Ein Browser, der schnüffelnde Android-Apps stoppt

Der Duck Duck Go Privacy Browser im Test: Als Ersatz für Firefox, Chrome oder Safari überzeugt er mich nicht. Doch die Funktion gegen das Tracking durch Android-Apps ist grossartig.

Duck Duck Go ist eine Suchmaschine, die sich durch Datenschutz auszeichnet: Anders als die beiden Konkurrenten Google und Bing werden keine Profile der Nutzer erstellt. Nun gibt es von Duck Duck Go nicht nur die Suchmaschine, sondern auch den Privacy Browser, der für Android und fürs iPhone und iPad existiert.

Der Suchmaschinenhersteller ist dabei, auch einen Desktop-Browser zu entwickeln. Den gibt es seit einem Monat als Beta-Version für den Mac. Natürlich werde ich mir den auch ansehen, aber in diesem Blogpost geht es um den mobilen Privacy Browser. Immerhin ist zu der Mac-Version anzumerken, dass die nicht nur Tracker ausschaltet, sondern auch die Cookie-Consent-Banner, wie der ein «Wired»-Autor lobend anmerkt.

Und bevor ihr fragt: Bei der mobilen Version, dem Privacy Browser für Android und das iPhone, werden die Cookie-Banner nicht beseitigt.

Duck Duck Go gibt dem Konkurrenten Google keine gute Note.

Aber auch bei dem ist der Schutz der Privatsphäre das Alleinstellungsmerkmal: In der Adressleiste zeigt über ein links neben der Adresse angeordnetes Symbol zu jeder Website im Privatsphäre-Dashboard eine Einschätzung bezüglich Datenschutz an. Meine Website hier erhält die Note B+, was eine weit verbreitete Zensur zu sein scheint. Konkurrent Google erhält ein D, wobei vor allem die «schlechten Datenschutzpraktiken» negativ gewertet werden.

Webseiten feuerfest machen

Die zweite, entscheidende Funktion ist der Flammen-Knopf rechts neben der Adressleiste. Er löscht die Browser-Daten – also ungefähr so, wie wenn wir bei einem Desktop-Browser die Tastenkombination Ctrl Shift Del betätigen. Es gibt indes die Möglichkeit, Websites einzeln von dieser Löschaktion auszunehmen: Dazu tippen wir auf den Menüknopf rechts oben und wählen Diese Website feuerfest machen. Das ist angezeigt für Websites, bei denen wir eingeloggt sind und eingeloggt bleiben möchten. Im Menü gibt es auch den Befehl Datenschutz deaktivieren, über den wir die Anti-Tracking-Massnahmen für die gerade geöffnete Website abschalten – das ist dann notwendig, wenn die Website wichtig ist und nicht richtig funktioniert.

Abgesehen vom Datenschutz hat der Privacy Browser die üblichen Funktionen: Wir können Lesezeichen anlegen und Seiten als Favoriten definieren. Die Favoriten erscheinen beim Öffnen eines neuen Reiters. Wir können ausserdem die Desktop-Ansicht anfordern, nicht richtig funktionierende Sites melden und die Seite teilen.

Der Schutz der Privatsphäre allein reicht nicht

Wer hätte das gedacht? Dieses Free-to-Play-Spiel schnüffelt, was das Zeug hält.

Damit sind wir beim Fazit: Der Privacy Browser erfüllt seinen Zweck, hat aber das gleiche Problem wie alle Produkte, die den Datenschutz ins Zentrum rücken: So wichtig der Schutz der Privatsphäre auch ist, er taugt meines Erachtens nicht als Alleinstellungsmerkmal – weder bei Suchmaschinen noch bei Browsern. Ein schlechter Datenschutz wäre höchstens ein Ausschlusskriterium, der mich dazu bringen würde, ein ansonsten gutes Produkt nicht zu verwenden. Aber die Kriterien, anhand denen ich meine Wahl treffe, sind Vielseitigkeit, Flexibilität und Leistung.

Dem Privacy Browser fehlen ein paar Dinge, damit er für mich eine echte Alternative sein kann. Der zentrale Punkt ist die Synchronisation: Ich brauche einen Browser, der die Lesezeichen, den Verlauf und die Login-Daten mit dem Desktop abgleicht. Darum nutze ich Firefox: Er führt diesen Abgleich durch – und bei den Funktionen gegen die Tracker und Datensammler ist das Surfprogramm von Mozilla auch nicht so schlecht.

Ich bin gespannt, ob diese Einschätzung auf für die Mac-Version zutrifft: Dort ist die Fallhöhe noch grösser, weil ich am Desktop meine Browser mit einigen Plugins ausgestattet habe, auf die ich auf keinen Fall verzichten will.

Für Brave wirds eng

Der Privacy Browser blockiert nicht nur das Tracking in Dritt-Apps, sondern informiert auch, wer hier gerade schnüffelt.

Darum ist Duck Duck Go Privacy Browser meines Erachtens keine echte Konkurrenz für Nutzerinnen und Nutzer, die sich bewusst für Firefox oder aber auch für Google Chrome, Edge oder Safari entschieden haben. Er kann aber sehr wohl als Ersatz für einen Datenschutz-affinen Browser wie Brave (Der König der Tiere unter den Browsern) dienen, der manchen Leuten im Kern gefällt, aber der mit seinen seltsamen Affiliate-Praktiken negativ auffällt.

Es gibt indes eine Funktion, die mich zumindest am Android-Telefon dazu bringen könnte, den Privacy Browser installiert zu lassen. Das ist die Funktion, die das Tracking der Apps auf dem Telefon einschränkt. Sie befindet sich derzeit in einem Beta-Test.

Um diese Funktion zu aktivieren, tippen wir auf den Menüknopf und Einstellungen. Hier scrollen wir zum Abschnitt Mehr von Duckduckgo. Wir tippen auf Schutz gegen App-Tracking (Beta) und aktivieren die Funktion.

Das Stoppen der Tracker in den Dritt-Apps funktioniert bestens

Die interessante Frage lautet nun, wie dieser Tracking-Schutz funktioniert. Wie hier ausgeführt, ist es nicht ganz so einfach, App-Tracker aufspüren. Und es ist noch viel schwieriger, sie unschädlich zu machen. Eine gut funktionierende Methode ist ein Eingriff in den Netzwerkverkehr, bei dem die Tracker-Aufrufe blockiert werden. Dafür nutzen viele Leute ein Pi-hole. Ich habe NextDNS im Einsatz (Die Firewall für die ganze Familie).

So ähnlich scheint das auch der Privacy Browser zu tun. Der Datenverkehr der Apps wird via VPN umgeleitet, damit die unerwünschten Aufrufe zu bekannten Tracker zu blockieren. Allerdings ist der VPN-Server nicht im Netz, sondern läuft lokal auf dem Android-Gerät.

Ich nutze diese Funktion erst seit Kurzem, aber sie macht einen ausgezeichneten Eindruck. Bei eineigen Tests mit notorischen Datensammlern (Free-to-Play-Spieleherstellern) wurden hinterher tatsächlich diverse blockierte Tracker rapportiert.

Und das ist nun eine echte Empfehlung: Denn Privacy Browser tut das auch, wenn wir unseren angestammten Browser benutzen, egal, von welchem Hersteller der auch kommt.

Beitragsbild: Im Web und Apps sind Schnüffelnasen nicht so niedlich wie diese hier (Pixabay, Pexels-Lizenz).

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