Eine hoffentlich leicht verständliche Einführung für Wikibase

Mit Wiki-Software lassen sich nicht nur Wis­sens­samm­lungen in Text­form, son­dern auch Daten­ban­ken ver­wal­ten. Wie das funk­tio­niert, ob es sich für unser Team eignet und warum die Be­zeich­nung «Notion im Wiki­pe­dia-Stil» nicht völ­lig ver­kehrt ist.

Wie und wo verwalten wir Informationen für uns selbst oder für ein Team? Die Varianten und Möglichkeiten sind enorm, und natürlich gibt es sehr viele Einflussfaktoren: Wie viele Leute beteiligt sind, welchen Umfang die Informationssammlung annehmen soll, welche und wie viele Informationen abgelegt werden sollen und wie häufig und intensiv die Änderungen sind.

Zu den modernen und vielseitigen Lösungen zählt Notion. Hier steckt auch eine Aufgaben- und Projektverwaltung drin, was die Gefahr birgt, dass weniger Tech-affine Leute sich überfordert fühlen könnten. Es gibt auch leichter zugängliche Lösungen. Zu denen zähle ich die Wikis: Da wirklich jede Web-Nutzerin und jeder Web-Nutzer Wikipedia kennt, erspart man sich weitschweifende Erklärungen. Denn ein Wiki ist wie Wikipedia, bloss mit eigenen Inhalten.

Auch Wikis gibt es in diversen Ausprägungen: Für den Hausgebrauch bietet sich Tiddlywiki an; das «lebt» in einer einzigen HTML-Datei auf dem eigenen Computer. Ich habe das selbst lange Jahre genutzt, bevor ich auf Dokuwiki.org umgeschwenkt bin. Diese Software ist relativ handlich und pflegeleicht, und sie erfüllt ihren Zweck bestens.  Ich betreibe sie auf meinem Webserver, aber man kann sie auch aus der Cloud beziehen.

Text ist erst der Anfang

Nun gibt es auch in der Wiki-Welt das Bedürfnis, nicht bloss Text zu speichern. Für geordnete Datensammlungen ist das Opensource-Projekt Wikibase zuständig. Es steht in enger Beziehung zu Wikipedia, wird aber eigenständig betrieben. Seit 2012 wird es von Wikimedia Deutschland entwickelt und kommt für Wikidata zum Einsatz. Das wiederum ist das Datenbankprojekt der Wikimedia Foundation, das es Wikipedia und anderen Projekten der Stiftung erlaubt, Daten in geordneter und maschinenlesbarer Form zu verwalten. Auch im Lexikon selbst begegnet man solchen Einträgen: Viele der Infoboxen, die im freien Lexikon erscheinen, werden anhand von Wikidata-Daten angezeigt.

Gewisse Ähnlichkeiten zu Wikipedia sind unverkennbar.

Aber zurück zum eigentlichen Thema: In diesem Beitrag hier geht es um die Frage, wie wir für uns oder unser Team Daten verwalten. Da Wikibase eine freie Software ist, könnte doch auch die zum Zug kommen. Oder? Anders gefragt: Könnte man Wikibase als «Notion im Wikipedia-Stil» bezeichnen?

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Wikibase und Notion

ChatGPT hat dazu eine klare Meinung. Meine Analogie sei nicht völlig abwegig, beschied mir die KI:

Sowohl Notion als auch Wikibase ermöglichen es, strukturierte Daten zu erfassen und miteinander zu verknüpfen. In beiden Fällen geht es darum, Wissen systematisch aufzubereiten. Notion erlaubt das Verknüpfen von Datenbanken und Seiten – das tut Wikibase ebenfalls mit Items und Properties.

Der KI ist es wichtig, mich auf die Unterschiede hinzuweisen, die das Zielpublikum, die Bedienung, die Datenarchitektur und natürlich die Freiheiten bei der Nutzung betreffen:

  • Notion richtet sich an End-User und legt Wert auf eine schöne Oberfläche und einfache Bedienung. Wikibase hingegen ist technisch, sperrig. Das Zielpublikum sind Datenprofis, Entwicklerinnen und Entwickler sowie Institutionen.
  • Notion speichert Inhalte als Seiten mit Tabellen und Listen. Wikibase basiert auf einem semantischen Datenmodell, mit Tripeln (Subjekt, Prädikat, Objekt).
  • Notion ist ein geschlossenes System für persönliche oder teaminterne Nutzung. Wikibase (insbesondere via Wikidata) zielt auf offenes, verlinktes Wissen, das maschinen- und menschenlesbar ist.

Das meiste davon hatte ich implizit angenommen. Denn auch Wikipedia macht es uns Nutzerinnen und Nutzer zwar einfach, aber nicht zu einfach: Ein wenig mit den Konventionen und den Eigenheiten beschäftigen muss man sich schon, um zu Potte zu kommen. Um den Komplexitätsgrad abzuschätzen, versuche ich, das semantische Datenmodell – das zentrale Konzept bei dieser Software – zu verstehen. Dabei kann womöglich folgendes Beispiel helfen:

Subjekt (Item) Prädikat (Property) Objekt (Wert)
Albert Einstein (Q937) Geburtsdatum (P569) 14. März 1879
Albert Einstein (Q937) Staatsangehörigkeit (P27) Deutsches Reich (Q183)
Albert Einstein (Q937) Beruf (P106) Physiker (Q169470)

Einleuchtend, wie ich finde. Nebenbei bemerkt können wir die Software, die ich gleich vorstellen werde, auch für statischen Text, also wie ein normales Wiki nutzen¹.

Wikibase.cloud als Spielwiese nutzen

Also, falls wir uns durch diese Erklärungen nicht haben abschrecken lassen, stehen uns zwei Möglichkeiten offen: Wir können Wikibase selbst installieren und betreiben. Oder aber – viel einfacher – wir beziehehen die Software in der Cloud via wikibase.cloud.

Dazu richten wir ein kostenloses Konto ein. Über das Dashboard dürfen wir maximal sechs Wikibases einrichten. Für eine neue Wikibase legen wir als erstes einen Nutzer fest, dem ein separates Passwort zugewiesen wird. Das wirkt umständlich, hat aber den Vorteil, dass sich die Wikibases separat vom Admin-Account verwalten lassen.

Damit sind wir am Punkt angelangt, an dem es etwas knifflig wird: Ich habe probiert, mir ein Wiki einzurichten, in dem ich meine Themen-Ideen verwalten kann. Tipp: ChatGPT ist noch so willig, uns beim Datenmodell zu helfen:

  • Jede Themenidee ist ein Item.
  • Es braucht die passenden Properties wie Link (URL), Publikationskanal (Item), Aktualität (Item) und Priorität (Item).
  • Und dazu die passenden Objekte (Blog, Nerdfunk, zeitkritisch, mittelfristig)

Wikibase oder Notion? Es kommt darauf an

So weit, so einfach: Wenn wir die Daten anzeigen wollen, kommen wir um die passende Query nicht herum. Das im Detail zu erklären, würde diesen Blogpost hier leider sprengen, aber die kleine Einführung von Fraunhofer sollte dieses Versäumnis wettmachen.

Ich hoffe jedenfalls, dass die Antwort auf die eingangs aufgeworfene Frage damit etwas nähergerückt ist: lieber Wikibase oder doch lieber Notion? Natürlich muss das jeder für sich entscheiden. Mir ist Wikibase sympathischer, aber ich mache keinen Hehl daraus, dass ich mit Notion schneller ans Ziel komme. Wenn Effizienz der Massstab ist, dann zieht Wikibase leider den kürzeren. Doch für ein grösseres Projekt würde ich mir den Aufwand antun – insbesondere, wenn es öffentlich zugänglich sein soll. Auf alle Fälle ist wikibase.cloud eine hervorragende Anlaufstelle für einen Testlauf.

Fussnoten

1) Die «normale» Wikipedia-Software zur Verwaltung der Textseiten ist Mediawiki, und sie ist ebenfalls integriert.

Beitragsbild: Genauso programmiere ich meine Datenbanken auch immer (Christina Morillo, Pexels-Lizenz).

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