Ein Bot, der für uns die Hausaufgaben macht

Warum selbst lesen, wenn ein Bot ein PDF innert Sekun­den ana­ly­siert und uns jeg­liche Fragen da­raus be­ant­wor­tet? Ich habe chatpdf.com getestet und gute Aus­künf­te erhal­ten – wurde aber auch aufs Glatt­eis ge­führt.

Die Idee klingt absurd – doch schon beim ersten Ausprobieren fand ich Gefallen daran. An chatpdf.com nämlich, wo wir mit einer PDF-Datei chatten können.

Das funktioniert so, dass wir unsere Datei hochladen und daraufhin eine Zusammenfassung erhalten. Das ist per se schon praktisch, aber noch nicht alles:

Offensichtlich berücksichtigt ChatPDF nicht nur die Informationen im Dokument.

Wir können Fragen zum Inhalt des Dokuments stellen und erhalten Auskünfte. Der Clou ist, dass der Bot bei seiner Antwort berücksichtigt, ob die Information im Text enthalten ist oder nicht. Bei meinem Test habe ich das mit einem PDF ausprobiert, in dem ich einige Artikel zu der beliebten «Ich bin gerade nicht im Büro»-E-Mails gesammelt habe (mittels Printfriendly). Ich habe gefragt, wann denn der Autoresponder erfunden worden sei und diese Antwort erhalten:

Es tut mir leid, aber ich konnte auf den angegebenen Seiten keine Informationen darüber finden, wann der Autoresponder erfunden wurde. Autoresponder gibt es jedoch schon seit mehreren Jahrzehnten und wurden wahrscheinlich in den Anfängen der E-Mail-Kommunikation entwickelt.

Bot, mach meine Uufzgi!

Damit liegt der Einsatzzweck dieses Werkzeugs auf der Hand: Es richtet sich an faule Schülerinnen und Studenten, die anhand eines Texts eine Hausaufgabe erledigen sollten. Und ja, ChatPDF tut genau das, was wir uns während unserer Schulzeit nicht in den kühnsten Träumen auszumalen wagten: Wir müssen den aufgetragenen Text noch nicht einmal lesen, sondern nur durch diesen Webdienst jagen, um souverän die gewünschten Auskünfte zu erteilen.

Und ja, Lehrerinnen und Professoren müssen um das Schummelpotenzial von diesen Sprachmodellen wissen. Das bedeutet, dass derlei Verständnisaufgaben nicht mehr unbeaufsichtigt durchgeführt werden können. Nein, es ist leider nötig, die Studis an die Tafel zu holen und ihr Wissen im Kreuzverhör aus ihnen herauszuholen. Oder ihnen die Fragen im Klassenzimmer zu unterbreiten, wo sie nicht eben mal unauffällig eine kleine ChatPDF-Session einlegen können.

Klappt das auch für ganze Bücher?

ChatPDF erklärt auch ganze Bücher – aber nur gegen Geld.

Ich habe natürlich ausprobiert, was passiert, wenn ich nicht bloss ein paar Seiten, sondern ein ganzes Buch bei ChatPDF abwerfe. Daraufhin kam prompt der Hinweis auf den Plus-Plan: Der kostet fünf US-Dollar im Monat und erlaubt die Analyse von PDFs mit 2000 Seiten Maximum und einer Grösse von 32 MB, sowie fünfzig PDFs pro Tag und tausend Fragen. Die Gratisvariante beschränkt die PDFs auf 120 Seiten und zehn MB. Und sie erlaubt die Analyse von drei PDFs pro Tag und fünfzig Fragen.

Bleibt eine Frage: Kann ChatPDF auch Deutsch? Ich habe dem Bot zur Klärung dieser Frage ein PDF des Artikels Wellenritt ins Ungewisse über 5G der Republik vorgesetzt. Und siehe da: Die Analyse funktioniert auch hervorragend in Deutsch. Allerdings: Von meiner Suggestiv-Frage, ob 5G wirklich gefährlich sei, lässt sich der Bot zu weit vom Dokument wegführen, ohne das wirklich kenntlich zu machen.

Leider falsch

Erstens ungenau, zweitens falsch.

Die Antwort stimmt zwar mit der Aussage aus dem Artikel überein, bezieht sich aber nicht konkret auf die Argumentation im Text.

Zu einer weiteren Frage («Wer ist Pascal Grieder?») antwortet ChatPDF:

Leider kann ich keine Informationen zu Pascal Grieder finden. In den gegebenen Seiten wird nur Pascal Sigg erwähnt, der Autor des Artikels «Wellenritt ins Ungewisse» und Teil 1 des Mobilfunkreports.

Das ist nun definitiv falsch. Im Text wird Pascal Grieder als Chef von Salt eingeführt, und er kommt mit einem Zitat zu Wort. Es bleibt dabei: Auch ChatPDF ist ein KI-Werkzeug, das uns Zeit sparen kann – dem wir aber keinesfalls vorbehaltlos vertrauen dürfen.

Beitragsbild: Soo fleissig! (Adobe Firefly: «A robot student, who reads a book and takes notes.»)

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