Wurden eigentlich schon psychologische Abhandlungen zur Frage geschrieben, was die Gewohnheiten bei der Dateibenennung über die Persönlichkeit eines Menschen aussagen? Falls nicht, wäre das ein vielversprechendes Tätigkeitsfeld.
Ich wundere mich immer wieder, wenn ich Mails mit Anhängen bekomme, die zum Beispiel mit «Brief.docx» angeschrieben sind. Wie finden solche Leute ihre Daten wieder? Vielleicht gar nicht, weil sie keine notorischen Dateiarchivierungsneurotiker sind wie ich? Andererseits staune ich, wenn Leute ihre Digitalfotos im Dateisystem beschriften, indem sie ihre Bildlegenden als Name erfassen. Aber gut: Jeder wie er mag¹.
Ich verwende kurze, simple Dateinamen, was natürlich damit zu tun hat, dass ich noch mit Windows 3.x gearbeitet habe, bei dem 8+3-Dateinamen gebräuchlich waren: Maximal acht Zeichen für den Namen, wobei Leerschläge, Umlaute und solche Dinge nicht zulässig waren, plus eine Dateiendung von drei Buchstaben. Ein paar solcher Dateien liegen tatsächlich noch auf meiner Festplatte rum. Die heissen Z_NG_ESS.PM4 oder CH_1.PDF. Da hat man sich ausgeklügelte Taxonomien aus Ordnerstrukturen und Dateinamen zurechtgelegt. Die waren auch nötig. Weil, liebe Kinder, es damals keine Suchfunktion gab, die den Inhalt der Dokumente erfasst hätte, so wie ihr das von Google kennt. Nein, man musste tatsächlich wissen, wo ein Dokument gespeichert ist und wie es heisst, wenn man es wiederfinden wollte.
Datum, was, wer
Meine Dateinamen fangen typischerweise mit dem Erstelldatum an, das ich nach dem Muster Jahr, Monat, Tag einfüge (150204 für den heutigen Tag). Die Rückwärtsnotierung hat den Vorteil, dass die Dateien bei Sortierung nach dem Namen in einer chronologischen Reihenfolge erscheinen.
Es gibt aber noch einen zweiten Vorteil: Beim Kopieren von Dateien von einem Laufwerk auf ein zweites verändert sich bei vielen Betriebssystemen das Erstelldatum. Das mit der Überlegung, dass die Datei beim Kopiervorgang auf dem Zieldatenträger neu erstellt wird².
Wenn man seine Dateien somit von einem Datensicherungsmedium wiederherstellt oder auf einen neuen Computer kopiert, tragen die Dateien als Erstelldatum nicht mehr das Erstelldatum, sondern das Kopierdatum. Eine Sortierung nach der Erstellung ist dann nicht mehr möglich³.
Beim Zusatz nach dem Datumscode versuche ich, einigermassen stringent zu sein und gleiche Dinge immer gleich zu benennen. Also zum Beispiel Datum, was, wer. Zum Beispiel: 150110 Rechnung Orange.pdf. Bei Dateiformaten, die Metadaten zulassen, verwende ich tatsächlich ein bisschen Zeit in die Pflege dieser Angaben auf⁴. Ich schreibe einige Stichworte dazu, insbesondere solche, die wichtig sein könnten, aber im Dokument selbst sonst nicht vorkommen.
Noch ein paar Tipps zum Thema
- Die neuen Betriebssystemversionen können in einem Rutsch auch mehrere Dateien umbenennen. Bei Windows markiert man sie im Explorer, drückt F2 und benennt die erste Datei der Auswahl wunschgemäss. Windows übernimmt den Dateinamen für alle Dateien und fügt am Ende eine fortlaufende Nummer hinzu.
- Bei OS X ab Yosemite ist ebenfalls eine Umbenennung mehrerer Dateien möglich. Man markiert sie per Maus im Finder, klickt sie bei gedrückter Ctrl-Taste an und wählt X Objekte umbenennen aus dem Kontextmenü. Es erscheint ein Dialog, der drei Optionen bietet: Text in den Dateinamen zu suchen und zu ersetzen, Text vorn oder hinten hinzuzufügen oder einen neuen Dateinamen anhand eines Musters aufzubauen. Der neue Name kann mit Index, mit Zähler oder mit Datum erfolgen, wobei OS X das Datum leider nicht rückwärts einfügt, sodass die chronologische Sortierung nicht gewährleistet ist.
- Es gibt Hilfsprogramme zur Batch-Dateibenennung. Meine beiden Lieblingsprogramme habe ich im Beitrag Dateinamensfragen klären vorgestellt.
Fussnoten
1) Meine Empfehlungen dazu finden sich im Kummerbox-Beitrag Das Ordnungsprinzip für Fotos und Musik. ↩
2) Das ist zwar logisch korrekt, aber trotzdem überpenibel. Und es hat die absurde Konsequenz, dass die kopierten Dateien ein Erstelldatum haben, das nach dem Datum der letzten Änderung liegt. ↩
3) Bei Windows sortiert man nach Erstellung, indem man das Datum in der Detailansicht einblendet. Dazu klickt man im Explorer in der Detailansicht mit der rechten Maustaste auf den Spaltenkopf und wählt aus dem Kontextmenü aus. Bei OS X gibt es im Menü Darstellung die Option Ausrichten nach > Erstellungsdatum. ↩
4) Bei Windows am einfachsten über einen Rechtsklick auf die Datei im Explorer und Eigenschaften, dann Reiter Details bzw. in der Anwendung selbst. In Word etwa via Datei > Informationen bei Eigenschaften. ↩
Ich halte mich da an die ISO-Norm für das Datum:
JJJJ-MM-DD und versuche auch Umlaute und Sonderzeichen wegzulassen. Statt Leerschläge nehme ich jeweils einen Underscore.
Meine Erfahrung: Weniger Probleme beim umkopieren und auf verschiedenen Betriebssysteme und Daträger mit unterschiedlicher Formatierung.
Achtung: Zu lange Dateinamen mit tiefen Ordnerstrukturen führen oft auch zu Problemen beim kopieren.
Die neue Dateiumbennungsfunktion bei Yosemite ist sehr hilfreich und einfach zu nutzen! 🙂
Merci für deine Hinweise; das Problem mit den zu langen Namen und Pfaden sollte man tatsächlich nicht unterschätzen. Ich finde darum relativ flache Hierarchien empfehlenswert – das nicht nur auf Dateisysteme bezogen. 😉
Auch das lange Datum mit vierstelligem Jahr und Trennstrichen hat was für sich. Zumal ich auch noch Daten aus den 90er-Jahren habe, die dann immer vor den aktuellen Dateien erscheinen würden. Ich habe trotzdem der kürzeren Variante den Vorzug gegeben und die alten Dateien in Archivordner ausgelagert.