Kind, mal doch nicht immer, sondern fotografiere auch mal!

Die Nikon Coolpix W150 ist eine Kompaktkamera, die nicht mit tollen technischen Merkmalen punktet, sie sich aber dank Wasserdichtheit und Stossfestigkeit für Kinder eignet.

Neulich hat meine Tochter eine meiner Schreibtischschubladen durchwühlt und die Kompaktkamera von Samsung entdeckt, die ich vor neun Jahren hier im Blog vorgestellt habe und die seitdem in Vergessenheit geraten ist.

Sie wollte sie sofort ausprobieren und weil die Kamera abgeschrieben war, sprach auch nichts dagegen. Nach dem Aufladen war sie wieder einsatzbereit, und die fast Fünfjährige hat mit viel Begeisterung alles abgelichtet, was ihr vor die Linse kam.

Leider war die Freude von kurzer Dauer. Der Akku hat nach Jahren in der Schublade schnell schlappgemacht und war nach drei-, viermaligem Wiederbeleben überhaupt nicht mehr aufzuladen. Keine Frage, dass das Tränen gegeben hat.

Darum habe ich meiner Tochter Ersatz versprochen. Denn das Fotografieren ist eine kreative Beschäftigung, die ich gerne fördern würde. Und noch etwas: Eine eigene Kamera ist auch eine Möglichkeit, sie davon abzuhalten, schon jetzt vom eigenen Smartphone zu träumen. Und auch wenn die Meinungen auseinandergehen, was das richtige Alter für ein Handy oder Tablet ist, bin ich überzeugt, dass dafür die Teeniejahre angebrochen sein müssten.

Kein Spielzeug!

Ich habe mich also nach einer Kinder-tauglichen Kamera umgesehen, die sie zum Geburtstag bekommen sollte. Es gibt diverse auf Spielzeug getrimmte Modelle, die entweder sehr bunt oder mit Micky-Maus-Motiven ausgestattet sind.

So etwas wollte ich explizit nicht: Die Kamera sollte nach Kamera aussehen und auch ernsthaft zu benutzen sein. Ohne den Ehrgeiz zu haben, dass meine Tochter die Fotografie dereinst zu ihrem ernsthaften Hobby macht oder gar zur Starfotografin avanciert, soll sie die Kamera als «erwachsenes» Objekt wahrnehmen. Denn ich bin überzeugt, dass es auch einem Kind ihres Alters einleuchtet, dass Fotografie nicht bloss Zeitvertreib ist, sondern unterschiedliche Zwecke haben kann und eine mächtige Ausdrucksform ist – wie sie es auch beim Zeichnen und Malen erlebt.

Ich habe mich für die Nikon Coolpix W150 entschieden, obwohl die nicht mehr brandneu ist, sondern schon 2019 auf den Markt gekommen ist.

Es gibt sie in Weiss, Blau und Orange. Es existieren auch zwei gemusterte Varianten, die aber bei den Schweizer Händlern vergriffen sind. Bei Galaxus zahlt man 160 Franken, bei Amazon 158 Euro. Die Kamera hat 13,2 Megapixel, eine Brennweite von 4,1 bis 12,3 Millimeter (umgerechnet aufs Kleinbildformat 30–90 Millimeter), eine ISO-Einstellung von 125 bis 1600, zwei Blendenstufen, einen eingebauten Blitz und nimmt Video mit 1080p auf.

Keine Schnecken in 4k

Die technischen Eckdaten sind nicht superbeeindruckend; vor allem die ISO-Zahl würde ich mir heute auch bei einer solchen Kompaktkamera höher wünschen. 4k gehört bei reinen Erwachsenenkameras dazu. Fürs Kindermodell ist es nicht nötig, zumal Kinder dazu neigen, ganz lange Filme auch über eher triviale Dinge zu drehen, und man dann ein halbes Terabyte mit einem Clip wegsichern muss, auf dem zu sehen ist, wie eine Schnecke über den Tisch im Garten kriecht.

Zwei Vorteile machen diese allfälligen Mankos jedoch wett: Die Kamera ist stossfest und kann laut Hersteller aus einer Höhe von 1,8 Metern fallengelassen werden. Und sie ist wasserdicht bis zu zehn Metern, was einerseits ihre Überlebenschancen erhöht, andererseits natürlich auch spannende Experimentiermöglichkeiten eröffnet.

Schliesslich kann man die Bilder mit der Snapbridge-App (iPhone/iPad und Android) per WLAN übertragen, sodass die Kinder ihre Werke auch gleich auf dem grossen Bildschirm des Tablets ansehen und an Freunde und Familie verschicken können. Auch das eine sinnvolle Funktion.

Kinder-gerechte Knöpfe

Die Bedienung finde ich in Ordnung. Es gibt auf der Oberseite drei Knöpfe: Zum Einschalten, zum Auslösen eines Fotos und zum Filmen – das lässt sich gut vermitteln. Auf der Rückseite gibt es einen Wiedergabeknopf, dessen Funktion meine Tochter schon bei der Samsung-Kamera sofort verstanden hat. Ein Steuerkreuz ist fürs Zoomen und fürs Blättern beim Bilderansehen zuständig.

Die Bedienung der Kamera umfasst die vier Knöpfe links und das Steuerkreuz rechts, mit dem hier die Menüpunkte durchgeblättert werden.

Eine Menütaste gibt es nicht. Die Befehle erscheinen in Form farbiger Icons am linken Rand und können über die vier daneben befindlichen Knöpfe betätigt werden. Auf diese Weise stehen die Konfigurationsmöglichkeiten und die diversen Scene-Einstellungen (Aufnahmen bei Nacht, Makro, Essen, Unterwasser, Unterwasser-Gesichtserkennung, Fotos in festen Abständen (Intervallaufnahmen), Fotos in Serie, Feuerwerk, Bei hellem Licht von vorne (Gegnlicht), Spiegel, eine Blase hinzufügen, Neonreklame, Clomiczeichnung, Verträumte Fotos, Spielzeugeffekt (Miniatureffekt), Miniatur filmen, Lichtspuren, Bild-im-Bild), sowie die Nachbearbeitungsfunktionen zur Wahl.

Klar, viele dieser Funktionen lassen sich nicht benutzen, wenn man nicht lesen kann und die technischen Hintergründe nicht durchschaut. Die Bearbeitung und die Scene-Modi dürften sich aber auch einem Kind im Kindergartenalter erschliessen: Bei den Nachbearbeitungen zeigt eine Vorschau den Effekt, bei den Scene-Modi gibt es ein Beispielbild.

Das Kind in mir ist eifersüchtig

Fazit: Ich bin gespannt, wie das Geschenk ankommt und was meine Tochter damit anstellen wird. Eines ist jedenfalls sicher: Mein jüngeres Ich ist gerade furchtbar neidisch. Kinderkameras gab es zu seiner Zeit noch nicht, sodass es noch nicht einmal gewagt hätte, davon zu träumen. Dabei hätte es sicherlich davon profitiert, wenn die Fotografie zu Analogzeiten nicht eine so furchtbar ernste Angelegenheit gewesen wäre…

Kommentar verfassen