Trick 17 für schöne Architekturfotos

Mit der SKRWT-App ist es ein Kin­der­spiel, in Fotos stür­zen­de Linien ge­ra­de­zu­rücken und Auf­nah­men von Gebäuden zu per­fek­tio­nie­tl ren.

SKRWT gehört zu den Foto-Apps, die sich auf eine bestimmte Aufgabe spezialisiert haben¹. Es gibt sie fürs iPhone und für Android, und sie sie hat die Aufgabe, stürzende Linien in Fotos zu eliminieren. Die entstehen, wenn wir beim Fotografieren eines grossen Objekts – normalerweise eines Bauwerks – keine frontale Perspektive einnehmen, sondern schräg darauf schauen. Als Folge davon verlaufen Kanten nicht rechtwinklig und parallel zu den Seitenrändern des Bildes, sondern sie zielen auf einen Fluchtpunkt zu.

Ob das stört oder nicht, hängt natürlich von den Umständen ab: Wenn die grossen Objekte nur Staffage sind, dann ist es egal oder vielleicht sogar erwünscht: Die stürzenden Linien sorgen dann für Dynamik und machen den Raum erfassbar, in dem sich die eigentlichen Protagonisten des Bildes bewegen. Und sie gehören auch zur Komposition, wenn wir absichtlich die Vogel- oder Froschperspektive wählen.

Wenn wir hingegen Architekturfotografie betreiben und das Gebäude das eigentliche Motiv des Bildes darstellt, dann sind diese stürzenden Linien meist unerwünscht. Um sie zu eliminieren, müssen wir einen gewissen Aufwand betreiben: Wir könnten mit einer Leiter oder mit einer Drohne operieren, um die Kamera so weit in die Höhe zu befördern, dass unsere Blickrichtung senkrecht und zentriert aufs Gebäude zeigt. Zweite Möglichkeit: Wir verwenden die Shift-Funktion eines Tilt-und-Shift-Objektivs, um die Linien zu begradigen.

Oder wir führen eine Korrektur mittels Software durch. Für Windows bietet sich ShiftN an, fürs Smartphone und das Tablet die besagte App mit dem unaussprechlichen Namen SKRWT. Sie hat drei Modi, wobei ich empfehle, erste Schritte mit dem dritten Modus zu unternehmen – er führt am schnellsten zu guten Resultaten:

SKRWT

In diesem Modus korrigieren wir die Lage eines Bildes. Mittels Dreh-Schieber rücken wir den Horizont und andere Linien gerade. Es gibt Werkzeuge für die horizontale und die vertikale Trapezkorrektur (bei Wikipedia Keystone-Korrektur genannt) und für die Kissenkorrektur. Letztere beseitigt Verzerrungen, die entstehen, weil Objektive das typischerweise keine perfekte Geometrie haben, sondern Linien in den Randbereichen nach innen oder (seltener) nach aussen ziehen.

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Dieser Modus ist für Symmetrie-Experimente gedacht: Wir unterteilen das Bild entweder vertikal oder horizontal und spiegeln dann eine Hälfte. Das gibt interessante Resultate, aber bislang hat sich mir kein praktischer Anwendungsfall eröffnet. Aber künstlerisch begabten Gemütern unter euch dürfte das anders ergehen.

4PNTS

Indem wir die Ecken nach aussen ziehen, begradigen wir die Linien des Gebäudes.

Dieses neue Modul ist der Grund, dass ich diese App – die es seit ungefähr zehn Jahren gibt, heute vorstelle. Wir wählen eine Ecke aus, die wir dann per Finger nach innen, aussen, oben und unten frei verschieben können: Auf diese Weise lassen sich sowohl horizontale als auch vertikale Linien leicht korrigieren. Für typische Architekturfotos recht es, erst die eine Seite, dann die andere geradezurücken: Wir markieren den Punkt links oben und ziehen so, dass die Kanten im Bild im Lot bzw. im Wasser sind. Dann wählen wir den Punkt rechts oben und bessern so weit nach, dass auch die zweite rechte Hälfte des Bildes passt – fertig. Das ist selbst für unerfahrene Anwender wie mich in ein paar Sekunden erledigt.

Falls wir mehr Platz rundherum brauchen, zoomen wir mit einer Kneifgeste etwas aus.

Das Symbol mit dem roten Punkt löst oder fixiert das Motiv innerhalb des Begrenzungsrahmens. Normalerweise wird man es fixiert lassen, ausser bei radikalen Korrekturen. Über das Symbol links oben blenden wir nacheinander unterschiedlich feine Raster ein, und über den Knopf daneben sehen wir das Bild vorher und nachher.

Fazit: Einfach und unkompliziert! Zu bedenken ist lediglich, dass durchs Geraderücken der Bildausschnitt im korrigierten Foto deutlich kleiner ist als beim Original. Das müssen wir beim Fotografieren bedenken: Architektonische Motive, die wir mit SKRWT nachbearbeiten möchten, brauchen aussen herum genügend «Luft».

Fussnoten

1) Gemäss der Kategorien, die ich im Beitrag Pop-Art statt Eye-Candy ausgearbeitet habe.

Beitragsbild: Hier hilft uns die App leider auch nicht weiter (Anders Jildén, Unsplash-Lizenz).

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