Wenn der Teeologe einen Seitensprung mit Limonade macht

Der un­fehl­bare Experte bei den flüs­sigen Gau­men­freu­den kommt nicht umhin, im füh­ren­den Ge­tränke­blog eine Re­zen­sion des neuen Rivella Gelb ab­zu­lie­fern und seine Exper­tise an­zu­bringen, welche Far­ben in der Geträn­ke­pa­let­te bis dato noch fehlen.

Heute gerät der Teeologe auf fürchterliche Abwege. Er bespricht nämlich ein Genussmittel, das weder aufgebrüht wurde, noch aus Blättern Knospen oder Stängeln einer Teepflanze besteht und auch niemals in der Nähe von Kräutern, Früchten, Rinden oder Blüten von Pflanzen geraten ist, die gemeinhin für derlei Aufgussgetränke verwendet werden. Kurz: Es ist gar kein Tee, worum es heute geht, sondern eine schnöde Limonade.

Trotzdem fühlt sich der Teeologe zu seiner Rezension berufen: Im August 2008, noch vor seiner Weihe und dem Bekenntnis zum Teelibat – das nicht komplette Enthaltsamkeit bezüglich anderer Getränkearten vorschreibt, aber zumindest nahelegt und Abstand von Getränken auf Basis von Bohnen verlangt – hat der Teeologe schon eine Tradition begründet, indem er das damals neue und inzwischen längst wieder in Vergessenheit geratene Rivella Gelb verkostet hat.

Der Auftrag von oben

Nun musste oder durfte der Teeologe feststellen, dass es Rivella gelb wieder gibt. Nicht nur das: Es ist Objekt einer intensiven Werbekampagne und hat eine flippige Website mit fancy Scrolleffekten. Und sogar ernsthafte Qualitätsmedien wie Watson, 20 Minuten – übrigens dort, wo auch die intensive Werbekampagne stattgefunden hat – und Persönlich glaubten, darüber schreiben zu müssen. Also ist es so etwas wie ein Auftrag von ganz oben, sich diesem Thema zu widmen.

Also, nach der langen Einleitung kann es der Teeologe kurz machen: Das Rivella Gelb schmeckt fast wie Rivella Rot. Einfach ein bisschen fader und mit einem etwas unangenehmen Abgang – als ob eine der Zutaten noch für ein paar Sekunden am Halszäpfchen kleben bliebe.

Alte Limonade in einer neuen Pet-Flasche

Nach zwei Schlucken wird klar, dass das neue Rivella gelb nicht die Aufgabe hat, mit einer neuen Geschmacksvariante für Abwechslung zu sorgen, so wie es das Original-Rivella Gelb mit seiner leicht scharfen, vielfältigen und hochgradig ambivalenten Gaumennote tat. Nein, es soll herkömmlichen Geschmack für Veganerinnen und Veganer erfahrbar machen. Das normale Rivella Rot enthält Milchserum und ist für die Ernährung ohne tierische Bestandteile daher nicht geeignet.

Das ist löblich, und der Teeologe mag es den Veganenden Veganerinnen und Veganern herzlich gönnen. Aber es handelt sich um das Gegenteil von der Inspiration, die die Rivella Group unter inspiration.rivella.ch verspricht. Der Teeologe erinnert daran, dass es nebst der originalen Gelb-Variante mit Sojaserum auch einmal die Variante Violett mit Holunderblüte (2019) gab. Der Teeologe plädiert für Mut, Einfallsreichtum und – ja, er wagt es, dieses Wort zu gebrauchen! – göttlichen Schöpfungswillen:

  • Rivella Indigo mit Blaubeere und Aloe vera, pflegt beim Trinken gleichzeitig die Speiseröhre.
  • Rivella Gold aus Ingwer und Honig wäre etwas für die kalte Jahreszeit und als Glüh-Rivella eine Bereicherung für jeden Christkindmarkt.
  • Rivella Lavendel mit Lavendel und Brombeere, lässt uns von der Provence träumen und wäre ideal für Männer, die gleichzeitig ihre Tapferkeit und ihre feminine Seite beweisen möchten.
  • Rivella Rosa mit Rosenessenz und Litschi, das mittels Gender-Marketing einen Kontrapunkt zu den männlichen Rivella-Varianten setzen könnte.
  • Rivella Schwarz mit Aktivkohle und Limette ist ein echter Hingucker, der geschmacklich überrascht und obendrein den Darm entgiftet. Grund genug, dass diese Variante dreimal so teuer sein müsste als das normale Rivella.

Beitragsbild: Hier ist der Beweis – der Teeologe hat für seine Besprechung tatsächlich die ganze Flasche leergetrunken.

One thought on “Wenn der Teeologe einen Seitensprung mit Limonade macht

  1. Rivella Indigo wäre schon was. Nur schon für die Dampfplauderis die damit ihren Sonnenbrand auf dem Halszäpfchen lindern könnten. 😉

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