Die Swisscovid-App ist kein Batteriekiller

Beobachtungen zur Verbreitung der Schweizer Kontakttracing-App, zu ihrem Strombedarf und generelle Tipps, wie man die Batterieleistung optimiert.

Mich haben einige Klagen darüber erreicht, die Swisscovid-App würde den Akku des Smartphones leersaugen. Einige Leute sagten, seitdem das Kontakttracing aktiv sei, kämen sie nicht mehr über den Tag.

Ich bin der Sache nachgegangen – denn was es nicht braucht, ist (nebst dem Datenschutz) noch ein Grund, die App nicht zu benutzen. Jedenfalls lässt sich die Behauptung, die App sei ein Batteriekiller, leicht aus der Welt schaffen.

Dazu gleich – aber zuerst noch ein paar Überlegungen zur Verbreitung der App. Denn zu der haben wir in der letzten Zeit Aussagen gehört, die eher verdriesslich stimmen. Wenn die zutreffen, dann hat die App längst noch nicht die Verbreitung, die sie haben könnte. Diese Statistik hier lässt vermuten, dass der Peak nach gut einer Woche erreicht war. Nicht nur das: Die Medien haben teilweise sogar von rückläufigen Zahlen geschrieben.

Die Downloadzahlen lassen sich selbstverständlich messen. Doch die Abnahme bei den aktiven Nutzern bedeutet nicht unbedingt, dass Leute, die die App installiert haben, sie wieder löschen – wie man bei solchen Presseberichten logischerweise vermutet.

Stichproben mit dem Bluetooth-Scanner

Für mich scheint das eine Fehlinterpretation zu sein. Wie viele Leute die App im Einsatz haben, lässt sich nur indirekt bestimmen: Nämlich daran, wie viele Geräte sich die Schlüssel der als infiziert gemeldeten Nutzer vom Server holen. Soweit ich das beurteilen kann, lädt die App die Schlüsselliste aber nur dann, wenn entsprechende Kontakte verzeichnet wurden. Leute, die zu Hause sitzen oder niemandem zu nahe kamen, erscheinen daher unter Umständen als inaktiv, obwohl die App weiterhin verwendet wird und ihren Dienst verrichtet.

Ich jedenfalls habe gelegentlich meine Scanner-App gezückt (Keine App für Elektrosmogparanoiker) und mir an öffentlichen Orten die Bluetooth-Quellen in der Umgebung anzeigen lassen.

Das sind alles weder Kopfhörer noch Mäuse oder Tastaturen – sondern wahrscheinlich Smartphones mit der Kontakttracing-App.

Die App zeigt zwar nicht direkt an, welche der Signale auf eine aktive Kontakttracing-App zurückzuführen sind. Aber es ist anzunehmen, dass eine grosse Zahl jener Quellen, die sich nicht weiter identifizieren, zu der Swisscovid-App gehören (siehe dazu auch So findet man Smartphones mit aktiviertem COVID-19-Proximity-Tracking in der Nähe). Und wenn diese Annahme zutreffen sollte, dann scheinen zumindest die Leute, die gut besuchte Orte frequentieren, in sehr vielen Fällen auch die App zu nutzen.

Wenig aussagekräftig, klar

Und ja – mir ist klar, wie wenig aussagekräftig eine solche Beobachtung ist. Insbesondere, weil der Radius der Bluetooth-Sender eventuell grösser ist, als man annimmt.

Doch umgekehrt kann man auch nicht einfach die nackten Downloadzahlen oder die Angabe der aktiven Nutzer heranziehen, um die App zum Misserfolg zu erklären.

Ein Grund für die pessimistische Deutung liegt bei den Medienberichten, wonach mindestens 60 Prozent die App nützen müssen, damit sie ihre Wirkung entfalten kann. Aber diese Latte ist zu hoch gelegt. «Die App fängt an zu wirken, sobald 15 Prozent mitmachen», hat die Süddeutsche Zeitung erklärt.

Wichtig ist Contacttracing in exponierten Situationen

Das müsste auch intuitiv einleuchtend sein: Ein Stubenhocker, der die App auf allen fünf seiner Handys installiert hat, aber das Haus nie verlässt, nützt gar nichts. Hingegen sollten jene Leute im Fall eines Falles das Kontakttracing unterstützen, die häufig draussen sind und in Situationen kommen, in denen sich die Distanzregeln nicht einhalten lassen. Wenn die paar Tausend Menschen, die bei jeder Gelegenheit in überfüllten Clubs abhängen, die App installieren, ist schon viel gewonnen.

Mit anderen Worten: Man sollte in der Berichterstattung nicht den Eindruck erwecken, die App verfehle ihren Zweck. Das tut sie nicht – auch wenn die Downloadzahlen noch zulegen dürfen.

Um der App den Rücken zu stärken (okay, schiefe Metapher) bin ich der Behauptung  nachgegangen, sie würde den Akku stark belasten.

Meine Beobachtung ist, dass bei einem neuen Smartphone mit fitter Batterie die Auswirkungen klein und absolut verkraftbar sind. Beim iPhone 11 Pro zeigt sich in der Übersicht zur Batterienutzung (Einstellungen > Batterie) das Covid-19-Kontaktprotokoll mit einem Verbrauch von vier bis fünf Prozent. Das ist zu vernachlässigen.

Bei älteren Smartphones kann der Batterieverbrauch höher sein

Aber klar: Bei älteren Smartphones können die Auswirkungen grösser sein – vor allem, wenn der Akku schon angeschlagen ist und ihn auch andere energiehungrige Apps in Beschlag nehmen. Darum hier das Video mit den Tipps, wie man solche Akkufresser findet und die Batterienutzung generell optimiert.


So macht das Handy trotz Swisscovid-App nicht schlapp

Beitragsbild: Der Akku bei einem iPhone 6 – er wird durchs Kontakttracing nicht belastet, weil man dafür mindestens das iPhone 6s benötigt (Radovan, Unsplash-Lizenz).

Kommentar verfassen