Die fiesen Psycho-Tricks der Online-Psychologen

Hier ist sie, meine neue Rubrik «Der On­line-Shit der Woche»: Und der erste Shit ist die Web­site the­per­so­na­li­ty­lab.org, wo ich leider gar nichts über mich er­fah­ren habe.

In meinem Bestreben, kürzer zu bloggen, habe ich mir eine neue Rubrik ausgedacht, die Der Online-Shit der Woche heissen könnte. Zwar ist der Name etwas anstössig, aber er trifft meine Stossrichtung präzis. Es geht darum, Fehlentwicklungen im Netz anhand eines konkreten Beispiels zu benennen.

Meine Idee sollte anhand des ersten Beispiels klar werden: Ich habe aus Recherchegründen im Netz nach Persönlichkeitstests gesucht. Ihr wisst schon, solche (oft) küchenpsychologischen Veranstaltungen, bei denen man ein paar Fragen beantwortet und dann die Auskunft bekommt, man sei ein verkanntes Genie.

Die Fragen zu beantworten, dauert.

Fündig geworden bin ich bei thepersonalitylab.org: Dort wurde ich aufgefordert, ich solle mich «besser kennenlernen», indem ich hundert Fragen beantworte. Das würde um die zwanzig Minuten dauern. Ich war deutlich schneller, weil ich meine Antwort jeweils spontan und ohne viel Nachdenken geliefert habe. Trotzdem: Ich habe Zeit investiert und persönliche Dinge preisgegeben.

Die älteste aller Verkaufsmaschen

Als der Test durch war, kam aber nicht etwa eine interessante Analyse. Nein, es erschien folgender Hinweis:

Für unseren hochmodernen Persönlichkeitstest ist eine Testgebühr erforderlich: Zur Bestimmung Ihres genauen Persönlichkeitstyp (sic!) sowie Ihrer Stärken und Schwächen ist eine zusätzliche Bearbeitung erforderlich, die durch die Testgebühr gedeckt wird.

Resultate? Nein, bloss eine Zahlungsaufforderung!

Nicht nur das: Es hiess auch, die Antworten seien für «die nächsten 15 Minuten gespeichert» und ein Countdown gab die verbleibende Zeit an.

Das ist eine Methode, die ich unzweideutig zu den Dark Pattern zähle. Das sind Methoden, die Nutzerinnen und Nutzer von Websites und Online-Anwendungen dazu bringen willen, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen.

Missbrauch der .org-Domain?

In dem Fall sollte ich dazu gebracht werden, einen Test zu kaufen, den ich nur aus Neugierde gemacht und bei dem ich vermutet habe, er sei kostenlos. Die Top-Level-Domain .org deutet auf eine nicht kommerzielle Organisation hin.

Der Countdown soll mich zusätzlich unter Druck setzen: Denn wenn ich mich nicht sofort entscheide, ist meine ganze Arbeit futsch.

Das ist psychologische Manipulation: Mit diesem Mittel hat sich thepersonalitylab.org nachhaltig disqualifiziert, denn es zeigt keinen verantwortungsvollen Umgang, und es lässt die psychologische Rücksicht vermuten, die ich von einem Anbieter erwarte, dem ich meine Persönlichkeit offenbare.

Darf man das Betrug nennen?

Die Startseite: Steht hier irgendwo etwas, dass der Test kostenpflichtig ist?

Ich habe auf der Frontseite nachgeschaut: Hier gibt es keinen Hinweis darauf, dass der Test kostet. In den FAQ heisst es: «Wir geben Ihnen Einblicke, nachdem Sie den Test gemacht haben, und die vollständigen Ergebnisse sind ab $19,90 erhältlich», doch im besagten Ergebnis ist nicht einmal eine grobe Analyse enthalten.

Da ich kein Jurist bin, kann ich nicht sagen, ob ich das Betrug nennen darf. Aber immerhin lernen wir, dass die wichtigste Methode, dubiose Websites zu erkennen, nach wie vor greift: Wir müssen in Erfahrung bringen, was der Betreiber über sich selbst preisgibt.

Im Fall von thepersonalitylab.org gibt es auf der Seite «Über uns» nur allgemeines Blabla und keine konkreten Informationen wie Namen oder Adressen. Unter «Kontakt» ist nur ein Formular und eine E-Mail-Adresse zu finden. Solche Intransparenz muss immer ein Warnsignal sein.

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