Eine Microsoft-App von fragwürdigem Nutzen

Die Idee ist gut, die Um­setzung nicht: Der neue PC Mana­ger könnte die Ad­mi­nis­tra­tion von Windows-PCs ver­ein­fachen, doch ver­sier­ten Nutze­rin­nen und Nutzern bringt er fast nichts.

Hilfsprogramme für Windows – das war noch in den Nuller- und in den Zehnerjahren ein riesiges Geschäft. Unzählige Programme warteten bloss darauf, das Betriebssystem zu optimieren und zu modifizieren. Sie wollten die Leistung oder die Bedienung verbessern, den Schutz erhöhen oder bekannte Mängel ausbügeln.

Die Ära dieser Programme ist fast vorbei: Dank Smartphone und Tablet haben wir gelernt, dass computerisierte Kommunikationsgeräte auch ohne grosse Wartung auskommen können. Microsoft musste nachziehen und Windows einfacher und pflegeleichter machen. Ob das wirklich geglückt ist, darüber kann man geteilter Ansicht sein. Aber während die Nutzer der ersten Stunde noch mit Freunden an ihrem Heim-PC herumgebastelt und sich dabei als digitale Pioniere gefühlt haben, verlangen die jüngeren Generationen zu Recht, dass diese Gerätschaften einfach funktionieren.

Das Geschäft mit den Hilfsprogrammen ist (fast) tot

Der «Bitte mach meinen PC schneller»-Knopf von PC Manager.

Nun schlägt Microsoft den letzten Nagel in den Sarg dieser «Mach meinen Computer schneller»-Programme. Der Konzern hat nämlich ein Programm namens PC Manager lanciert, das es kostenlos im Microsoft Store gibt und das allfällig verbliebene Optimierungsgelüste befriedigt, ohne dass wir uns mit Ccleaner und Konsorten herumschlagen müssten. Bislang hat sich Microsoft gehütet, sich ins Geschäft der Drittanbieter einzumischen. PC Manager lässt vermuten, dass entweder diese Hemmung gefallen ist oder aber Microsoft dieses Geschäft nicht mehr als massgeblich erachtet. Ich tippe auf die zweite dieser beiden Möglichkeiten.

Das Programm ist nicht wahnsinnig ausgeklügelt und es hat kaum neue, eigenständige Funktionen¹. Es hilft vor allem dabei, Einstellungen und Features zu finden, die es seit Längerem gibt, die aber schwer aufzufinden sind. Insofern können wir ihm zugutehalten, dass es wichtige Funktionen besser zugänglich macht.

Fazit

Praktisch: Die Suche nach grossen Dateien.

Gleichzeitig steht die Frage im Raum, ob der PC Manager nicht einfach beweist, dass Windows noch immer zu wenig zugänglich ist und Defizite bei der Benutzerfreundlichkeit hat. Es wäre offensichtlich sinnvoller, kein neues Programm in die Welt zu setzen, sondern das Betriebssystem so zu vereinfachen, dass Hilfsprogramme – gleichgültig, ob von Microsoft oder Drittherstellern – nicht mehr nötig sind.

Eine Funktion, die manche womöglich schätzen, findet sich in den Einstellungen (Settings). Wir können hier den Smart Boost einschalten, der in vorgegebenen Abständen eine Speicheroptimierung durchführt. Und auch praktisch: Unter Storage > Manage large files finden wir eine einfache Möglichkeit, nach grossen Dateien zu suchen.

Fussnoten

1) Einige Details zu dem Programm:

In der Rubrik Home gibt es den Knopf PC Boost, der die Speicherbelegung optimiert und die temporären Dateien löscht. Die Auswirkungen dieser beiden Aktionen dürften marginal sein. Aber sie vermitteln (womöglich) das gute Gefühl, dass wir jederzeit Herr unseres Computers und dessen Leistungsfähigkeit sind.

Wir finden hier des Weiteren folgende Funktionen:

  • Health Check scheint mir irreführend benannt: Wir erfahren hier nicht wirklich etwas über den Gesundheitszustand des Computers. Stattdessen können wir temporäre Dateien und die Liste der zuletzt verwendeten Dateien löschen, die Taskleiste zurücksetzen und automatisch startende Prozesse deaktivieren. Letzteres ist eine sinnvolle und oft wirksame Methode – aber nichts, was man nicht auch ohne den PC Manager erledigen könnte.
  • Unter Process finden wir einen rudimentären Taskmanager, der aber pro Prozess den End-Knopf parat hält. Wir können hier schnell auch mehrere Programme hintereinander abschiessen.
  • Deep Cleanup sucht nicht nur im Systemordner mit den temporären Dateien nach Altlasten, sondern auch in den Cache-Ordnern der Programme, bei den temporären Dateien der Browser und im Papierkorb.
  • Startup ermöglicht uns, die Autostart-Programme zu bereinigen.

Mich stört die Inkonsistenz, dass die automatisch startenden Apps und Prozesse an unterschiedlichen Orten zu finden sind, nämlich bei Health Check und bei Startup.

Die Rubrik Protection erlaubt es, einen Virenscan zu veranlassen. Das ist genauso über das Programm Windows Sicherheit möglich, sodass wir uns schon fragen können, ob der PC Manager uns einen wirklichen Mehrwert bietet. Wir finden hier auch eine Statusangabe zu Windows-Update, einen Link zu den Standard-Apps und (ein zweites Mal) die Möglichkeit, die Taskleiste zurückzusetzen.

Unter Storage findet sich nochmals der schon oben erwähnte Deep Cleanup. Der Knopf Storage sense führt zu den Einstellungen, und zwar zu System > Speicher > Speicheroptimierung. Hier gibt es die Option Automatische Bereinigung des Benutzerinhalts, die automatisch Dateien löscht, wenn der Platz knapp wird. Ich traue der nicht so ganz über den Weg und habe sie nicht eingeschaltet. Aber andere mögen das anders sehen.

Unter Apps erscheint nochmals die Task-Ansicht, die Autoatart-Apps und es gibt einen Link zu der Apps-Rubrik in den Einstellungen und zum Microsoft-Store. Schliesslich finden sich unter Toolbox Werkzeuge wie die Untertitelung, Notepad und der Audiorecorder.

Beitragsbild: Windows – Symbolbild (SLPix, Pixabay-Lizenz).

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