Die Top-Besetzung bei den Internet-Diensten war dieses Jahr schnell gefunden – das waren die Dienste, ohne die die Jury nicht mehr leben könnte. Die Flops sind im Fall von Google Plus ebenfalls offensichtlich – und im Fall von Flickr ein Zeichen des Unmuts, wie Yahoo sein Paradepferd vor die Hunde gehen lässt… (Um in einer Metapher gleich zwei Tiere zu bemühen.)
Webdienst Top 1: Dropbox
Wie wichtig ein Webdienst ist, merkt man daran, wenn er für einige Stunden offline ist. Bei manchen Diensten kann man das verschmerzen, oder man merkt es noch nicht einmal. Bei anderen gerät das digitale Leben fast zum Stillstand – und die Nerven liegen blank. Dropbox ist so ein Dienst, der für viele Anwender überlebenswichtig ist. Er tauscht mit maximaler Einfachheit Daten zwischen Rechnern, iOS-Geräten und mit Android-Telefonen aus. Er lässt sich mit vielen Apps von Drittherstellern integrieren, beispielsweise Instacast. Und er lässt sich auch in andere kreative Webdiente integrieren, namentlich in ifttt.com. Dropbox führt vor, wie einfach das Leben mit der Cloud denn sein kann.

Webdienst Top 2: Schnappschuss-Communities
Instagram und Hipstamatic verbinden das simple Fotosharing mit super-einfacher Bildbearbeitung. Man kann natürlich einwenden, dass das nichts als «Fastfood-Fotokunst für Dummies» sei – aber letztlich überwiegt, dass die beiden Dienste ein sehr einfacher und unkomplizierter Weg darstellen, seiner Kreativität Ausdruck zu verleihen. Und wer darauf achtet, mit welchen einfachen Mitteln die vorgefertigten Bildbearbeitungsmethoden Fotos effektvoll aufpolieren, der kann sich auch für die ersthafte Fotografie den einen oder anderen Trick abschauen.

Webdienst Top 3: Spracherkennung
Nach der Einführung des iPhone 4S waren viele Beobachter geneigt, die grosse Neuerung namens Siri als nutzlose Spielerei abzutun. Nach einigen Monaten ist die neue Sprachsteuerung zur Überraschung vieler zu einem echten Highlight geworden. Dank Integration mit dem Kalender, Zugriff auf Wikipedia und Daten von Wolfram Alpha und einer guten Portion digitalen Charmes, wird Siri rege benutzt – und Überlastungen bei Apples Servern von den Usern moniert.

Auch Apps von Drittherstellern (Dragon Dictation oder Dragon Search) führen vor Augen, dass die Spracherkennung grosse Fortschritte gemacht hat. Sie ist bei mobilen Geräten nur dank der Unterstützung durch die leistungsfähigen Server im Netz realisierbar.
Unter ferner liefen
Foursquare, der Login-Dienst, hat sich 2011 gegen Gowalla durchgesetzt.
Webdienst Flop 1: Google Plus
Googles soziales Netzwerk hat, nach Flops mit Wave und Buzz, nach der Lancierung im Juni 2011 ein fulminantes Wachstum hingelegt. Wikipedia zitiert als Beleg die Website mygoogleplus.de, die aufzeigt, dass Google Plus 88 Tage nach dem Start bereits 40 Millionen Anwender hatte. Facebook brauchte 1325 Tage, um diese Zahl zu erreichen.

Damit wächst Google Plus zwar so schnell, wie kein anderes soziales Netz zuvor, doch mit der grösser werdenden Nutzerschaft zeigen sich auch die Schwächen: Die Organisation in Kreise ist aufwändig und stösst ab einer gewissen Zahl von Leuten an Grenzen.
Der «Stream» ist viel unübersichtlicher als bei Twitter und der Sinn und Zweck ist viel weniger klar als bei Facebook. Google hat es verpasst, Mechanismen zur Steuerung grosser Datenströme einzurichten und zu verdeutlichen, weswegen man dieses soziale Netz nutzen sollte. So ist Google Plus einfach ein weiteres soziales Netz, auf dem die interessanten Dinge meist von den Leuten stammen, die man schon auf Twitter und Facebook verfolgt.
Webdienst Flop 2: Flickr
Die Foto-Website Flickr gehört zu den wichtigen Wegbereitern des Web 2.0 und geniesst ist für Digitalfotografen nach wie vor unverzichtbar. Das Problem mit Flickr liegt an der Besitzerin, Yahoo, die die Plattform in Schönheit sterben lässt. Es gibt kaum Updates und null Innovation. Diese Vernachlässigung eröffnet Konkurrenten wie 500px.com Tür und Tor. So ist es ist nur eine Frage der Zeit, bis Flickr als Foto-Platzhirsch verdrängt wird.

Webdienst Flop 3: Die iCloud
Apples grosser Coup aus dem Juni 2011 hat natürlich ihre Berechtigung. Sie erlaubt es, Spielstände zwischen iOS-Geräten zu synchronisieren. Sie sichert Daten und Fotos und stöbert vermisste iPhones auf.
Die iCloud bügelt einige Defizite seines Vorgängers MobileMe aus. iTunes Match ist wider Erwarten schnell bei uns eingetroffen, was mit dem fulminanten Start von Spotify zu tun haben könnte. iTunes Match synchronisiert Musik mit der lokalen Mediathek, was die Musikverwaltung über verschiedene Geräte vereinfacht. Allerdings verschwinden wegen der iCloud auch Dienste wie iWeb, was die Leute überhaupt nicht freut, die diesen Dienst genutzt haben.
Für eine wirklich brauchbare iCloud braucht es eine echte, vollständige Integration von Mac OS X und iOS – sodass man nie wieder Daten manuell kopieren oder synchronisieren muss…

Unter ferner liefen
Sony hatte 2011 kein Glück mit dem Playstation Network, über das Besitzer einer Spielkonsole Multiplayer-Games spielen können. Im April 2011 war das Netz während längerer Zeit unerreichbar, was zur Folge hatte, dass manche Spiele nicht gespielt werden konnten. Schuld war ein Hacker-Angriff, bei dem persönliche Daten von einer grosse Zahl von Benutzer gestohlen wurden.