Mitte Februar habe ich im Radio erzählt, dass ich mit meiner 15-jährigen Kamera, der D7000 noch immer zufrieden bin – nur um einige Wochen später eine Neuanschaffung zu tätigen. Nein, es ist nicht die Nikon Z6 III geworden, obwohl ich viel Spass mit ihr hatte. Aus Budgetgründen habe ich mich fürs kleinere Geschwisterchen, die Z5 entschieden. Die ist nicht mehr taufrisch, sondern stammt von 2020. Damals kaufte ich sie aus Kostengründen nicht. Aber dieser Tage habe ich weniger als die Hälfte des damaligen Preises bezahlt, ich alter Schotte.
Um meine diversen Lieblingsobjektive weiter benutzen zu können, kam ich um den Nikon Ftz Ii nicht herum. Das ist der Adapter, mit dem sich diese Objektive mit F-Bajonett an die neue Kamera aufschrauben lassen. Die hat ein Z-Bajonett, das sich in der Bauweise deutlich unterscheidet. Der Grund ist, dass bei den spiegellosen Kameras die Objektive näher an den Sensor heranrücken lassen, was, so sagte es mir ein erfahrener Nikon-Mitarbeiter, überlegene optische Eigenschaften ermögliche.
Eine Frage steht im Raum: Ist dieser Adapter als Notlösung zu betrachten, die Kompromissbereitschaft erfordert? Oder schlagen sich die Objektive an diesem Adapter genauso gut wie an der alten Kamera?
Nikon verspricht, es gebe «keine Einbussen bei der Bildqualität». Und Objektive ohne Bildstabilisator würden sogar ein «neues Niveau von Schärfe» erreichen. So erfreulich das klingt, wollen wir es nicht unbesehen glauben. Ich habe daher zwei Kameras und fünf Objektive in meinen Rucksack gepackt und einen kleinen Foto-Spaziergang durch Winterthur gemacht.
Die folgenden Vergleichsbilder sind dabei herausgekommen. Ihr seht jeweils erst das Resultat der alten und dann der neuen Kamera. Ich veröffentliche die Aufnahmen ohne jegliche Bearbeitung und Bildkorrektur:
1) AF-S Nikkor 50mm 1:1.4G (50 Millimeter-Festbrennweite)
Fangen wir mit meinem Lieblingsobjektiv an, der 50-Millimeter-Festbrennweite, jeweils zuerst an der alten und danach an der neuen Kamera.


Beide Fotos sind von der gleichen Stelle aus aufgenommen. Dass auf dem unteren so viel mehr Details zu sehen sind, liegt an den unterschiedlichen Sensoren: Die Nikon D7000 hat einen APS-C-Bildchip, die Z5 fotografiert im Vollformat.
Nun kann ich tatsächlich die Brennweite verwenden, die auf dem Objektiv angegeben ist; denn mit der sogenannten Brennweitenverlängerung hatte ich vorher ungefähr ein 85-mm-Objektiv. Fotografieren ohne Crop ist in vielen Situationen ein Vorteil. Auch dieses Motiv hier profitiert von mehr Drumherum.
Aber in diesem Vergleichstest soll es auch um die Schärfe gehen. Und da wird es etwas kompliziert.
Um das zu erklären, habe ich einen 1:1-Ausschnitt aus einer Aufnahme des Sulzerhochhaus genommen. Links ist die Aufnahme der D7000 zu sehen, rechts die der Z5:

Es fällt auf, dass die D7000 in dieser Ansicht das Objekt mit deutlich mehr Pixeln, d.h. grösser abbildet. Das überrascht, denn die Z5 hat einen Sensor mit ⅔ mehr Bildpunkten (24,2 Megapixel gegenüber 16,1). Trotzdem konstatieren wir einen effektiven Schärfeverlust, der bei den Lamellen der Jalousien deutlich zu erkennen ist.
Das liegt daran, dass der Sensor der Z5 bei der Fläche stärker zulegt als bei der Zahl der Bildpunkten.
Ich habe es nachgerechnet: Die D7000 besitzt 3264 Pixel an der kurzen Kante, bei der Z5 sind es 4016 Pixel. Wenn wir das auf die Höhe des Sensors umrechnen (15,6 Millimeter versus 23,9 Millimeter) ergibt das 0,0048 Millimeter in der Höhe pro Pixel für die D7000, versus 0,0060 Millimeter pro Pixel für die Z5.
Die Erkenntnis lautet: Wenn es uns darum geht, mit einer neuen Kamera auch schärfere Bilder zu machen, spielt die Grösse der Bildpunkte auf dem Sensor eine Rolle.
Zumindest für Leute, die es extrem genau nehmen. Im Alltag scheint mir dieser Aspekt irrelevant, weil Fotos selten in der 1:1-Darstellung benötigt werden – die Gesamtzahl der Bildpunkte ist effektiv wichtiger als deren Grösse. Wenn es in der Praxis um die Schärfe der Lamellen geht, hilft ein Teleobjektiv weiter.
Was den Nikon Ftz Ii betrifft, um den es hier eigentlich geht, ist der an der Zahl der Pixel auf dem Sensor unschuldig. Was die Schärfe in der 100-Prozent-Ansicht angeht, trifft Nikons Aussage zu: Die Abbildung ist mit Adapter genauso gut wie ohne.
2) AF-S Nikkor 17-55mm 1:2.8 G ED
Mein teuerstes Objektiv, seinerzeit gebraucht gekauft, hatte ich viel im Einsatz, trotz beträchtlichem Gewicht und Grösse. Inzwischen brauche ich es nicht mehr oft; und das wird sich auch nicht mehr ändern. Denn das Ergebnis ist enttäuschend:


Sogar in der heruntergerechneten Auflösung hier im Blog wirken die Bilder schummrig und flau. Und weil es sich um ein DX-Objektiv handelt, spielt der Vollformat-Sensor seine Stärke nicht aus. Da es für APS-C-Sensoren gebaut wurde, nimmt auch die Z5 nur einen Teil des Bildes in APS-C-Grösse. Das entspricht ungefähr zehn Megapixeln.
Wir lernen hier: Mit diesem Oldie-Objektiv kann die neue Kamera ihre Vorteile nicht ausspielen. Das Qualitätsniveau lässt sich jedoch auch mit Adapter halten.
3) AF Fisheye Nikkor 10.5mm 1:2.8 GED
In den Nullerjahren hatte ich eine kleine Obsession für dieses Fischaugen-Objektiv. Seitdem kam ich zum Schluss, dass die Einsatzmöglichkeiten eingeschränkt sind. Es handelt sich um ein DX-Objektiv, was auch nicht anders sein kann, denn der geforderte 180°-Blickwinkel lässt sich nur exakt in direkter Relation zum Sensor abbilden.
Wir kommen nochmals zum gleichen Schluss: Das Objektiv verrichtet weiterhin seinen Dienst, wenn ich Ideen für Motive habe, die unbedingt auf diese Weise abgebildet werden müssen.


Ein Unterschied sticht ins Auge: Die Anzeige der Abfahrtszeiten für den Bus ist auf dem Bild der D7000 gut zu lesen, auf der Aufnahme der Z5 sehen wir nur einige Pixel. Ich habe dieses Foto im Blenden-Modus mit grosser Blende aufgenommen, worauf mit Auto-ISO (500) die Belichtungszeit nurmehr eine 3200stel-Sekunde beträgt. Beim lichtstarken Sensor kommen wir kaum in die Verlegenheit, das Bild zu verwackeln. Doch in diesem Fall ist die Aufnahme der D7000 mit intakter Anzeige (ISO 100, 1/160-Sekunde) schöner.
4) Walimex-Spiegeltele mit 800mm
Mein Spiegeltele habe ich bis anhin selten benutzt. Es ist nicht sehr benutzerfreundlich, wenn ich so sagen darf. Mit der manuellen Fokussierung ist es schwierig bis unmöglich, eine scharfe Aufnahme hinzubekommen. Das gilt umso mehr, wenn man, wie ich hier, aus der Hand schiesst. Doch siehe da: Während ich mit der D7000 nur unbrauchbare Aufnahmen anfertigte, liefert die Z5 zwar kein Meisterwerk, aber ein Foto mit einem gewissen Charme:


Der Grund liegt darin, dass sich mit dem digitalen Sucher einfacher fokussieren lässt. Mit der Zoomtaste können wir den Ausschnitt so vergrössern, dass wir das Bild auch manuell eigermassen scharf bekommen. Auch bei der Belichtung hilft Liveview.
5) Das Lensbaby 2.0
Und wenn wir bei den fotografischen Spielereien sind, darf das Lensbaby nicht aussen vor bleiben. Ich besitze es seit 2008, benutze es aber viel zu selten. An der D7000 gelangen mir selten gute Aufnahmen. Wie beim Spiegeltele handelt es sich um ein komplett manuelles Objektiv, das an einer digitalen Spiegelreflexkamera schwer zu benutzen ist. Mit dem digitalen Sucher der spiegellosen Kamera bekomme ich sowohl Schärfe als auch Belichtung auf Anhieb besser hin:


Wie wir sehen, ergibt sich bei diesem Objektiv mit ungefähr 50 Millimetern Brennweite an der Vollformatkamera eine viel stärkere Bildwirkung als mit starkem Crop.
Es steht ausser Frage: Dem dem Lensbaby steht ein zweiter Frühling bevor!
Fazit: Test bestanden
Das Resultat dieses Vergleichstests zeigt, dass nicht alle alten Objektive an einer neuen Kamera gleich viel Spass machen. Doch das Urteil zum Adapter ist eindeutig: Er erfüllt seinen Zweck – und zwar eindrucksvoll.
Zwei Nachteile sind nicht wegdiskutieren:
- Der Adapter verlängert das Objektiv um 3,6 Zentimeter und macht es um 150 Gramm schwerer. Das verwandelt auch die wunderbar kompakte 50-mm-Festbrennweite in eine ziemliche Röhre, die die Kamera am Nackengurt dazu bringt, vornüber zu hängen.
- Beim Wechsel zwischen Objekten mit Z- und F-Bajonett ist dieser Adapter eine Mühsal. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis ich ihn oder eine oder beide Schutzdeckel verschusselt habe.
Beitragsbild: Die Nikon Z5 mit dem Ftz Ii-Adapter und dem Lensbaby: Sieht ein bisschen lächerlich aus, ist aber ein Dreamteam.