Ab in den virtuellen Übungskeller!

Wer Musi­ker im echten Leben für dubiose Gestal­ten hält, hat jetzt die Chance, per App mit ihnen zu ver­keh­ren: In In­da­band finden vir­tuel­le Ses­sions statt, bei denen wild­frem­de Leute zusam­men­spielen.

In einem Podcast habe ich von einem spannenden Projekt erfahren. Es heisst Indaband (inda.band) und ist so naheliegend, dass ich mich wundere, dass ich nicht selbst schon vor zehn Jahren auf die gleiche Idee gekommen bin.

Nun, wahrscheinlich liegt es daran, dass ich kein Musiker bin. Denn die App (für Android und iPhone) richtet sich an Leute, die stimmlich oder an einem Instrument ausreichende Fähigkeiten besitzen, um sich öffentlich ins Internet zu wagen und mit wildfremden Leuten zusammenzuspielen. Das passiert nicht live, weil das technisch nicht praktikabel wäre: Von den Videokonferenzen kennen wir die Latenz, also die Verzögerung in der Übertragung, die es beim Musizieren schwierig bis unmöglich macht, im Takt zu bleiben.

Mit einer Spur fängt alles an

Dieser Song besteht aus drei Tracks.

Stattdessen fängt jemand an, nimmt eine Spur auf und stellt die online. Andere Leute gesellen sich dazu, singen oder steuern einen Instrumental-Track bei. Wenn wir in der App einen Song öffnen, sind am unteren Rand die Tracks ersichtlich, die zum Song gehören.

Die bestehen nicht nur aus einer Ton-, sondern auch aus einer Videospur. Bei der Wiedergabe wechselt die App zwischen den Künstlern und ihren Videos. Wir dürfen aber auch eigenem Gutdünken umschalten und den Bandmitgliedern zusehen, die uns gerade interessieren.

Die beteiligten Künstlerinnen und Künstlern werden eingeblendet, wenn wir am oberen Rand bei der Titel- und Künstlerangabe auf den Winkel tippen. Und da Indaband auch ein soziales Medium ist, gibt es die Möglichkeit, den Leuten zu folgen.

Über das Menü rechts oben und den Punkt Watch the original session sehen wir die ursprüngliche Aufnahme, die meistens nur aus einer Spur besteht. Via Create a version erzeugen wir eine Variante des Songs: Wir mischen die Spuren neu ab, entfernen vorhandene Spuren oder schalten sie stumm und steuern eigene Spuren bei.

Das soziale Netz für Musiker

Von vorhandenen Songs lassen sich eigene Versionen erstellen.

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, mit einem eigenen Song zu starten. Klicken wir aufs Plus-Symbol gelangen wir zu einem leeren Projekt, bei dem wir eine oder mehrere Spuren aufnehmen, die das Fundament legen. Als Initiant dürfen wir über die BPM-Einstellung das Tempo vorgeben.

Über das Menü rechts oben gelangen wir zum Menüpunkt Bandmates, über den wir Musiker zu unserer Session dazuholen. Es gibt auch die Möglichkeit, Freunde aus dem richtigen Leben via Invite Friends via Link einzuladen. Und damit die Metadaten stimmen, legen wir im gleichen Menü bei Edit session info den Titel des Songs und den Namen unserer Band fest und würdigen den Original-Urheber des Werks, falls wir eine Coverversion fabrizieren.

Wie es an dieser Stelle konkret weitergeht und wie einfach oder schwierig die Aufnahmen sind, kann ich leider nicht beurteilen – denn ich werde einen Teufel tun und mich in dieser App zum Affen machen. Wenn ihr Erfahrungen habt oder sammeln werdet, würde ich mich über einen Kommentar freuen.

Jedenfalls macht das Stöbern durch die Aufnahmen Spass. Die Darbietungen sind nicht in allen Fällen lupenrein, aber so wie Studioproduktionen heute glattgebügelt werden, ist der ungeschliffene Übungskeller-Sound für mich eine sehr willkommene Abwechslung. Darum: Unbedingt ausprobieren – und falls ihr in der App austobt, dann folgt mir bitte! Ich würde euch sehr gern zuhören!

Beitragsbild: Er ist wohl noch beim Bierholen (Bernie Almanzar, Unsplash-Lizenz).

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