Bei Meta ist fast alles erlaubt – ausser Kritik an Meta

Mit einer hane­bü­che­nen Be­grün­dung löschte Meta einen meiner Posts auf Threads, in dem ich Kritik an Meta übte. Ich kom­me des­we­gen nicht darum herum, das Of­fen­sicht­liche zu kon­sta­tieren.

Es ist mal wieder so weit: Meta hat was gegen meine freie Meinungsäusserung.

Es passiert in unschöner Regelmässigkeit, dass Facebook meine Beiträge entfernt und mich dafür verwarnt. Die folgenden drei Gründe konnte ich für derlei Löschaktionen ausmachen:

  1. Facebook entfernt Beiträge, wenn sie über Mark Zuckerbergs persönlicher Prüderie-Toleranzschwelle liegen (hier).
  2. Facebook entfernt Beiträge, weil man es bei Meta ungern sieht, wenn auf Inhalte ausserhalb von Facebook verwiesen wird (hier).
  3. Und Facebook entfernt Beiträge, in denen Kritik an Facebook geäussert wird (hier).

Der heutige Fall dreht sich wiederum um diesen dritten Grund. Ich habe hier im Blog dargelegt, dass Facebook KI-generierte Bilder nicht mit einem Label versieht, obwohl die Richtlinien das vorsehen. Stattdessen werden die vom Algorithmus gepusht. Meine Analyse habe ich auf Metas Kurznachrichtendienst Threads veröffentlicht. Dort kam postwendend die Mitteilung, dieser Thread sei gelöscht worden. Die Begründung:

Der Beitrag versucht möglicherweise, sensible Informationen von anderen zu sammeln. Dies verstösst gegen unsere Gemeinschaftsstandards zu Cybersicherheit.

Das ist so abwegig, dass es mir schwerfällt, sachlich zu bleiben. Ich versuche es trotzdem, und zwar mit folgender Feststellung: Nein, ich habe nicht versucht, sensible Informationen von anderen zu sammeln. Ich bin schliesslich nicht Meta. Denn wenn jemand das Datensammeln zur Perfektion getrieben hat, DANN SEID IHR DAS, IHR 💥🍆🤏🏻🐵¹!

… entschuldigt bitte, ich versuche, mich zu fassen.

Verantwortung? Bloss nicht!

Halten wir also fest: Mark Zuckerberg propagierte in seinem Video am 7. Januar die freie Meinungsäusserung. Er will zu «seinen Wurzeln zurückkehren», in dem die Leute sagen und schreiben dürfen, was sie wollen. An der Georgetown University hielt er 2019 sogar eine ellenlange Rede dazu. In der sagte er u.a.:

Wir überprüfen politische Anzeigen nicht auf ihre Richtigkeit. Wir tun dies nicht, um Politikern zu helfen, sondern weil wir denken, dass die Menschen in der Lage sein sollten, selbst zu sehen, was Politiker sagen.

Sollten die Menschen da nicht auch in der Lage sein, selbst zu sehen, was Facebook-Kritiker sagen?

Mir ist klar, dass manche Leserinnen und Leser jetzt gerade mitleidig auf ihren Bildschirm starren, mit Worten wie «Gratulation, Matthias, du hast im Jahr 2025 festgestellt, dass Mark Zuckerberg ein Heuchler ist? Du Blitzmerker, du.»

Sich aus beruflichen Gründen aufregen

Rekurs abgelehnt: Meta ist weiterhin der Ansicht, dass ein Beitrag über die Gefahren von Deepfakes gegen die Cybersicherheit verstösst.

Und ihr habt recht. Ich frage mich selbst, warum ich diesen Blogpost schreibe. Ist es, um mich abzureagieren? Dann hat es nicht so richtig geklappt.

Nein. Es ist tatsächlich so, dass es mir um das Prinzip geht. Ich möchte nicht in Resignation verfallen. Ich will nicht, dass wir diese Auswüchse in den sozialen Medien als neue Normalität hinnehmen – auch wenn mir bewusst ist, dass viele das tun. Die grosse Mehrheit, die Facebook, Twitter und den anderen Plattformen nicht den Rücken gekehrt hat, arrangiert sich mit den Verhältnissen oder fühlt sich in diesem Klima sogar wohl. Ich nicht. Und darum halte ich es für sinnvoll, dass Leute wie ich ausharren, um sich quasi aus beruflichen Gründen aufzuregen.

Darf ich mit dem Blick aufs grosse Ganze enden? Ich denke, wir erleben hier die zerstörerische Kraft des Flood the zone with shit-Prinzips. Das stammt von Trumps ehemaligem Chefstrategen Steve Bannon. Es besagt, dass die Menge an Irrsinn bloss gross genug sein muss, dass die Leute nicht mehr die Zeit oder Kraft haben, adäquat darauf zu reagieren. Das funktioniert offensichtlich bei den sozialen Medien, aber eben auch global. Im Windschatten von Trump können sich auch die Tech-Konzerne mehr herausnehmen, weil sich irgendwann keiner mehr aufregen mag.

Fussnoten

1) Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ich in all den hier dokumentierten Fällen gegen die Löschung Einspruch erhoben habe, ohne dass jemals eine Antwort, geschweige denn eine Korrektur erfolgt wäre. Im heutigen Fall hat mir Meta nach zwei mitgeteilt, mein Beitrag sei nicht wiederhergestellt worden.

  • Positiv: Immerhin hat jemand reagiert, was zuvor nie der Fall gewesen war.
  • Negativ: Der falsche Entscheid wurde aufrechterhalten.

Meta vertritt allen Ernstes die Ansicht, dass ein Beitrag, der sich differenziert mit dem Problem der KI-Deepfakes beschäftigt, gegen Richtlinien zur Cybersicherheit verstossen würde. Zusätzliche Informationen, die Einblicke in den Entscheidungsprozess erlauben würden, liefert Meta aber nicht – auch nach der Neubeurteilung wirkt dieses Verfahren genauso willkürlich und einseitig wie vorher. Fazit: Die Rekursmöglichkeit ist eine reine Farce.

Beitragsbild: Daumen nach unten (Greg Bulla, Unsplash-Lizenz).

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