Etwas für die Männlichkeit tun

«Infinity Blade II» ist ein Spiel, wie ich sie normaler­weise meide: Der (Un-)Sinn und Zweck(-losigkeit) besteht darin, virtuelle Figuren zu verprügeln und sich als Sofa­kämpfer zu bewähren. Das ist zwar doof, macht aber trotzdem Spass.

Da muss ich doch mal was für meine Männlichkeit tun, dachte ich neulich. Immer nur Solitär ist auf die Dauer etwas metrosexuell. Also habe ich mir das männlichste Spiel installiert, das ich mir nur vorstellen konnte. Das ist natürlich ein Kampfspiel – und selbstverständlich eines ohne Feuerwaffen. Denn männlich ist, seinen Feinden in einer verbeulten Rüstung und nur mit einem schartigen Schwert entgegenzutreten?

Hier gibt es meistens etwas auf die Mütze.

Das Spiel, in dem man das tun kann, heisst Infinity Blade II, das für stolze sieben Franken im App-Store erhältlich ist. Allerdings zahle ich lieber sieben Franken und kann dann in Ruhe spielen, als dass ich ein Free-to-Play-Game in die Finger bekomme, bei dem ich dann ständig Geld in Form von In-App-Käufen einwerfen muss, um überhaupt weiterzukommen.

Eine tolle Welt, die man in Gestalt eines Schranks von einem Mann durchstreift

Aber zurück zur unendlichen Klinge: In einer wunderschön animierten Welt des mittelalterlichen Japans, in die Bäume vor Kirschblütenblätter strotzen und es Tempelruinen zu durchstreifen gilt, ist man ein echter Schrank von einem Mann, mit dem sich in der S-Bahn garantiert schon mal niemand anlegen würde. Man heisst Siris und bewegt sich fort, wie es sich für einen echten Mann gehört ~ nämlich gemessenen Schrittes, mit einer Spannkraft, die die Grazie der Raubkatze und die Kraft des Bullen erahnen lässt. Man hat das Ziel, den unsterblichen Despotenkönig Raidriar in Stücke zu hacken.

Doch wie das so ist, wenn sich Laien wie ich an der Kampfkunst versuchen: Man kriegt eher früher als später eins auf die Mütze und landet wieder vor dem Tor der Festung. Um wieder einzudringen, sich mit Gegnern anzulegen und wieder zu scheitern. Daher rührt auch das «Infinity» im Titel. Man spielt die Mission, wird getötet, wiedergeboren und spielt eine neue Variante der Mission. Denn: Man behält seine Erfahrungspunkte und die gekauften Ausrüstungsgegenstände. Man wird mit der Zeit besser und kann sich mit zunehmend schwierigeren Gegnern anlegen.

Man erkundet eine weitläufige Ruine

Das Spiel bleibt auch deswegen abwechslungsreich, weil man mit zunehmender Bewandtnis in der Kampfkunst und den Schlüsseln, die man immer wieder aus muffigen Truhen zieht, sich neue Türen öffnen und man in immer neue Gefilde der weitläufigen Ruine vorstösst.

Lass uns ein Tänzchen wagen, du pferdegesichtiger Schurke!

Nun, so richtig begeistern kann ich mich für Kampfspiele trotz allen mobilisierten Testosterons nicht so wirklich. Klar, ist es nett, einen Gegner in den Sand zu strecken, der nicht nur drei Köpfe grösser, sondern auch hässlich wie die Nacht ist und eine fiese Visage hat.

Reaktionsschnelligkeit wäre gefragt

Ich kapiere das mit der Kampftechnik – Schläge im richtigen Moment blocken, zum Gegenschlag ausholen und die Schwächen des Gegners gnadenlos ausnützen – durchaus. Aber Reaktionsschnelligkeit ist nicht meine wahre Stärke und generell fehlt mir die Ader für simulierte Zweikämpfe dieser Art.

Immer direkt auf die Mitte!

Trotz allem: «Infinity Blade II» ist wunderschön gemacht, der mit toller Grafik genau die richtige Stimmung evoziert. Auch als Antiheld wie ich hat man seine Erfolgserlebnisse, und wenn man die erspielten Erfahrungspunkte und sein Gold richtig in die Ausrüstung investiert, dann erzielt man allen feinmotorischen Defiziten zum Trotz seine Fortschritte. Es gibt auch Diamanten zu erspielen, die man auf seine Ausrüstung montiert, um sie auf diese Weise zu verbessern.

Wo bleibt mein Schlachthammer?

Man kann sie, wie andere Gegenstände auch verkaufen, um die Liquidität zu erhöhen (folgender Trick soll für mehr Geld sorgen – bei mir hat er nicht geklappt, aber wenn man geschickt haushaltet, kommt man durchaus mit dem Geld aus, das man so findet). Es ist auch möglich, mehrere Diamanten zusammenzu-«schmieden». Sie erhalten dann andere Formen und passen dann auch in die Sockel, in die man sie vorher nicht anbringen konnte.

Echte Schläger brauchen Kampf-Gadgets!

Als Krieger des Levels 17 darf ich sagen, dass ich weiterhin ab und zu das Schwert oder den Schlachthammer schwingen werde – aber ohne rechte Ambition. Die werde ich mir weiterhin für Logikpuzzles aufbewahren…

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