Die beste iPhone-App fürs professionelle Videofilmen

Blackmagic Camera ist eine Kamera-App, die volle Kon­trol­le über die Auf­nah­me-Para­me­ter ge­währt und auf einen ra­san­ten Work­flow aus­ge­legt ist.

Blackmagic Camera ist ein heisser Tipp für alle, die das iPhone zum Filmen benutzen und das auch mit professionellen Ansprüchen tun. Diese App erlaubt es uns, die Aufnahmeparameter gezielt festzulegen und nicht von den Automatik-Einstellungen des Telefons abhänig zu sein. Es gibt diese App kostenlos fürs iPhone.

Wie der Name verrät, stammt die App vom australischen Produzenten von Hard- und Software für die Bewegtbild-Industrie. Sie ist dazu da, uns Nutzerinnen und Nutzer diese Produkte schmackhaft zu machen: Das tut sie, indem sie uns mit den ausgeklügelten Arbeitsabläufe vertraut macht, die via Blackmagic Cloud möglich sind: Die erlauben es uns, schon vor der Aufnahme anzugeben, dass das Filmmaterial in einen bestimmten Projektpool hochgeladen werden soll.

Die einen schneiden, während die anderen noch drehen

Das ermöglicht einen auf Tempo getrimmten Workflow: Die Bearbeitung des Projekts kann schon beginnen, während die Dreharbeiten noch im Gang sind. Weil die Software vorab mit niedrig auflösenden Dateien arbeitet (sogenannten Proxydateien), ist das möglich, während die dicken Originale der Übertragung harren. Es gibt auch eine Chatfunktion in der Kamera-App, mit der der Kameramensch während des Filmes Instruktionen direkt ans Team übermittelt.

Die volle Kontrolle über die Aufnahmeparameter.

Natürlich kommen diese Möglichkeiten nur mit der Schnittsoftware Davinci Resolve zum Tragen. Ich habe sie vor fünf Jahren getestet und kurz vorgestellt, benutze sie aber nicht regelmässig¹. Darum soll es hier nicht um die Workflow-Funktionen von Blackmagic Camera gehen, sondern um die Nutzung als eigenständige Kamera-App.

Auch hochkant filmen ist erlaubt

Auch beim Filmen im Hochformat entsteht eine querformatige Aufnahme.

Eine Funktion ist mir schon beim ersten Öffnen der App positiv ins Auge gestochen: Nämlich der Umstand, dass die Aufnahme im Querformat erfolgt, auch wenn wir das Handy hochkant halten. Denn beim einhändigen Filmen hat das Vorteile: Wir können das Telefon sicherer halten und auch höher über unseren Kopf strecken. Wenn wir Hochformat-Videos drehen wollen, dann ist das auch möglich. Wir müssen aber in den Einstellungen im Abschnitt Camera die Option Enable Vertical Video einschalten.

Die Idee der App ist, dass sämtliche wichtigen Einstellungen direkt über die Controls im Live-Vorschaubild zugänglich sind: Die Einstellungen oder irgendwelche Menüs sollte man nicht bemühen müssen.

Nicht der Automatik ausgeliefert sein

Und all diese Dinge hat Blackmagic untergebracht:

Ein RGB-Histogramm und eine Pegelanzeige fürs Mikrofon. Wenn man die antippt, erscheint sie in gross – im Hochformat unterhalb des Livebildes, im Querformat als Overlay.

  • Brennweitenanzeige. Über die wählen wir aus, mit welchem Objektiv gefilmt wird. Beim iPhone 14 haben wir vier Linsen zur Auswahl: Die Selfie-Kamera und die drei Backkameras mit 24, 77 und 13 Millimeter.
  • Die Framerate pro Sekunde: Wir haben 24, 25, 30, 48, 50 und 60 fps zur Auswahl. Das ist das entscheidende Kriterium überhaupt, wenn wir parallel mit einer «richtigen» Videokamera filmen und sicherstellen wollen, dass alles Material ohne Tempoanpassung benutzt werden kann.
  • Shutter gibt die Belichtungszeit vor. Über ein Schlösschen können wir die fixieren.
  • Bei Iris ist die Blende ersichtlich, die abhängig ist, welches Objektiv wir verwenden.
  • Unter ISO stellen wir die Film-, Pardon: die Sensorempfindlichkeit ein.
  • WB ist der Weissablgeich, der standardmässig automatisch erfolgt, aber auch manuell geregelt werden kann. Die Einstellung ist mit Tint, einer Option, die dem Bild eine farbliche Tonung gibt.

Wenn wir ins Livebild tippen, geben wir vor, an welcher Stelle die Schärfe und Belichtung erfolgt. Es gibt auch einen Regler für den manuellen Fokus, einen Zoomregler, eine Kontrasteinstellung, vier Stufen für die Bildstabilisation (Off, Standard, Cinematic und Extreme), sowie eine virtuelle Klappe, mit der man seine Aufnahmen mit Angaben zu Reel («Filmspule»), Szene und Take versieht. Das ist selbst bei simplen Projekten praktisch, sobald man anfängt, nicht-chronologisch zu drehen oder Aufnahmen ein paarmal zu wiederholen.

Daneben gibt es, natürlich, einen Aufnahmeknopf und eine Anzeige für den freien Speicherplatz, mit einer ungefähren Zeitschätzung, wie viel Material sich damit noch drehen liesse.

Eine tolle Alternative zu Filmic Pro

An diesem Punkt könnte ich mich auch über die umfangreichen Einstellungen auslassen – beispielsweise, dass wir vielfältige Optionen für die Aufnahe-Codecs zur Verfügung haben (von Apple Prores über HEVC bis H.264) und auch fürs Audio die Samplerate vorgeben dürfen, die Hilfslinien im Livebild konfigurieren können, auch LUT (vorgefertigte Farbkorrektur-Kurven) hinterlegen können und Wahlmöglichkeiten haben, was wann automatisch hochgeladen wird – aber ich beschränke mich darauf, dieser App ein grosses Lob auszusprechen: Für Videofilme mit gewissen Ansprüchen ist sie eine hervorragende Wahl. Und sie ist auch eine gute Alternative zu Filmic Pro, eine Kamera-App, die sich seit mehr als zehn Jahren bewährt hat.

Fussnoten

1) Ich habe mal probiert, bin wegen Audioproblemen nicht glücklich mit ihr geworden.

Beitragsbild: Jetzt bloss nicht die falsche App benutzen (Neonbrand., Pixabay-Lizenz).

Kommentar verfassen