Stinkwurz im Sozial-Media-Gewächshaus

App.net soll Twitter ersetzen. Aber nicht nur: Die Erfindung von Dalton Caldwell ist auch eine universelle Plattform, mit der Entwickler ohne Grundlagenarbeit eigene Social-Media-Anwendung starten.

Mir geht es in diesen Tagen wie vielen in der Netzgemeinde. Mich treibt die Frage um: Zahlen, oder nicht?

Die Frage dreht sich natürlich um die neue, fabulöse Plattform app.net. Sie ist so eine Art Ersatz-Twitter. Aber nicht nur. Es handelt sich laut Erfinder Dalton Caldwell um eine Echtzeit-Plattform. Eine Art Internet-Gewächshaus, in der Entwickler ihre eigenen Sozial-Media-Gewächse anpflanzen, egal, ob es sich nun um Bohnen, Stangensellerie oder Stinkwurz handelt.

… wie zum Geier bin ich jetzt auf die Gärtnermetapher gekommen? Egal, in der schönen Welt von SM (Social Media, nicht das, was ihr meint) ist eine Metapher so gut wie die andere. Und niemand hätte gewollt, dass ich eine Metapher aus dem Bereich nehme, den ihr gerade gemeint habt.

Alles parat für die leckere Suppe! (Bild: Vegetables, Mike Haller/Flickr.com, CC BY 2.0)

Die Idee, kein Gemüse, sondern Treibhausklima, Dünger, Wasser und Humus bereitzustellen, hat was.

Sich ins gemachte Beet setzen

Die Möchtegern-Gärnter können gleich mit der Saat beginnen. Sie brauchen nicht erst einen Flecken Land abzustecken, müssen sich nicht mit der Baubewilligung für den Gartenbetrieb herumschlagen und auch die Heizkanone ist schon da. Die Nutzer sparen es sich, die ganze Gegend nach den verstreuten Beeten abzuklappern, um ihren Vitaminbedarf zu decken. Ist man einmal im Glashaus drin, darf man sich bedienen.

Natürlich: Organisches Biogemüse hat seinen Preis. Doch zu recht! Wohin es führt, wenn man sich auf den Hors-Sol-Quatsch von Diaspora oder Identica kapriziert, haben wir ja gesehen: Man geht hungrig ins Bett. Bei Twitter fühlt man sich zunehmend unwohl, weil der Gartenbaumeister anscheinend der geistigen Umnachtung anheimfällt, und faschistoide Kontrolle über seine Auslieferer ausüben will.

Facebook führt zu Blähungen

Und Facebook? Da schlägt man sich zwar gern den Bauch voll, aber ihr wisst ja, wie es einem hinterher geht. Es brennt der Magen, es juckt der Darm und man kriegt Blähungen, mit denen man jeden Nicht-Facebook-Benutzer augenblicklich in die Flucht schlägt. Das liegt an den vielen Zusatzstoffen, die bei der industriellen Produktion beigemengt werden. Und es ist nicht nur Süssstoff, auch wenn der

App.net und Obergärtner Dalton Caldwell hätten sich mit dem Start seiner Gartenvereininitiative keinen besseren Zeitpunkt ausdenken können. Darum habe ich mich heute dazu durchgerungen, ihnen Vorschusslorbeeren in Form von 50 Dollar zukommen zu lassen. Ob ich dafür jemals eine Kiste saftiger Tomaten, Zuchetti und knackige Rüebli bekomme, oder doch nur Sauerklee, Ackerdisteln oder Blutwurz, bleibt abzuwarten. Mehr Biodiversität bei der Social-Media-Versorgung ist auf alle Fälle zu begrüssen!

One thought on “Stinkwurz im Sozial-Media-Gewächshaus

Kommentar verfassen