Das Patentrezept für echte Windows-Verbesserungen

Siehe da, was passiert, wenn Microsoft auf die Nutzer hört: Die Zeitleiste mit dem April-2018-Update ist eine echt Verbesserung.


Windows legt einen ordentlichen Zacken zu.

Bei Windows gab es seit Men­schen­ge­den­ken den Ordner «zuletzt besucht». Er ist eigentlich eine gute Idee. Er steckte bis vor Kurzem im Explorer im Abschnitt Schnellzugriff und hielt die Dokumente bereit, an denen man zuletzt gearbeitet hat. Das Problem an der Sache: Ich habe ich nie verwendet, und viele andere Anwender mutmasslich auch nicht.

Warum er keinen Alltagsnutzen entfaltet hat, ist schwer zu sagen. Ich vermute, weil es letztlich einfacher geht, im Explorer gleich den richtigen Ordner zu öffnen, in dem das gewünschte Dokument steckt. Oder das fragliche Programm zu starten und das Dokument über die «Zuletzt verwendet»-Liste im Dateimenü zu laden.

Das bedeutet, dass diese Liste nur etwas bringt, wenn man sie sehr schnell aufrufen kann – mehr als einen Klick oder ein Tastaturkürzel sollte man nicht aufwenden, weil man es sonst auch gleich ganz bleiben lassen kann. Und der Ordner hatte einige weitere Mängel: Windows musste nach dem Öffnen die Dateien erst mühselig zusammensuchen, was in einem überaus gemächlichen Tempo geschehen ist. Schliesslich verwendete die Liste die Standard-Sortierung des Windows-Explorers. Die ist typischerweise alphabetisch nach Dateiname. Man musste sich somit entweder an den Dateinamen erinnern oder die Sortierung auf das Änderungsdatum umschalten, damit man die neuesten Dokumente am Anfang der Liste vorgefunden hat.

Gute Idee, schlechte Implementation

Fazit: So gut gemeint die Idee auch war, so schlecht implementiert war sie auch. Darum habe ich Liste nicht vermisst, nachdem sie in Windows 10 entfernt worden ist. Und umso mehr freue ich mich, dass Microsoft mit dem April-2018-Update zeigt, dass man gewillt ist, gut gemeinte Ideen nun auch anständig zu implementieren: Es gibt nun den Aktivitätenverlauf, den man entweder über die Schaltfläche Taskansicht rechts neben dem Cortana-Feld in der Taskleiste aufruft, oder noch schneller via Tastaturkürzel Windows-Taste und Tabulator.

Wie mein Video zeigt, sieht man in dieser Taskansicht eine Art Zeitleiste mit den zuletzt verwendeten Programmen und Dokumenten. Die ist chronologisch sortiert und durchsuchbar. Und eben: Sie ist blitzschnell erreichbar und sofort einsatzbereit – und darum dürfte sie zu den Neuerungen in Windows 10 gehören, die ich auch tatsächlich benutzen werde.

Die Windows-Zeitleiste ist eine Neuerung, die ich tatsächlich nutzen werde.

Praktischwerweise werden via Microsoft-Konto die Aktivitäten auf mehreren Computern zusammengefasst, sodass man ziemlich nahtlos von einem zum anderen Computer wechseln und weiterarbeiten kann, zumindest wenn überall die gleichen Programme installiert sind und die Dokumente via Cloud oder Resilio Sync auch auf allen Geräten zur Verfügung stehen.

Auch bei den unspektakulären Features lohnt es sich, die richtig zu machen

Das zeigt IMHO zwei Dinge: Erstens lohnt es sich, selbst bei alten und scheinbar unspektakulären Funktionen über die Bücher zu gehen und sie richtig zu machen.

Zweitens würde ich darauf tippen, dass diese Verbesserung eine direkte Folge der Telemetrie-Funktionen von Windows sind, die manche Nutzer als «Spionage» betrachten. Diese Funktion sammelt Daten über das Nutzerverhalten, was man tatsächlich als übergriffig empfinden könnte. Ich habe schon früher zu erklären versucht, weswegen ich das nicht tue und die Funktion eingeschaltet lasse: Ich vertraue darauf, dass Microsoft tatsächlich nicht so sehr an mir als einzelnem, identifizierbaren Nutzer interessiert ist, sondern gerne wissen möchte, was die Nutzerschaft im Grossen und Ganzen so treibt: Welche Funktionen sie verwendet und welche ignoriert werden, weil sie in der Praxis zu wenig Zeitersparnis bringen.

Das Verdienst der Telemetriedaten?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass im Fall des «Zuletzt besucht»-Ordners die Erkenntnis aus den Telemetriedaten eindeutig war: Niemand braucht das Teil – und viele Leute verwenden zu viel Zeit darauf, zu einem Dokument zurückzukehren, an dem sie vor fünf Stunden oder einer halben Woche gearbeitet haben.

Darum halte ich Microsofts Strategie der inkrementellen Updates für eine gute Sache und hoffe, dass so über die Zeit noch viele kleine Verbesserungen zusammenkommen werden. Das Video zeigt übrigens noch ein paar weitere nützliche Neuerungen. Die beste finde ich, direkt über den Ausführen-Dialog ein Programm mit Admin-Rechten starten zu können, wenn man bei OK oder Enter die Ctrl und die Umschalttaste gedrückt hält.

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