Soundcloud lässt die Nutzer schmählich im Stich. Gründe für dieses Urteil gab es Anfang Januar mehrere: Eine happige Preiserhöhung, aber vor allem auch die Tatsache, dass Soundcloud die Podcasterinnen und Podcaster unter den Kunden seit Jahren komplett vernachlässigt. Wir zahlen für viele Features, die sich an Musikschaffende richten und für unsereins keinerlei Nutzen haben.
Ich komme auf das Thema zurück, weil sich mein schlechter Eindruck inzwischen mehrfach bestätigte: Weder reagierte die Presseabteilung auf mein langes Mail vom 8. Januar, noch bekleckerte sich der Kundensupport mit Ruhm. Und schliesslich fällt der Preisaufschlag noch deutlich happiger aus, als absehbar war.
Juhuu, ich bin Altnutzer und bekomme Rabatt!
Das sind die neuen Erkenntnisse: Der Preisaufschlag rührt daher, dass Soundcloud das bisherige Abo Next Pro abschaffte und durch das Abo Artist Pro ersetzte. Damit geht eine deutliche Preiserhöhung einher: Das alte Abo kostete 79 Euro pro Jahr. Das neue schlägt mit 99 Euro zu Buch. Diesen Preis wollte mir Soundcloud für die Erneuerung im Dezember 2024 verrechnen, obwohl damals auf der Website noch das alte Abo zum alten Preis aufgeschaltet war.
Wegen dieser unbegründeten Preisdifferenz bat ich den Support am 28. November 2024 um eine Klärung. Eine Antwort erfolgte erst nach mehreren Nachfragen. Am 9. Januar erhielt ich von Tristan folgende Antwort:
Ich sehe, dass Sie zwanzig Euro Lebenszeit-Rabatt auf den jährlichen Artist Pro für Ihr Konto als Altnutzer haben.
Die Bezeichnung «Altnutzer» finde ich zwar nicht sehr schmeichelhaft, aber ich überlegte mir ernsthaft, mein Abo zu den Bedingungen zu verlängern. Als ich das probierte, tauchte im Warenkorb wiederum der alte Preis von 99 Euro auf (umgerechnet 95.40 Franken). Nicht nur das: Im Kleingedruckten hiess es sogar, das Abonnement würde sich danach jährlich zum Preis von 135 Franken automatisch verlängern. Das heisst: Die 99 Euro gibt es nur für die erste Periode. Ab dann würde ich fürs Soundcloud-Abo fast doppelt so viel löhnen müssen wie vorher. Eine Tatsache, die – falls ich nichts übersehen habe – auf der Abo-Seite nirgendwo erwähnt wird.

… oder doch nicht
Trotz meines Ärgers schrieb ich am 14.1. freundlich zurück, ob man mir den Verbleib meines «Lebenszeit-Rabatts» freundlich erklären könne.
Am 7.2. antwortete mir Tristan:
Leider bieten wir derzeit keine kostenlosen oder vergünstigten Artist Pro-Abonnements für Einzelpersonen, bestimmte Organisationen oder Institutionen an (es sei denn, sie sind Teil einer regelmässigen Artist Pro-Aktion).
Es scheint somit, als hätte sich mein Status als «Altnutzer» in Luft aufgelöst.
Nun, damit bleibt mir nur noch eines übrig. Nämlich euch den freundlichen Rat zu erteilen, die Finger von Soundcloud zu lassen. Ein Unternehmen, das während zwei Monaten nicht in der Lage ist, einem langjährigen Kunden wie mir reinen Wein zu einem happigen Preisaufschlag einzuschenken, ist meines Erachtens in keinerlei Hinsicht vertrauenswürdig.
Die Angaben zum Abopreis sind, um es zurückhaltend zu formulieren, wenig transparent. Und überhaupt: Mit diesen neuen Erfahrungen würde ich nicht ausschliessen, dass das Abo in zwei Jahren nochmals happig teurer wird.
Da bleibt nur noch ein trauriges Goodbye
Fazit: Enshittification erfolgreich abgeschlossen.
Es bleibt eine Frage: Was tun, wenn man den Ratschlag, die Finger von Soundcloud zu lassen, nicht beherzigen kann, weil man bereits als Kunde involviert ist? Wie kann man sich dann aus dem Staub machen?
Das ist wie oft bei diesen Online-Plattformen schwierig bis unmöglich. Auch zu Soundcloud gibt es keine direkte Alternative.
Podcaster versuchen sich mit Spotify for Creators (ehemals Anchor, siehe Jeder ein Podcaster) – oder, noch bessere Idee: Sie hosten ihren Podcast selbst¹.
Für Musikerinnen und Musiker wird es allerdings extra knifflig: Bandcamp kommt am ehesten infrage. Doch diese Plattform ist nicht in erster Linie aufs Streaming ausgelegt, und wie ein Reddit-User erklärt, fehlt dort die Community. Selbst wenn es die gäbe, müsste sie dort von Neuem aufgebaut werden. In der grössten Verzweiflung könnte man sich auch Audiomack zuwenden, wobei diese Plattform viel weniger bekannt ist und ein kleineres Potenzial für Hörerinnen und Hörer hat. Für den Vertrieb bieten sich Distrokid, Tunecore und CD Baby an. Und als DJ könnte hearthis.at ein Zufluchtsort sein.
Doch selbst wenn die Nachteile verkraftbar wären, liegt es in der Natur der Sache, dass ein Wechsel enorm aufwendig ist und es Monate oder Jahre dauern wird, bis man bei der neuen Plattform an dem Punkt anlangt, an dem man bei der alten aufgehörte. Das ist der Netzwerkeffekt. Dass ihn die Unternehmen gnadenlos ausnutzen, ist aus wirtschaftlichen Überlegungen naheliegend. Ob man es tut oder fair zu den Usern bleibt, ist eine Frage des Charakters. Was den angeht, bleibt bei Soundcloud keine Frage offen.
Fussnoten
1) Ich wurde in den sozialen Medien gefragt, warum ich nicht primär das Selbsthosting empfehle: Mit Spotify käme man schliesslich vom Regen in die Traufe, meinte Martin Steiger auf Bluesky. Stimmt. Hier im Beitrag ging es mir um Plattformen, die den Podcast nicht bloss ausspielen, sondern Extras wie Statistiken o.ä. anbieten. Aber das hätte ich natürlich ausdeutschen sollen. ↩
Beitragsbild: Ein typischer Soundcloud-Kunde – Symbolbild (yogendras31, Pixabay-Lizenz).