Android ohne Google?

Kann man ein Android-Telefon vernünftig ohne die Apps und Services von Google verwenden? Ein Leser hat mich das neulich gefragt, ohne dass ich ihm eine befriedigende Antwort hätte liefern können.

Ich bin noch so ein «Verknorzter», der sich weder an den Aktionen der NSA noch deren Vasallen erwärmen kann. Deshalb meide ich die Zustimmung zu deren Geschäfts-Praktik-Bedingungen (AVB) mit Speicher- und Klau-Befugnis.

Das schrieb neulich Kummerbox-Leser Andreas per Mail. Ich habe mich zwar gewundert, woher das V bei den Geschäftspraktikbedingungen rührt, aber ansonsten über das Mail geschmunzelt. Die eigentliche Frage war folgende:

Kann ich auf Android – ohne Google Dienste in Anspruch zu nehmen – zum Beispiel via Internet, Apps wie die neue dsb von Datenschützer Baeriswyl auf mein Handy laden und nutzen?

Wie kommen Daten vom unteren aufs obige? (Foto: Johan Larsson/Flickr.com)

Auf diese Frage gibt es ausser ein bedauerndes Schulterzucken wohl nichts zu antworten. Die etwas weiter gefasste Problemstellung – Android ohne Google – tritt indes immer wieder auf. Sicherlich ein, zwei Mal pro Monat schreibt einer, der sich ein Android-Gerät besorgt hat, und das nun voller Freude aber ohne jeglichen Kontakt zu Google, brauchen will. Und mich fragt: Geht das?

Wie der Synchro-Hase heute hoppelt?

Die Frage stürzt mich in ein Dilemma. Mir liegt die Frage auf der Zunge, warum sich die Leute das Leben selbst grad mit Fleiss schwermachen. Android ist nun einmal Googles Betriebssystem. Da sollte man sich nicht wundern, dass einem Google die Verwendung der Google-Dienste nahelegt. Wissen die Leute nichts über die Herkunft von Android? Oder sind sie so in der klassischen Welt des kabelgebundenen USB-Datenabgleichs verhaftet, dass es ihnen entgangen ist, dass der Synchro-Hase heute anders hoppelt?

Wenn die Leute einfach schlecht informiert waren, dann tut es mir leid. Wenn sie mir die Frage aus einer gewissen anarchistischen Lust heraus stellen und erforschen wollen, wie weit man diese Smartphones gegen den Strich bürsten kann, dann haben sie meinen Respekt. Das ist wie Ikeahacking eine verdienstvolle Mission. Einen guten Ratschlag habe ich aber trotzdem nicht. Ich habe bislang nicht ausgetestet, wie man ein Datenmanagement ohne die Google-Dienste aufgleist. Lässt sich das mit Sync-Lösungen von Drittherstellern vernünftig lösen oder wenigstens mit einer privaten Cloud? Wenn mir jemand dazu gute Tipps hat, werde ich die gerne weitergeben!

Sich ohne Cloud über Wasser zu halten, wird zunehmend schwierig

Und was tun mit den Leuten, die die Cloud aus Prinzip verabscheuen? Die Alternativen werden so langsam knapp. Windows Phone ist genauso auf die Cloud ausgerichtet. Und beim iPhone, bei dem die klassische Synchronisation am einfachsten war, schneidet die alten Zöpfe ebenfalls ab.

Bleibt tatsächlich die Frage, was aus den Cloudverweigerern wird. Sie werden wohl nicht darum herumkommen, ihren eigenen Server aufzusetzen und selbst die Dienste zu betreiben, die sie nicht bei Google, Apple oder Microsoft in Anspruch nehmen wollen. Wäre das nicht eine Chance für Dienstleister, in die Bresche springen? Oder eine konzertierte Aktion von Nachbarschaftshilfe? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

2 Kommentare zu «Android ohne Google?»

  1. Finde die Fragestellung immer wieder lustig. Ist man mit einem Handy nicht immer an einen Netzbetreiber gebunden. Was macht er mit meinen Daten vom Telefonieren, SMS, Bewegung? Logisch kann ich die Dienste selber hosten. Kann ich dort nicht gehackt werden? Habe ich meine Cloud bei meinem Hoster? Liest er die?

    Gegen die Paranoia hilft nur Stecker ziehen und Akku rausnehmen.

Kommentar verfassen