Ob das Mail nun tot ist, noch ein bisschen zuckt oder weiterhin die bevorzugte Kommunikationsform ist, hängt vor allem von zwei Dingen ab: Vom Alter und der Beschäftigung. Wer eher älter ist und beruflich kommuniziert, wird das Mail nach wie vor schätzen. Aus Gewohnheit, und weil die elektronische Post einige Vorteile gegenüber den neuen Kommunikationsformen hat. Einer der Vorteile ist, wie im Beitrag Allzu vergängliche Spuren der Kommunikation beschrieben, dass Vorgänge dokumentiert werden und sich auch Jahre später noch nachvollziehen lassen.
Für die jüngeren Nutzer sind die Messenger, die sozialen Medien und Kuriositäten wie Snapchat wichtiger. Könnte man zumindest meinen. Und «Techcrunch» hat vor drei Jahren auch genau das behauptet: Email is dying among mobile’s youngest users.
Die Millenials würden E-Mail lieben, behauptet «Forbes»
Doch wie so oft gibt es auch die Gegenbehauptung: New Study Finds Millennials Are Actually Obsessed With Email, hat «Forbes» dagegengehalten. Die Studie stammt von Adobe, und da heisst es Folgends:
In fact, younger people are even more likely than other age groups to bring their email obsessions into every part of their day – from workouts, to eating with friends and family, and even driving (stop that last one!).
Da könnte man auf die Idee kommen, dass die Generation Y, wie die Millennials in Deutsch heissen, gar keine besondere Begeisterung fürs E-Mail haben, sondern sämtlliche Tätigkeiten an ihren Smartphones und Tablets auf die Spitze treiben. Ich stelle mir das so vor, dass ein moderat e-mailender Millennial immer noch krasser kommuniziert als ein E-Mail-Extremist meines Alters.
Aber ob diese Vermutung zutrifft, das müsste ein Technologiesoziologe untersuchen. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass auch die junge Generation diese altehrwürdige Kommunikationsform gerne nutzt.
Und wo wir schon bei den Statistiken sind: Da würde der gesunde Menschenverstand einem einflüstern, dass die Mailprogramme auf dem Rückzug sind und die allermeisten Leute ihre elektronische Post per Webmail erledigen. Die grosse Ausnahme dürfte das Smartphone sein: Am kleinen Bildschirm funktionieren die Webmail-Anwendungen schlecht, weswegen man auf den Mobilgeräten doch lieber eine App benutzt.
Webmail verliert an Bedeutung
Wenn man dieser Infografik hier glauben darf, dann gehen die Nutzerzahlen beim Webmail zurück – allerdings nicht ganz so stark wie die bei den Desktop-Mailprogrammen. Das liegt daran, dass die mobilen Plattformen massiv zugelegt haben: zwischen 2011 von acht auf 55 Prozent. In der gleichen Zeit ging die Nutzung am Desktop von 58 auf 19 Prozent zurück. Das Webmail ging von 34 auf 26 Prozent zurück, was vergleichsweise moderat ist.
Gut, 2015 als letzter Datenpunkt ist nicht brandaktuell. Ich habe leider keine neuere Studie gefunden. Eine Umkehr des Trends würde mich jedoch sehr überraschen – und dafür habe ich keinerlei Anzeichen gefunden.
Mit anderen Worten: Leute wie ich, die zumindest noch regelmässig ein Mailprogramm (Thunderbird und – das ist jetzt ein bisschen peinlich – auch Windows Live Mail) aufstarten, sind Anachronisten. Wir verwenden meist auch ein Monokel, einen Gehstock und Sockenhalter, sprechen fliessend Latein und ziehen uns die Hosen bis zu den Brustwarzen hoch.
Ich heule mit den Wölfen…
Aber zu meiner Ehrenrettung kann ich sagen, dass ich ab und zu auch die Mail-App am iPhone nutze und damit wieder voll mit den Wölfen heule. Die iOS-Mail-App (iPhone und iApd komuliert) kommt auf 38 Prozent Marktanteil, behauptet zumindest emailclientmarketshare.com.
Darum hier also ein Video mit zwölf Tipps zu dieser App.
12 Tricks fürs E-Mail am iPhone
Plus hier noch ein Extra-Tipp: Drückt man etwas stärker aufs Mail-Icon (bei iPhones mit 3-D- bzw. Force-Touch), erscheint ein Kontextmenü, aus dem man häufige Mailpartner direkt anschreiben, suchen und direkt zu Mailboxen wie VIP oder Alle wechseln kann.
Beitragsbild: Ein leicht generisches Smartphone-Bild, das beim mobilen Mail sicher nicht verkehrt ist (Adrianna Calvo/Pexels, CC0).