
Stative sind entweder zu schwer und zu unhandlich oder zu klapperig und zu wenig vertrauenswürdig. Doch jetzt habe ich eines gefunden, das die widersprüchlichen Anforderungen passabel unter einen Hut bringt. Es ist 1,52 Kilogramm schwer, aus Kohlefaser gefertigt, hält Kameras bis zu zwölf Kilogramm aus¹ und ist zusammengeklappt 48 Zentimeter kurz. Obendrein klemmt man sich beim Aufbau nicht den Finger ein, wie das beim Vorgänger der Fall war². Und auch der Preis bewegt sich in einem vertretbaren Rahmen.
Es handelt sich um das C6i von Rollei, das bei Amazon ab 118 Euro erhältlich ist und für das ich bei Digitec 121 Franken bezahlt habe. Ungewohnt (für mich) ist, dass sich in eingeklapptem Zustand der Stativkopf zwischen den Füssen des Dreibeins steckt. Zum Aufstellen werden die Beine um etwa 155 Grad umgeklappt, worauf die Kamera wie gewohnt oben zu sitzen kommt. Es ist aber auch möglich, sie kopfüber zu verwenden. Der Hersteller nennt für diesen Zweck die Makrofotografie, aber wir können natürlich auch mit einer kreativen Froschperspektive experimentieren.
Für riesige und normalgrosse Hände
Zum Ausfahren der Beine gibt es Drehverschlüsse, die sich gut einhändig öffnen und schliessen lassen. In eingefahrenem Zustand lassen sich alle drei Verschlüsse aufs mal lösen, was den Aufbau beschleunigt – festdrehen muss man sie natürlich einzeln, ausser, wenn man gigantische Hände hat. Maximal ausgefahren ist das Stativ 172 Zentimeter hoch.
Und auch die Details gefallen: Es gibt …
- eine Wasserwaage für beide Neigungswinkel,
- ein kippbarer Kugelkopf, der sich rundherum drehen lässt, und
- eine Schnellwechselplatte, die zügiges Abnehmen und Aufsetzen der Kamera erlaubt.
- Die Gummifüsschen lassen sich abnehmen. Darunter sind Metallspitzen, die für stabilen Halt in den Erdboden gedrückt werden.
- Für besonders guten Halt kann man die Beine auch in einem flachen Winkel vom Stativ wegstehen lassen. Es wird dann natürlich entsprechend kürzer, sollte aber auch schweren Objektiven gewachsen sein.
Durch das Studium des Handbuchs habe ich festgestellt, dass sich das C6i auch zum Einbein-Stativ umbauen lässt: Dazu schraubt man eines der Beine ab und wechselt mit der Platte von der Mittelsäule auf dieses Bein. Tipp: Unbedingt merken, wie die Platte ursprünglich befestigt war: Ich musste für die Herstellung des ursprünglichen Zustands etwas herumüben.

Auch für Smartphone-Fotografen nutzbar
Fazit: Für mich passt es. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, die Details wirken durchdacht und ich komme gut damit zurecht. Und wem die Variante in Schwarz zu langweilig ist, der findet im Rolleishop auch eine Variante mit Mittelteil in Orange. Und mit dem passenden Aufsatz lässt sich das Stativ auch fürs Handy verwenden. Ich nutze für diesen Zweck auch nach Jahren noch den smarten Pivo Pod.
Fussnoten
1) Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es extrem auf die Gewichtsverteilung ankommt: Wenn das Gewicht von einem schweren, langen Teleobjektiv herrührt, könnte es passieren, dass das Stativ umkippt, auch wenn das Gewicht noch unter dem Limit liegt. ↩
2) Bei dem handelt es sich um das Hama Star 61, das allerdings auch weniger als die Hälfte gekostet hat. Für meine LED-Lampe ist das Hama Star 700 noch immer in Betrieb. ↩