Die neue Link-Vorschau in Firefox ist hochgradig praktisch

Das könnte unsere Surf­ge­wohn­hei­ten nach­hal­tig ver­än­dern: Mit einem Trick zeigt Mo­zil­las Brow­ser we­sent­li­che In­for­ma­tio­nen und eine KI-ge­ne­rier­te Zu­sam­men­fas­sung an, noch bevor wir einen Web­link über­haupt an­ge­klickt haben.

Um Firefox steht es nicht zum Besten. Der Browser verliert nicht nur Nutzerinnen und Nutzer, sondern auch Vertrauen. Trotzdem: Ich halte das Mozilla-Fähnchen weiterhin hoch und Firefox die Treue. Und vielleicht gelingt es mir, an dieser Stelle etwas Optimismus zu verbreiten.

Denn eine Neuerung vermag die Grabesstimmung vielleicht zu vertreiben. Es handelt sich um eine mit Firefox 139 eingeführte Funktion namens Link Previews. Sie zeigt uns die Vorschau einer Website, ohne dass wir sie in einem Reiter oder neuen Fenster öffnen müssten.

Beim iPhone gibt es diese Funktion schon länger: Wir tippen mit dem Finger einen Link an und halten den Finger gedrückt, bis ein Pop-up erscheint. Diese Voransicht verrät uns im Idealfall¹, ob sich eine vertiefte Beschäftigung mit der eigentlichen Website lohnt.

Titel, Textanriss und Bildvorschau

Bei Firefox muss dieses Feature erst aktiviert werden. Wie das geht, erkläre ich gleich. Einmal aktiv, funktioniert die Vorschau folgendermassen:

  • Wir halten die Umschalttaste gedrückt, während wir den Mauszeiger auf einem Hyperlink platzieren. Oder wir machen einen langen Klick, d.h. halten die Maustaste für eine Sekunde gedrückt².
  • Es erscheint ein Overlay, in dem der Titel, ein Textanriss und die ungefähre Lesezeit vermerkt sind.
  • Unter Umständen ist auch das Beitragsbild zu sehen. Und es gibt eine per KI generierte Zusammenfassung.

Diese sogenannten Key Points werden lokal erzeugt; es entsteht kein Extra-Datenverkehr und auch kein potenzielles Risiko für den Datenschutz. Aber natürlich erfordert die KI-Zusammenfassung lokale Rechenleistung, die sich auf die Batterielaufzeit auswirkt.

Das Popup zeigt Titel, eine Kurzzusammenfassung und Schlüsselpunkte einer Webseite als Vorschau an.

Eine lokal erzeugte KI-Zusammenfassung

Bei der ersten Anwendung wird das Sprachmodell heruntergeladen.

Wie sie im Detail funktioniert, erklärt Mozilla in einem Blogpost: Zum Einsatz kommt das Reader-View-Modul, das als Hauptaufgabe die vereinfachte Darstellung für die Leseansicht liefert. Diese bereinigte Seite wird durch das Sprachmodell geschleust, bei dem es sich derzeit um wllama (WebAssembly llama.cpp) handelt, das als SmolLM2-360M auf HuggingFace zu finden ist.

Das Ziel sei, dass der erste Schlüsselpunkt innerhalb von vier Sekunden angezeigt wird. Dies ist etwas lang, aber da bereits der statische Auszug der Website selbst (das Excerpt) in der Vorschau erscheint, haben wir schon etwas zu lesen, während die KI-Zusammenfassung noch im Entstehen begriffen ist. Das Sprachmodell wird bei der ersten Verwendung automatisch heruntergeladen – da dauert es deutlich länger.

Die Idee ist bestechend, die technische Umsetzung hat noch Luft nach oben

Fazit: Mir leuchtet dieser Ansatz ein. Bei meinem Test erscheint das Pop-up mit der ersten Zusammenfassung sehr zügig: Das ist eine echte Hilfe und ich bin überzeugt, dass mir Link Previews in einigen Tagen schon in Fleisch und Blut übergegangen sein wird. Diese Funktion erfüllt einen alten Wunsch: Ich kann Google-Treffer sichten, ohne nach ein paar Minuten Dutzende offene Reiter zu haben.

Einziger Wermutstropfen: Bei manchen Websites erscheint statt der Übersicht ein Fehler («We can’t preview this link»). Die Ursache dafür ist nicht ersichtlich: Es klappt beispielsweise bei den meisten Posts hier im Blog, aber eben nicht bei allen.

Die Nützlichkeit der KI-Zusammenfassung ist noch überschaubar: Auf meinem Computer dauert es mindestens doppelt so lang (acht bis zehn Sekunden), bis ein erster Key Point erscheint. Ausserdem werden nicht alle Inhalte mittels künstlicher Intelligenz subsumiert – mehr dazu weiter unten.

Das ist erst der Anfang

Und ich wage mich nicht auf die Äste hinaus, wenn ich prognostiziere, dass wir uns in allen Browsern auf eine Flut solcher KI-Features gefasst machen können. Erste Geplänkel sind deswegen auch schon zu beobachten. Mozilla macht sich bereits Sorgen darüber, wie Google Chrome mit KI vollstopfen wird.

Die Link-Vorschau aktivieren

Wie eingangs erwähnt, muss die Link-Vorschau aktiviert werden. Das geht folgendermassen³:

In den Einstellungen, aufzurufen über das Menü mit den drei Strichen und den Menüpunkt Einstellungen, finden wir im Abschnitt Surfen die Checkbox Enable link previews. Sie hält die drei Unterpunkte Allow AI to read the beginnung of the page and generate key points, Shortcut: Press the Shift key while you hover over the link und Shortcut: Click and hold the link for 1 second (long press).

  • Der erste aktiviert die KI-Zusammenfassung.
  • Der zweite sorgt dafür, dass die Zusammenfassung bei gedrückter Ctrl-Taste erscheint.
  • Und der dritte erlaubt die Aktivierung durch einen langen Klick, bei dem die Maustaste während einer Sekunde gedrückt gehalten wird.
Es ist anzunehmen, dass auch die Einstellungen zur Linkvorschau bald auf Deutsch übersetzt werden.

Fussnoten

1) Oft ist das nicht der Fall, weil in der Vorschau nur das Cookie Consent-Banner zu sehen ist. 

2) Mit der Veröffentlichung der Version 140 von Firefox hat sich die Aktivierung der Linkvorschau geändert. Hier der Vollständigkeit halber die ursprüngliche Variante:

Wir halten die beiden Tasten Shift und Alt gedrückt (Option am Mac). Dann bewegen wir den Mauszeiger auf einen Link. (Es funktioniert auch umgekehrt: Mauszeiger auf den Link und erst dann die Tasten betätigen.)

3) Ursprünglich (in der Version vor 140) musste die Konfiguration über about.config vorgenommen werden. Hier die Erklärung zu dieser Vorgehensweise:

  1. Wir tippen in die Adressleiste about:config ein.
  2. Es erscheint eine Warnung über die Risiken von unqualifizierten Eingriffen in die Konfiguration. Die quittieren wir mit einem Klick auf Risiko akzeptieren und fortfahren.
  3. Im Feld Einstellungsname suchen geben wir Folgendes ein: browser.ml.linkPreview.
  4. Es erscheinen fünf Schlüssel, die mit der Linkvorschau zu tun haben. Bei browser.ml.linkPreview.enabled setzen wir die Einstellung auf true.
  5. Der Konfigurationsschlüssel browser.ml.linkPreview.noKeyPointsRegions scheint eine Sperrliste für Länder zu enthalten, in denen die KI nicht zum Einsatz kommen soll. Vermutlich hat das mit den strengen Bestimmungen in der EU zu tun; allerdings ist auch die Schweiz hier aufgeführt. Jedenfalls löschen wir das Kürzel unseres Landes und allenfalls auch anderer Länder aus der Liste.
  6. Wir starten Firefox neu.
Die Einstellungen zur Linkvorschau in about:config.

Es gibt einige weitere Einstellungen, die zu Experimenten einladen. Unter browser.ml.linkPreview.allowedLanguages sind anscheinend die Sprachen eingetragen, für die Key Points generiert werden. Standardmässig ist dort nur en für Englisch eingetragen. Ich habe de für Deutsch ergänzt – probehalber. Auf den ersten Blick sind auch deutschsprachigen Zusammenfassungen brauchbar. Sollten sich jedoch Probleme ergeben, lässt sich jederzeit der Ursprungszustand wiederherstellen.

Beitragsbild: Hilft, die Details schon von weitem zu sehen (ClickerHappy, Pexels-Lizenz).

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