Letzte Woche konnte ich es mir nicht verkneifen, den Trick zur Aktivierung des neuen Windows-Startmenüs anzuwenden¹.
Ich bereute es sogleich, weil das neue Startmenü im Vergleich zum Vorgänger unordentlicher wirkt: Es ist grösser, enthält aber bloss viel mehr Elemente, die ich niemals benutzen werde. Das widerspricht meinem Wunsch eines überschaubaren Desktops.
Zum Glück lässt sich das Chaos in die Schranken weisen. Und so gehts:
1) Die Handy-Leiste zum Verschwinden bringen
Die augenfälligste Neuerung ist die Leiste, die Microsoft am rechten Rand des Startmenüs anflanscht. Sie zeigt Informationen vom Smartphone an und mag für einige Leute praktisch sein. Ich erachte sie als hässlich, störend und annähernd nutzlos. Wenn ich das Handy im Blick haben will, dann tue ich das, indem ich es (mit der passenden Halterung) direkt neben meinem Bildschirm aufbaue. Wenn dort eine wichtige Nachricht aufpoppt, kann ich via Bluetooth-Tastatur direkt mit der passenden App interagieren: Das klappt nämlich hervorragend mit dem iPhone oder iPad und ebenso mit einem Android-Gerät.

Zum Glück werden wir diese Leiste sehr einfach wieder los. Über den Knopf in der rechten oberen Ecke (Mobiles Gerät) wird sie ausgeblendet.
2) Den Abschnitt «Empfohlen» ausblenden

Den Abschnitt Empfohlen gibt es schon länger. Dort erscheinen die zuletzt verwendeten oder gespeicherten Dateien. Wir können sie öffnen, aber sonst nichts mit ihnen tun. Insbesondere ist es nicht möglich, sie umzubenennen oder sonstige Dateiverwaltungsaktionen vorzunehmen. Dafür müssten wir den Eintrag mit der rechten Maustaste anklicken und Dateispeicherort öffnen aus dem Kontextmenü auswählen. Aber dann können wir auch gleich den Windows-Explorer bemühen.
Immerhin: Wir können auch diesen Bereich zum Verschwinden bringen. Dazu öffnen wir die Einstellungen und dort die Rubrik Personalisierung. Wir deaktivieren dann die folgenden Optionen:
- Zuletzt hinzugefügte Apps anzeigen: Diese Apps tauchen ebenfalls im Abschnitt Empfohlen auf. Wir können diese Option auch eingeschaltet lassen; dann braucht der Empfohlen-Abschnitt deutlich weniger Platz.
- Empfohlene Dateien im Startmenü, zuletzt verwendete Dateien im Datei-Explorer und Elemente in Sprunglisten anzeigen: Das Deaktivieren dieser Option entfernt die Dateien-Chronologie. Leider verschwindet sie nicht nur aus dem Startmenü, sondern auch aus dem Startbereich des Windows-Explorers und den Sprunglisten. Meines Erachtens bräuchte es separate Optionen – aber die gibt es bislang meines Wissens nicht.
- Und wo wir schon dabei sind, empfehle ich dringend, auch die beiden Optionen Empfehlungen für Tipps, Verknüpfungen, neue Apps und mehr anzeigen und Websites aus Ihrem Browserverlauf anzeigen abzuschalten: Erstere sorgt für Werbung, letztere führt zu einer nutzlosen Vermischung von Weblinks und Apps.
3) Und der Bereich «Alle»?
Das Verkleinern bzw. Beseitigen des Bereichs Empfohlen führt traurigerweise nicht dazu, dass das Startmenü insgesamt kleiner würde. Stattdessen nimmt der Bereich Alle den frei werdenden Platz ein. Ob das etwas bringt oder nicht, hängt von den Umständen ab; insbesondere von der Zahl der installierten Programme.
Positiv ist die neue Ansicht Raster. Sie zeigt eine alphabetische Liste aller installierten Apps. Bisher kam die Ansicht zum Zug, die Microsoft nun Liste nennt. Bei der stehen alle Apps mit Namen untereinander, was schon bei wenigen Apps in eine wilde Scrollerei ausartet.
Die Rasteransicht ist nicht verkehrt, aber da ich sie selten brauche, trotzdem zu dominant. Und sie ist falsch platziert, da ich nach dem Klick auf den Startknopf sie mit dem Mauszeiger überqueren muss, um zu den angehefteten Apps zu gelangen – das sind logischerweise diejenigen, die ich am häufigsten benötige.
Darum stellt sich die Frage, ob sich das Startmenü nicht verkleinern lässt. Die Antwort ist: Leider nein. Wenn wir mehr Einstellungsmöglichkeiten wünschen, dann bleibt nur der Weg, es durch eine Drittlösung zu ersetzen. Mehr dazu erklärt der Punkt vier.

Vorher aber noch zur zweiten neuen Darstellungsoption. Der Bereich Alle erscheint standardmässig in der Kategorie-Ansicht. Bei der werden die Apps wie in der App-Mediathek von iOS und iPad nach Bereichen sortiert. Ein eigentlich guter Ansatz, wenn die Sortierung und Kategorisierung nicht arg seltsam wäre. In meinem Fall beginnt die Liste mit dem Ordner Weitere. Leider habe ich bislang keine Möglichkeit gefunden, zu beeinflussen, welche Ordner erscheinen und was sie enthalten. Falls ich diesbezüglich interessante Entdeckungen mache, lasse ich es euch hier im Blog wissen.
4) Geht es auch ohne das Startmenü?
Start11 ist ein Shareware-Programm, das das Startmenü ersetzt und nicht nur mehr Anpassungsmöglichkeiten bietet, sondern auch die Startmenüs früherer Windows-Versionen auferstehen lässt. Allerdings: Das ist mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Und um das Startmenü zu ersetzen, würde ich auf Ueli oder auf Powertoys Run setzen.
Fussnoten
1) In aller Kürze funktioniert er so:
- Wir laden das Vivetool von Gitub herunter und entpacken die Dateien zum Beispiel auf den Desktop.
- Es handelt sich um ein Befehlszeilen-Programm, das wir mit Administratorrechten ausführen müssen. Wir suchen nach
cmdund betätigen die Option Als Administrator ausführen. - Dann navigieren wir zum Speicherort des Vivetools; indem wir
dir c:\users\[Account]\Desktopeingeben. - Nun nehmen wir die Konfigurationsänderung durch die Eingabe folgenden Befehls vor:
vivetool /enable /id:57048231,47205210,56328729,48433719 - Nach einem Neustart zeigt sich das neue Startmenü in seiner ganzen
HässlichkeitPracht. Falls wir die Änderung rückgängig machen wollen, verwenden wir den gleichen Befehl, aber mit dem Parameter /disable anstelle von /enable. ↩