Google Plus? Ich will Wave zurück!

Google Plus ist verhalten gestartet und hat sich in der letzten Zeit noch verschlechtert. Zeit für eine grundsätzliche Kritik, was an diesem sozialen Netzwerk nicht stimmt und warum Google die falschen Prioritäten setzt.

Beim Start von Google Plus war ich zurückhaltend optimistisch. Die Idee mit den Circles schien einleuchtend, und die Verwaltung der Kreise ist schick gemacht. Und die Hangouts funktionierten vom Fleck weg und erweisen sich als nützlich. Ich pflegte also meine Kreise und hatte nebst Facebook und Twitter also noch ein soziales Netz, auf dem ich mir die Zeit vertreiben konnte.

Dann tauchte irgendwann einmal die Möglichkeit auf, Circles zu teilen. Das hatte zur Folge, dass an einigen Tagen von 50 oder mehr Leuten gefolgt wurde. Als freundlicher Mensch folgte ich zurück (wobei ich das bei Twitter nie getan hatte – da gab es wohl von Anfang an genügend Bots, um mich von dieser Idee abzubringen).

Das Resultat heute: Ich habe einen Plus-Stream, in dem im Sekundentakt neue Meldungen einlaufen. Dafür verpasse ich interessante Dinge aus meinem richtigen Bekanntenkreis. Und ich habe eine Allergie auf animierte GIFs entwickelt.

Google Plus funktioniert einigermassen im kleinen Kreis. Nützlich ist dieses soziale Netz nur dann, wenn man seine «followees» sorgsam pflegt, nur interessanten Leuten folgt und diese Leute auch noch in die richtigen Kreise einsortiert. Aber darauf ist Google Plus offensichtlich nicht ausgelegt – wie jedes soziale Netz ausser Path soll auch hier eine möglichst grosse Vernetzung resultieren.

Wie mit der Informationsflug umgehen?

Nur gehen eben Facebook und Twitter besser mit diesem Mengenproblem um. Bei Facebook wird die Zeitleiste automatisch ausgedünnt. Hervorgehobene Meldungen zuerst, heisst das. Wie gut oder schlecht diese «Hervorhebung» ist, lässt sich objektiv schwer beurteilen. Aus dem Bauch heraus finde ich, macht Facebook einen sehr guten Job. Und dann gibt es auch noch diese Listen, die Facebook semiautomatisch pflegt. Beispielsweise die engen Freunde und die Liste mit den Leuten in der näheren Umgebung.

Ausserdem kann ich pro Person festlegen, ob ich alle oder nur die wichtigsten Meldungen haben möchte. Ich habe bei Facebook zwar immer das Gefühl, eigentlich nicht zu verstehen, was genau passiert. Aber gleichzeitig scheint das, was Facebook da wurstelt, irgendwie sinnvoll zu sein.

Bei Twitter wird das Mengenproblem durch die Kürze der Meldungen entschärft. Bei 160 Zeichen passen auch aufs kleine Handydisplay sehr viele Meldungen. Und die Hashtags sind ein hervorragendes Organisationsinstrument – vor allem die Möglichkeit, in Clients wie Tweetbot Hashtags oder sogar Clients stummzuschalten.

Aggregator von Belanglosigkeiten

Google Plus ist bei mir innert kürzester Zeit zu einem Aggregator von Belanglosigkeiten geworden. Immerhin scheint Google dieses Problem erkannt zu haben. Es ist nämlich ein neuer Schieberegler aufgetaucht, mit dem ich, wenn ich die Leiste eines Streams geöffnet habe, festlegen kann, wie viele Informationen vom entsprechenden Kreis in meiner Zeitleiste landen.

Längst überfällig: «Lärmfilter» in Google Plus.

Ich habe den Circle «Vice versa» (in dem stecken alle die Leute, denen ich aus Anstand zurückgefolgt bin) auf Keine Inhalte aus diesem Stream in meinem Hauptstream anzeigen gestellt. Und das entschärft das Problem nun hoffentlich ein bisschen.

Trotzdem ist und bleibt Google Plus das soziale Netz, das für mich kein wirkliches Bedürfnis erfüllt – und das mit «Search, plus your world» zu stark gepusht wird. Ich gebe es zu – ich trauere der Wave nach. Die ist gerade in diesen Tagen auf read only gestellt worden. Es ist sooooooo traurig!

2 Kommentare zu «Google Plus? Ich will Wave zurück!»

  1. Bei mir war es genau umgekehrt: Auf Facebook habe ich anfangs alle Ex-Schüler zurückbefreundet und war anschliessend einem unglaublichen Geplapper ausgesetzt. Mittlerweile werden die Plapperis einfach ausgeblendet. Bei Google+ gefiel mir gerade die Idee der Kreise und ich wählte die followees sorgfältiger aus. Mittlerweile bin ich aber doch meist bei Facebook, weil da einfach mehr läuft. Beide Kanäle gleichzeitig abzuklappern und mit Informationen zu füllen ist für mich auf die Dauer keine Lösung, zumal ich schlicht zu wenig Infos habe, die wirklich eine Relevanz für andere haben (peinlich, nicht?) und ins allgemeine Geplapper möchte ich auch nicht einstimmen und jeden Furz von mir geben…
    So warte ich denn noch etwas zu, aber ich gebe dir recht: Wirklich innovativ ist Google+ im Gegensatz zur Wave nicht. Die Wave wäre ein grossartiges Werkzeug fürs kollaborative Arbeiten gewesen. Hätte Google aber wahrscheinlich zu viel gekostet und wenig Kohle gebracht…

  2. Das wird es wohl gewesen sein. Dafür ist das heute eine Chance fürs Wunderkit. Wobei ich nicht sicher bin, ob die diese Chance wirklich packen. g

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