Fotografische Effekthascherei (und trotzdem schön)

Was Instagram und auch Hipstamatic betreiben, ist Effekthascherei der billigen Art und Fastfood-Fotografie. Aber Spass macht es trotzdem

Als ernsthafter Fotograf oder gar Bildkünstler hat man keine Wahl, als Instagr.am in Bausch und Bogen zu verdammen. Was die App betreibt, ist Effekthascherei der billigsten Art. Fotos werden mit Zuckerguss verziert und mit optischen Rüschchen versehen. Sie springen sofort ins Auge, selbst wenn das eigentliche Motiv nur mässig überzeugt.

Der rote Turm in Winterthur, hier allerdings bloss in Schwarzweiss.

Instagr.am versieht – ähnlich wie auch Hipstamatic – mit vorgefertigten Effekten: Kontraste werden erhöht, Farben gesättigt und als exquisites Finish erhält das Foto einen schicken Rahmen. 16 Effekte stehen zur Wahl: Von der harten Schwarzweiss-Entwicklung Gotham über den Retro-Look von Toast bis zur trashigen Lomo-fi-Variante braucht man nur die Vorgabe anzutippen und am Schluss die zu wählen, die dem Motiv am meisten schmeichelt. Man pflegt vielfach einen Retro-Look, der dank der quadratischen Zuschneidung ein Polaroid-Feeling aufkommen lässt.

Selbstverständlich gibt es zu Instagr.am auch ein soziales Netzwerk, in dem die Fotos aller Freunde zusammenkommen. Es gibt die Möglichkeit, Bilder zu kommentieren und über den «Gefällt mir»-Knopf für Gut zu befinden. Und man kann direkt aus der App Fotos auch auf Facebook oder Twitter veröffentlichen.

Fastfood-Fotografie – und trotzdem sehenswert

Instagr.am ist Fastfood-Fotografie – aber der App ist zu Gut zu halten, dass nur der Sofort-Lustgewinn an den eigenen Bildern und keinerlei Kalorien mit im Spiel sind. Und auch die Fotos der Freundinnen und Freunde sind absolut sehenswert: Die Spontan-Fotografen im eigenen Social-Network-Bekanntenkreis gehen im Schnitt mit einem hohen Qualitätsbewusstsein ans Werk. Es gibt viele schöne Bilder zu sehen, die den Blick für die Alltagsmotive schulen und Ideen für die kreative Bildbearbeitung liefern.

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