Bluesky macht einen auf Instagram

Steckt in dem Kurz­nach­rich­ten­dienst viel­leicht auch eine Bilder-Platt­form? Die App Flashes for Bluesky legt den Schwer­punkt auf Fotos und Videos und zeigt, wie viel­fäl­tig die Twit­ter-Alter­na­tive ist.

Offene Plattformen sind wie ein fruchtbares Feld: Es wachsen und gedeihen allerlei Pflänzchen darauf. Der Besitzer des Felds kann versuchen, durch seine Kultivierungsmassnahmen den Ertrag zu lenken und den schlimmsten Wildwuchs zu verhindern. Aber seine Kontrollmöglichkeiten sind beschränkt, wenn Naturgewalten am Werk sind. Das unterscheidet ihn vom Betreiber einer Monokultur, der eine berechenbare Ernte, aber keine natürliche Vielfalt produziert.

Also, um die Metapher nicht weiter zu strapazieren: Ich spreche von Bluesky, der Social-Media-Plattform, die im Gegensatz zum heutigen Twitter (X) offen und dezentral angelegt ist. Sie erlaubt auch Apps von Drittherstellern. Nebst Openvibe und dieser Auswahl hier ist auch Flashes for Bluesky einen Blick wert.

Eine neue App eröffnet eine andere Sichtweise

Diese App verwandelt Bluesky in eine Foto-App:

Die Fotos aus dem Feed, prominent präsentiert von Flashes for Bluesky.

Es gibt sie bislang nur fürs iPhone, aber eine Android-Version soll folgen. Falls wir einen Bluesky-Account haben, können wir uns mit dem anmelden. Es erscheint eine Ansicht, die unverkennbar von Instagram inspiriert ist: Es erscheinen nur die Posts mit Bildern und Videos. Die Medien werden in voller Bildschirmbreite angezeigt; der Text des Posts erscheint darunter als Legende. Einmal Antippen des Fotos oder Clips öffnet eine Vollbild-Ansicht auf schwarzem Hintergrund, doppeltes Antippen führt, wie bei Instagram, zu einem Like.

Über den Flash-Knopf können wir auch Posts veröffentlichen. Während bei der normalen Bluesky-App ein Textfenster aufgeht, landen wir bei Flashes sofort im Foto-Modus: Wir wählen eine Aufnahme aus der Mediathek aus oder wischen zur Kameraansicht. Auch die Darstellung der Benutzerprofile orientiert sich an Instagram: Unterhalb des Bildes und der Kurzbiografie gibt es eine Übersicht der veröffentlichten Medien in Kachelform.

Gegen den Strich gebürstet

Dieses Konzept ist etwas frech – oder sogar fragwürdig? Denn Bluesky ist zumindest bislang nicht als Foto-Plattform gedacht. Hier veröffentlichen wir unsere klugen oder weniger klugen Ansichten zum Weltgeschehen und teilen Links, Newsartikel und andere Dinge. Aber Fotos und Videos?

Ein Feed mit Landschaftsfotos zeigt das Potenzial von Bluesky für Fotofreunde.

Andererseits könnte noch werden, was bislang nicht ist. Eine beträchtliche Wandlung haben wir auch bei Instagram beobachtet: Diese Plattform ist längst nicht mehr nur für schöne Bilder und Videos da, sondern ein soziales Netzwerk, das das Visuelle betont. Dahin kann auch Bluesky gelangen; insbesondere mithilfe einer App wie Flashes.

Die Katzenfotos überzeugen bis jetzt nicht

Es gibt ein Prinzip in Bluesky, das den unterschiedlichen Zugängen förderlich sein müsste: Das sind die Feeds: Nebst unserer persönlichen Zeitleiste mit den Leuten, denen wir folgen, gibt es unter bsky.app/feeds auch eine Auswahl kuratierter Feeds. Hier gibt es u.a. die Ansicht Discover mit interessanten Posts aus dem gesamten Fundus, Sprachgemeinschaften wie Deutsche Posts, Ankündigungen des Betreibers (Bluesky Team) und Sammelsurien wie What’s Hot Classic. Zum Angebot gehören auch thematische Bereiche wie News, Gardening, Birds, Game Dev oder – und jetzt kommen wir der Sache näher – Cat Pics.

In der Tat ist es so, dass Flashes mit den normalen Feeds ein nicht sehr attraktives Durcheinander an Beliebigkeiten präsentiert. Wenn wir aber den Feed wechseln, ändert sich das: Auf der Startseite ist das über das Menü in der Titelleiste möglich; hier findet sich z.B. der Feed Blacksky Images für die schwarze Community. Über den Suchbereich finden wir bildlastige Feeds. Die Cat Pics sind leider eher enttäuschend, aber Photography, Nature Photography oder vor allem Landscape Photography geben mehr her. Über die Suche sind auch Fotos zu bestimmten Stichwörtern zugänglich.

Fazit: Bislang ist Bluesky tatsächlich noch keine Foto-Community. Doch die Idee, dass ein universelles Netzwerk unterschiedliche Blicke zulässt und mit der passenden App zu einer neuen Heimat für Bilderfreunde wird, gefällt mir gut.

Beitragsbild: Diese Stadt bereitet nicht nur Freude – aber ein tolles Fotomotiv gibt sie unbestreitbar her (Artem Maltsev, Unsplash-Lizenz).

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