Den M-Modus zelebrieren

Die Nikon Df in einem ersten Augenschein: Eine Kamera, die selbst bei Kerzenlicht tolle Fotos macht – mein Budget aber leider sprengt.

Das Christkind hat mir letztes Jahr eine Nikon Df vorbeigebracht. Das Christkind hat mir dann allerdings eingebläut, die Kamera sei nicht zum Behalten. Es handle sich um ein Leihgerät zum Testen.

Ich war im ersten Moment natürlich etwas enttäuscht. Die Enttäuschung verflog, als mir das Preisschild vor die Nase kam. Die Kamera beläuft sich, mit dem 50-mm-Kit-Objektiv, auf satte 2981 Franken. So teure Weihnachtsgeschenke sind, da kann man die Sache drehen und wenden wie man will, überzogen und ein kapitalistischer Auswuchs.

Perfekte Lowlight-Fotos! (Matthias, beleuchtet von drei Kerzen und einer Lichterkette.)

Also ging ich als Profi an die Sache heran und habe die Kamera für den Tagesanzeiger getestet, indem ich sie für meine Feiertagsfotografie benutzt habe. Auf die technischen Details brauche ich an dieser Stelle nicht herumzureiten, das machen andere ausführlicher.

Ich hätte gerne eine Kamera mit Vollformatsensor

Ich erlaube mir aber, meinen persönlichen Eindruck breitzutreten.

Die Nikon Df führte mir vor Augen, dass ich sehr gerne eine Vollformatkamera hätte. Meine D7000 verwendet bekanntlich das DX-Format, die Df einen CMOS-Sensor im vollen Kleinbildformat.

Das macht in meinen Augen ästhetisch einen wesentlichen Unterschied. Und mit ihrem ISO-Bereich bis 12’800 gibt sie einem mehr Flexibilität als die D7000 mit ihrem Maximum von 6400. Ganz zu schweigen vom tollen Rauschverhalten. Auch bei ISO 8000 muss man eine Aufnahme in der 100-Prozent-Zoomstufe betrachten, um überhaupt ein Rauschen zu entdecken.

Fotografisches Understatement

So verlockend das ist: Für meine fotografischen Bedürfnisse ist die Vollformat-Liga nach wie vor zu teuer. Kommt hinzu, dass ich mein geliebtes DX-Fischauge – und vielleicht auch das 70-300mm¹ – ersetzen müsste. Es wollte an der Df ums Verr***en nicht auslösen. Die Kamera zeigte aus mir nicht ersichtlichen Gründen einen Blendenfehler, sogar bei der vollmanuellen Einstellung. An der D7000 funktioniert das Objektiv jedenfalls klaglos.

Das an die F3 angelehnte Retro-Design wirkt unscheinbarer als die klassische, eher bullige Nikon-Spiegelreflex, und ist im Vergleich zu einer D3 geradezu zierlich. Das gefällt mir, da man mit ihr viel weniger einen Paparazzo-Eindruck hinterlässt. Die Df drückt fotografisches Understatement aus.

Rädchen statt Menüs

Das eigentliche Highlight an der Kamera sind die Einstellrädchen, die bei den allermeisten Kameras fehlen, weil die korrespondierenden Parameter von der Kamera automatisch gewählt werden oder weil die Ingenieure sie aus Rationalisierungsgründen in irgend ein Menü verbannt haben. Die Df hat Rädchen für die Belichtungszeit, ISO-Zahl und Belichtungskorrektur. Noch nie war es für Fotografen mit einem gesunden Misstrauen gegenüber dem Automatikmodus, den M-Modus zu zelebrieren.

Ich habe vor allem das ISO-Einstellrad schätzen gelernt. Das hat aber wiederum mit meiner Schussligkeit zu tun. Wenn ich nächtens die ISO-Zahl hochdrehe, vergesse ich regelmässig, sie wieder auf 200 oder 400 zurückzudrehen. Bei der Df ist mir das nie passiert.

Wenn man die Automatik bemüht, hat das den Effekt, dass die Kamera die Belichtung und (mit Auto-ISO) auch die Belichtung selbst festlegt. Diese Werte korrespondieren nicht mit den Einstellungsrädern – logisch, denn sonst müsste ein kleiner Motor die Rädchen in die richtige Position drehen, was ein Unsinn wäre. Irritierend ist das trotzdem.

Die Df speichert 16 Megapixel-Fotos (3280×4928 Pixel) auf der Speicherkarte. Die NEF-Dateien sind 33,8 MB gross. Als fleissiger RAW-Fotograf wird man es mit beachtlichen Datenmengen zu tun bekommen, sodass man die Kamera nicht kaufen sollte, wenn man keine ausbaufähige Strategie fürs Datenmanagement und das Backup hat. Die Df hat keinen eingebauten Blitz. Den vermisse ich halb. Da man mit ISO 8000 (wie erwähnt) rauscharm fotografiert, kann man es sich sparen, an einer schummrigen Party die Leute totzublitzen. Für Aufhellblitze ist ein eingebauter Blitz aber trotzdem ganz nützlich.

Toll, aber nicht für mich

Fazit: Eine tolle Kamera, die den Foto-Enthusiasten mit einer Neigung für den manuellen Modus viel Freude macht. Ich gehöre aber definitiv nicht in diese Kategorie. Ich würde meinen Stil als dokumentarisch bezeichnen, und deswegen arbeite ich gerne und oft im P-Modus (und auch wenn man das nicht laut sagen darf: Manchmal drehe ich das Rädchen sogar auf die Position mit dem grünen Kamerasymbol). Ich brauche andererseits die Kamera häufig für Video. Fazit: Die Df ist nichts für mich – und trotzdem beneide ich jeden, der sich in ein Christkind-Kostüm gezwängt und sich selbst dann mit dieser Kamera beschenkt hat…

Zwei, drei Testbilder habe ich bei Flickr hochgeladen. Entwickelt habe ich JPG-Dateien. Ich habe zwar RAW-Dateien aufgenommen, aber das NEF-Format der Df wird von Lightroom im Moment noch nicht unterstützt.

Fussnoten

1) AF Nikkor ED; eine Übersicht zur Nikon-Terminologie gibt es hier.

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