Der heutige Blogpost ist eine Laudatio: Ich preise ein Programm, das ich schon ewig nutze. Es macht inzwischen ein bisschen den Eindruck, aus der Zeit gefallen zu sein. Es existiert seit 2003, und das sieht man ihm an.
Trotzdem hat es mir neulich eine positive Überraschung beschert. Das ging so:
Ich war im Zug unterwegs und arbeitete an einem Artikel für meinen Arbeitgeber. Da die Internetverbindung wackelig war, tat ich das nicht im CMS, sondern in meinem Texteditor, Notepad++, auch bekannt als das Textmonster. Kurz vor Ankunft am Zielort habe ich den Text ins CMS kopiert, gespeichert und den Editor geschlossen, ohne dort auf das Diskettensymbol zu klicken (das es dort tatsächlich noch gibt).
Das Funkloch hat meinen Artikel gefressen
Das war voreilig: Am Zielort war die Verbindung zum Internet oder zwischen meinem Laptop und dem iPhone nicht besser als unterwegs. Die Speicher-Aktion im CMS ging ins Leere. Als ich meinen Artikel das nächste Mal öffnete, war dort kein einziger Buchstabe mehr vorhanden.

Eigentlich kein Problem: Um mich vor derlei Pannen zu schützen, verwende ich seit Jahr und Tag die Browser-Erweiterung Form History Control (II) für Firefox. Das speichert Eingaben in Textfeldern lokal und verhindert Datenverlust effektiv. Wenn der Browser abstürzt oder eine Übermittlung fehlschlägt, lassen sich via Backup locker wiederherstellen. Alles fein, also!
Nein: Aus Kompatibilitätsgründen greife ich auf das CMS meines Arbeitgebers nicht mit Firefox, sondern via Chrome zu. Aus unerfindlichen Gründen bin ich nie auf die Idee gekommen, auch in Chrome ein solches Add-on zu installieren, obwohl es Form History Control auch für Chrome gibt.
Am Fangnetz vorbei auf den Boden geklatscht. Das heisst: zurück zum Start. Dabei hasse ich nichts mehr, als einen Artikel ein zweites Mal zu tippen. Mit der schlechten Laune, die ich dabei empfinde, ist es glasklar, dass das Remake deutlich schlechter ausfallen wird als die Erstauflage. Und es ist Zeitverschwendung.
Der Strohhalm, der tatsächlich hält
Um mir den Hals zu ersparen, griff ich nach einem letzten Strohhalm. Hat vielleicht Notepad++ meinen Text gespeichert, obwohl ich selbst das nicht getan habe? Und siehe da, in einem Forum wird eine solche Funktion erwähnt. Um sie aufzusuchen, klicken wir im Menü Einstellungen auf Optionen und öffnen die Rubrik Sicherheitskopien. Da ich hier nie etwas abgeändert habe, ist die Standardvorgabe in Kraft.
Mit der ist die Checkbox Sitzungen zeitgesteuert speichern aktiviert. Ebenso die Detail-Einstellung Backup bei jeder Änderung auslösen alle 7 Sekunden. Darunter ist das Verzeichnis ersichtlich, in dem diese Datensicherungen abgelegt werden. Gut versteckt unter %APPDATA%\Notepad++\backup
.

Ich gebe also hoffnungsfroh diesen Pfad in die Adressleiste des Windows-Explorers ein – und siehe da: Im fraglichen Ordner stecken gut dreihundert Textdateien, schön datiert und teilweise Jahre alt. Hier finde ich – oh Wunder! – eine fast vollständige Fassung meines Artikels.
Grossartig!
Ist das nicht grossartig? Eine Funktion, wie geschaffen, um die Pannen auszubügeln, die nur allzu leicht passieren können, wenn die Schwierigkeiten des Alltags auf menschliche Unzulänglichkeiten treffen. Ich bin froh, dass ich trotz anderer Pläne unter Windows bei Notepad++ geblieben bin. Falls ihr ähnliche Arbeitsgewohnheiten habt wie ich, empfehle ich euch den Einsatz von Notepad++ wärmstens. Und für Leute, die dieses Programm bereits benutzen und vielleicht auch einmal sensible Dinge in den Editor schreiben, ist es womöglich eine gute Idee, das Backup-Verzeichnis gelegentlich auszuräumen.
Beitragsbild: Meine Festplatte – Symbolbild (Jonny Gios, Unsplash-Lizenz).
In dem Fall schon grossartig. Aber was ist, wenn man etwas im Editor schreibt, das man auf keinen Fall gespeichert haben will?
Muss man jetzt also immer davon ausgehen, dass in solcher Software irgendwo eine Hintertür eingebaut ist, die man zuvor durch mühsame Recherche erst finden muss…. Mhh…
Berechtigte Frage! Ich würde es nicht Hintertür nennen, weil es zur normalen Funktionsweise von Desktop-Programmen gehört, temporäre Dateien anzulegen. Diese werden nicht immer sauber gelöscht, sodass es seit jeher passieren kann, dass im «Temp»-Ordner Rückstände von sensiblen Informationen verbleiben. Auch die Swapping-Mechanismen (Auslagerung des Arbeitsspeichers auf die Festplatte) führen dazu, dass Dinge gespeichert und wiederherstellbar sind, die wir als User selbst nicht gespeichert haben – vielleicht in voller Absicht. Das heisst, man muss bei Betriebssystemen damit rechnen, dass Informationen unbeabsichtigt Spuren hinterlassen.
Die entscheidende Frage ist, unter welchen Umständen das zum Problem werden könnte. Natürlich, wenn man den Computer mit jemandem teilt, der seine Neugierde nicht im Zaum hat. Damit erst gar keine Versuchung aufkommt, empfehle ich getrennte Nutzerkonten; dann ist das Risiko, dass Informationen irgendwie «abhanden kommen», meines Erachtens vernachlässigbar.
Aber unter dem Strich bleibt es dabei: Wenn wir absolut sicher sein wollen, dass eine Information nicht gespeichert wird, sollten wir sie keinem Computer anvertrauen. Stattdessen besser auf einen Zettel schreiben, der am Ende im Cheminee landet. Und sicherstellen, dass sich der Kugelschreiber auf dem Block nicht aufs nächste Blatt durchgedrückt hat. 😉
Nach dem neusten Update von Notepad++ waren bei mir alle geöffneten Dokumente (inkl. den nicht gespeicherten) weg, und liessen sich auch nicht wiederherstellen. Ansonsten finde ich Notepad++ auch super!