Nutzt Ihr einen Werbeblocker? Zu dieser Frage habe ich Anfang April hier im Blog eine Umfrage abgehalten.
Das Resultat war eine grosse Überraschung. Ich habe erwartet, dass viele Leserinnen und Leser meines Blogs eine solche Software nutzen: Ich richte mich an ein Tech-affines, kritisches Publikum. Ihr lasst euch im Netz nicht alles bieten, und ihr habt die Fähigkeit, diesen Anspruch in der digitalen Sphäre durchzusetzen. Dazu darf ich euch beglückwünschen. Und mich auch, weil ich eine so erlauchte Leserschaft habe. 😊
Nur 14,3 Prozent sind nackt
Es ergeben sich daraus auch Konsequenzen, die teils ebenfalls erfreulich, teils ärgerlich sind. Auf die komme ich gleich. Zuerst aber die Auswertung: Nach der Umfrage nutzen 85,7 Prozent eine Methode, mit der sie Werbung und Tracker blockieren; gerade 14,3 Prozent sind «nackt» unterwegs. Das sind, meiner Erwartung zum Trotz, viel mehr Blockierer als gedacht. Ich habe mit etwas über der Hälfte gerechnet¹. Ich habe auch gefragt, welche Werbeblocker ihr nutzt und mir von der KI eine Hitparade erstellen lassen²:
Rang | Werbeblocker | Anzahl | Prozent | Download |
---|---|---|---|---|
1 | uBlock Origin | 19 | 29% | Link |
2 | Pi-hole | 10 | 15% | Link |
3 | Brave Browser | 9 | 14% | Link |
4 | AdGuard | 6 | 9% | Link |
5 | AdBlock Plus | 3 | 5% | Link |
6 | Mullvad | 2 | 3% | Link |
7 | Privacy Badger | 2 | 3% | Link |
8 | NextDNS | 2 | 3% | Link |
9 | 1Blocker | 2 | 3% | Link |
10 | Dismail DNS | 1 | 2% | Link |
AdBlock | 1 | 2% | Link | |
I don’t care about cookies | 1 | 2% | Link | |
Advanced Privacy | 1 | 2% | Link (?) | |
Ka-Block! | 1 | 2% | Link | |
Hush | 1 | 2% | Link | |
personalDNSfilter | 1 | 2% | Link | |
Firefox Focus | 1 | 2% | Link | |
NoScript | 1 | 2% | Link | |
Ghostery | 1 | 2% | Link | |
Vivaldi | 1 | 2% | Link |
Enorm aufschlussreich, finde ich! Einerseits würde ich nicht alle Produkte als Werbeblocker taxieren. Andererseits gibt es auch einige Produkte, die ich nicht kenne oder bisher nicht getestet habe. Doch die allermeisten kommen hier im Blog vor, wie die Links beweisen. 😉
Nun wie angedeutet zu den Erkenntnissen:
Die betreffen erstens das Statistikmodul von Jetpack, das ich seit meinem Umstieg auf Wordpress verwende. Schon von Anfang an stellte sich mir die Frage, wie akkurat die Daten sind, die es liefert. Im Vergleich zum simplen Klickzähler, den ich vorher im Einsatz hatte, ging die Einschaltquote drastisch zurück. Ich vermutete seinerzeit, dass die Bots ausgeklammert würden, die das Bild vorher zu positiv hatten erscheinen lassen. Doch die Programme, die das Tracking unterbinden, rücken es in ein zu negatives Bild.
Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Und sie ist mit technischen Mitteln nur bedingt zu erfassen. Denn was mich interessiert – und was alles Betreiber einer Website interessieren sollte – ist die Zahl von echten Menschen, die einen Nutzen aus dem Besuch gezogen haben. Der darf auch winzig sein. Aber ich möchte in meiner Statistik eigentlich sehen, für wie viele Leute sich der Klick auf Clickomania gelohnt hat.
Die Jetpack-Statistik taugt nichts
Aber zurück zu den Daten. Die bedeuten für mich, dass mein Statistikmodul (Jetpack) zu niedrige Klickzahlen ausweist. Im vorliegenden Fall lässt sich dieser Effekt quantifizieren: Es haben nämlich mehr Leute an der Umfrage teilgenommen, als Jetpack Views für diesen Beitrag ausweist. Das Plus beträgt geschlagene 63 Prozent.
Das ist (zweitens) erfreulich für mich: Mein Blog erreicht viel mehr Leserinnen und Leser, als ich dachte – wohl fast eine halbe Million Leute im Jahr³. Das ist unglaublich toll!
Drittens bedeutet das leider auch, dass meine Statistik nahezu unbrauchbar ist. Und wenn ich über meinen Tellerrand hinausschaue, komme ich zu diesen beiden Feststellungen:
- Das Statistikmodul aus Jetpack ist nicht empfehlenswert. Die Methode zur Datenerhebung, die Automattic einsetzt, ist den heutigen Gegebenheiten im Netz nicht gewachsen. Denn Software zur Blockierung von Trackern und Werbung ist im Web nicht bloss eine Randerscheinung; selbst wenn mein Blog, wie eingangs festgestellt, für diesbezügliche Erhebungen nicht repräsentativ ist.
- Auch sämtliche andere Statistikmodule wie Google Analytics, die auf Javascript, Zählpixel und andere Browser-seitige Methoden setzen, müssen als unzuverlässig gelten.
Was nun?
Was tun also? Ich könnte die Statistiksoftware wechseln. Bedingung: Sie muss auf dem Server laufen und die ausgelieferten Beiträge zählen. Matomo wurde mir öfter empfohlen, und natürlich zu Recht. Gegenwärtig habe ich aber keine Kapazität (und keinen Nerv), das einzurichten.
Viertens und letztens ist nicht zu übersehen, dass ich völlig das falsche Publikum habe, um mit Werbung Geld zu verdienen. Dieser monetäre Aspekt ist zwar nebensächlich für mich. Trotzdem stellt sich (wieder einmal) die Frage, ob ich für mein Taschengeld nicht auf ein anderes Modell setzen sollte. Patreon hat sich leider als wenig versprechende Option entpuppt. Aber über die Spenden, die ab und zu via Paypal bei mir eintrudeln, freue ich mich sehr.
Auch zu dieser Umfrage haben Leute gespendet: dafür ganz herzlichen Dank!
Fussnoten
1) Mir ist klar, dass die Umfrage die Nutzerinnen und Nutzer solcher Tools mehr angesprochen haben dürfte als die Leute, die mit solcher Software nichts anfangen können. ↩
2) Ich habe erst ChatGPT darauf angesetzt, aber bei dem hat schon eine oberflächliche Analyse gezeigt, dass die Zusammenfassung unterschiedlicher Schreibweisen (Pi-hole und Pihole; Ublock und Ublock Origin) eine Überforderung darstellt. Claude hat diese Aufgabe hingegen bravourös gelöst und die Formatierung als HTML-Tabelle ruckzuck erledigt. ↩
3) Über den Daumen gepeilt: Das Verhältnis blockierenden und nicht blockierenden Usern deutet darauf hin, dass es noch mehr sind. Dafür spricht auch die Kritik einer Person, die offensichtlich einen Werbeblocker verwendet, aber meine Umfrage nicht ausfüllen wollte, weil ich sie über Google Forms abgehalten habe. Ich gebe zu, dass das nicht die ideale Wahl war. ↩
Beitragsbild: Seine Name ist Ublock – Ublock Origin (Anna Shvets, Pexels-Lizenz).
Schmunzel. Ich werte mich als total versaut. Seit den frühen Neunzigern(Information Super Highway)Internetnutzer, somit „alles umsonst“. Lief aber neben Abos(Spiegel, FAZ, div. Computerzeitschriften) nebenher.
Papierangebote wurden immer teurer und dünner, somit alles angeschafft.