Die App Music Quiz (für iOS und Android) hat ein bestechend simples Konzept: Sie spielt einen Song und will den Titel oder den Interpreten wissen. Dazu kriegt man wie beim Scrabble eine Auswahl an Buchstabentäfelchen, die man in die Lösungsfelder platziert. Wenn man sich nicht sicher ist, kann man die Lösung anhand der Buchstaben erraten.
Das verspricht gute Unterhaltung für Leute wie mich, die sich etwas auf ihre Kenntnisse der Rock- und Popgeschichte einbilden. «Like a prayer» von Madonna? Errate ich nach einem halben Takt. «Beat it» von Michi Jackson sogar nach zwei Millisekunden. Auch zu mehreren müsste das sehr viel Spass machen.
Tut es aber nicht. Leider ist dieses Music Quiz bloss eine weitere dieser Free-to-Play-Apps, die inzwischen zu einer echten Plage in den App-Stores werden. Es gibt keinerlei Möglichkeit einzugrenzen, aus welchem Genre oder Jahrzehnt die zu erratenden Titel stammen. Das Repertoire der App ist komplett willkürlich. Auf Queen folgt ein bescheuerter Rapper, von dem die Welt noch nie gehört hat. Gefolgt von etwas Dahergejazztem, bei dem man den Titel erraten sollte. Was umso schwieriger ist, weil es sich um eine Instrumentalnummer handelt.
Die fast unlösbaren Aufgaben, die einem zum Geldausgeben verleiten wollen
Wenn man einen Titel nicht kennt, dann kann man über eine Taste, die freundlicherweise das Symbol einer Narrenkappe trägt, Hilfe anfordern. Dafür sind allerdings Credits vonnöten. Überzählige Buchstaben löschen kostet 90 Credits, andere Buchstaben anzeigen 60 Credits und die Musik länger vorspielen 80 Credits. Seine Start-Credits hat man nach wenigen Fehlversuchen aufgebraucht, und worauf ein netter Dialog erscheint, der einem zum Kauf neuer Credits verleitet. 2000 Credits kosten 5,99 Dollar, 350 Credits 99 Cent. Das ist kostenintensiv, denn für sechs Dollar kann man sich gerade 22-mal neue Buchstaben anzeigen lassen.
Entsprechend habe ich diese App mit einem Stern bewertet. Und zwar sowohl im Play-Store als auch bei iTunes. Ohne zu zahlen, ist diese App unspielbar. Es sei denn, man hat ein zweites Smartphone griffbereit, mit dem man via Shazam oder Soundhound das Rätsel knackt. Aber dann kann man es genauso gut bleiben lassen.
Ich finde es okay, wenn eine Gratis-App die Gelegenheit wahrnimmt, per In-App-Kauf ein paar Geldeinheiten einzuspielen. Das könnte sie allerdings auch auf eine Weise tun, ohne den Spieler zum Credit-Kauf zu nötigen. Gerade ein Musik-Quiz bietet dazu unendlich viele Möglichkeiten. Wieso nicht die erratenen Titel über einen Affiliate-Link zum Kauf anbieten?
Es wäre sinnvoll, Kategorien wie «Aktuelle Hits aus den Billboard Hot 100» oder «Glam Rock aus Grossbritannien» anzubieten. Über einen In-App-Kauf könnte man sich dann weitere Kategorien dazubuchen, zum Beispiel «Neue Deutsche Welle» oder «Berner Mundart-Troubadoure». Oder weiss der Geier was, die Auswahl wäre riesig. Auch ein Multiplayer-Feature wäre etwas, wofür ich zwei Franken springen lassen würde.
Das ist eine Verschleierung des wahren Preises
Fazit: Ich finde es wirklich ermüdend, dass ich je länger je mehr Zeit mit solchen Apps vergeuden muss, die ihren wahren Kaufpreis verschleiern. Es ist leider festzustellen, dass inzwischen ein erheblicher Teil der Anbieter in den App-Stores das In-App-Kauffeature missbrauchen.
Das Publikum scheint das im Grossen und Ganzen nicht zu stören – und drum haben die Store-Wächter bei Apple und Google auch nicht das Gefühl, einschreiten zu müssen. Trotzdem scheint die ursprüngliche Idee der In-App-Käufe – nämlich einen echten Zusatznutzen zu bieten, ohne dass die Grundfunktionalität einer App infrage gestellt wäre – immer mehr zu leiden.
Das hat aber auch sein Gutes: So könnte ein App-Store, der solche Praktiken nicht erlaubt, zu unerwarteter Attraktivität gelangen. Sprich: Das ist eine Chance für die Konkurrenz.