Lange hat es gedauert: Aber mit iOS 18.2 gibt es am iPhone endlich eine vernünftige Möglichkeit, für wichtige Aufgaben eine Standard-App zu bestimmen.
Warum war das so schwierig? Darauf komme ich gleich zu sprechen. Hier jedoch erst einmal die konkreten Tipps:

Die Vorgaben zu den Standard-Apps werden in den Einstellungen bei Apps > Standard-Apps (Default Apps) vorgenommen. Hier stehen folgende Bereiche zur Verfügung:
- Nachrichten (Messaging)
- Anrufen (Calling)
- Anruffilterung (Call filtering)
- Browser
- Passwörter und Codes
- Tastaturen
Die EU hinterlässt hier ihre Spuren
Je nach Weltregion gibt es einige weitere Optionen; namentlich in der EU, wo die Nutzerinnen und Nutzer auch alternative App-Stores zur Verfügung haben und beim Bezahlen per Handy eine andere App als das Apple Wallet bzw. Apple Pay nutzen dürfen. Bei ihnen tauchen die folgenden Einträge auf:
- App-Installation
- Apps für kontaktloses Bezahlen (Contactless App)
Interessanterweise ist der zweite Eintrag fürs Bezahlen auch bei meinem Schweizer iPhone vorzufinden. Eine passende Alternative wäre mit Twint installiert, doch sie erscheint nicht in der Liste. Das liegt vermutlich daran, dass sie noch parat ist, standardmässig benutzt zu werden. Ich werde das im Auge behalten.

Einige Beobachtungen und Tipps zu den Standard-Apps:
- Bei der Standard-App für Anrufe steht bei nebst der iPhone-Telefon-App (Phone) nur Facetime zur Auswahl. Dabei habe ich mit Skype (noch) eine weitere Telefonie-App zur Verfügung und ich kann auch mit Threema, Signal und diversen weiteren Apps Gespräche führen. Aber logischerweise sind sie nicht in der Lage, mit Verbindungen umzugehen, die übers Mobilfunknetz (und nicht das Datennetz) eingehen.
- Die Option der Anruffilterung hält uns Callcenter vom Leib. Ich empfehle, die unbedingt zu verwenden. Passende Apps hierfür sind in der Schweiz Local.ch und Search.ch.
- Unbedingt ansehen sollten wir uns auch den Bereich Passwörter und Codes. Dort stehen nebst klassischen Passwort-Managern inzwischen auch viele Browser zur Auswahl, die eine eigene Passwortverwaltung besitzen. Bei mir sind das Firefox, Chrome, Google und Google Chrome, Vivaldi und Duck Duck Go.
Ein einfacherer Umgang mit Passwörtern und zweiten Faktoren
In diesem letzten Konfigurationsbereich wählen wir die App, die automatisch für den zweiten Faktor benutzt wird. Bei mir ist das Microsoft Authenticator. Was die Passwort-Apps angeht, müssen wir uns nicht für eine entscheiden. Wir können stattdessen mehrere Apps auswählen, die wir in Passwortdialogen zur Verfügung haben möchten. Da ich zwar viele Zugangsdaten in Keepass und Keepassium verwalte, einige aber auch bloss in Firefox stecken, ist das überaus praktisch. Die anderen Apps benötige ich nicht, und darum dient es der Übersichtlichkeit, diese zu deaktivieren.
Fazit: warum nicht gleich so?
Denn erinnern wir uns: Die Möglichkeit, den Standard-Browser und die Standard-Mail-App zu wählen, wurde mit iOS 14 eingeführt – vor fünf Jahren. Die Option war bei den individuellen Einstellungen des jeweiligen Browsers bzw. der Mail-Anwendung vorzufinden. Das ist kaum da, wo irgendjemand sie suchen würde. Es braucht dafür tatsächlich einen separaten Einstellungsbereich, wie er mit iOS 18.2 eingeführt wurde.
Weil hier auch die Auswahl der alternativen App-Stores zu finden ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Neuerung dem Druck der EU zu verdanken ist. Denn die Öffnung bei der Softwarebeschaffung hat Apple nicht freiwillig vollzogen, sondern auf Druck der Europäischen Union.
Wenn Hersteller die Benutzerfreundlichkeit mit Füssen treten
Wir lernen: Eine simple Lösung wäre wirklich keine Hexerei. Das Problem ist indes, dass genau an dieser Stelle die Wahlfreiheit der Anwenderinnen und Anwender nicht im Interesse des Betriebssystemherstellers liegt. Da viele der Standard-Apps vom Betriebssystemhersteller selbst geliefert werden, wird die Wahlfreiheit in aller Regel dazu genutzt, auf das Produkt eines Drittherstellers auszuweichen; also z.B. Safari durch Firefox abzulösen. Mit anderen Worten: Hier geraten sich die Ansprüche an Benutzerfreundlichkeit und die Eigeninteressen der Tech-Konzerne in die Quere. Und dieses Dilemma wird typischerweise zu unseren Ungunsten entschieden.
Wer es nicht glaubt, der darf gern bei Windows nachsehen. Schon vor zwanzig Jahren herrschte bei Microsofts Problem diesbezüglich ein Puff. Bei Windows 11 ist es etwas einfacher geworden, doch noch immer geht es Microsoft vor allem darum, uns den Edge-Browser anzudrehen.
Beitragsbild: Weil eben nicht eines für alle passt (Amanda Vick, Unsplash-Lizenz).