateiverwaltung, das im wortwörtlichen Sinn alles kann. Der Preis von 32 Euro mag als hoch erscheinen, aber als intensiver Nutzer kann man im Computeralltag nicht nur viel Zeit sparen. Das Programm ersetzt auch eine Unzahl von Hilfsprogrammen wie Dateiarchivierer, Umbenennungsprogrammen, Viewern und Transfer-Managern. Wer mit dem Windows-Explorer oft an Grenzen stösst, sollte einen Blick auf die kostenlose Testversion von Total Commander werfen.
www.ghisler.com
Eine kostenlose, aber nicht so leistungsfähige Alternative ist FreeCommander.
Genau, das ist mein absoluter Klassiker. Und das Beste: Sein Nachfolger TotalCommander für Android ist auch schon seit Jahren in Gebrauch und genauso vielseitig wie ein dickes Schweizer Taschenmesser.
Ich hoffe, dass es Christian Ghisler noch recht lange „macht“, denn Alternativen sind keine auszumachen.
Auch die anderen unter https://www.derbund.ch/uralt-programme-die-noch-immer-grossartig-sind-508357037156 erwähnten Programme sind bei mir seit einer gefühlten Ewigkeit in Gebrauch:
– IrfanView (habe ich für meinen Sohn gefunden als er noch klein war 🙂
– 7-ZIP
– Firefox / Thunderbird
– Winamp (leider nicht mehr in Nutzung, da es eine Datenschleuder geworden ist)
– VLC Player
Die längste Lebensdauer haben OpenSource Programme, weil sie nicht dem Diktat einer Firma unterworfen sind und auch nicht von neidischen Konkurrenten aufgekauft werden können, wie z.B. die kommerzielle, aber super gute Cloudlösung WUALA (https://www.itmagazine.ch/artikel/55993/Schweizer__Speicherwolken__im_Praxistest.html)
Michi (Basel)
Lustig, ich brauche auch jedes einzelne davon noch fast täglich. Merci für die Rückmeldung!