Die KI kann alles. Aber kann sie auch Wohnungen und Häuser einrichten? Auf die Gefahr hin, die Vorfreude auf diesen Blogpost hier abrupt zu killen: Nein, sie kann es nicht. Ich habe mehrere Versuche unternommen und darf mitteilen, dass unsere Wohnung so schnell keine KI-gestützte Neuausstattung erfahren wird. Die Resultate waren – und an dieser Stelle wird die Vorfreude erneut geweckt – amüsant und … naja, sagen wir: extravagant.
0) Die Versuchsanordnung
Erstens zur Ausgangslage. Aus Gründen der Privatsphäre soll im Internet nicht zu viel unserer Wohnung sichtbar sein. Der Teil, den ich tatsächlich einer innenarchitektonischen Neugestaltung würde unterziehen wollen, wird nicht öffentlich hergezeigt. Für meinen Testlauf beschränke ich mich auf das Büro, das anfangs in meinen Patentrezept-Videos zu sehen war.
Wie man sieht, gibt es einen (bald 25 Jahre alten) Glastisch, ein Ikea-Gestell und ein Fenster mit Aussicht. Wie wäre es also mit einer neuen, natürlich originelleren Möblierung? Die KI darf durchaus über die Stränge schlagen und mir unorthodoxe Vorschläge machen. Wenn ich die Gelegenheit habe, praktische Wünsche anzubringen, dann wäre es mehr Stauraum für meinen Technikkram.
Auf diese Weise erhält die Software einen gewissen Spielraum. Wir erkennen jedoch auch schon die Schwierigkeiten: Normalerweise geht es nicht darum, bloss eine Ecke des Zimmers neu zu gestalten. Wir würden den gesamten Raum einbeziehen wollen. Und auch der Stil der ganzen Wohnung (oder des Hauses) müsste einigermassen stimmig sein – abgesehen bei jenen Leuten (und ich kenne solche), die in jedem Raum einen anderen Stil pflegen.
Damit die Software das leisten kann, müssten wir ihr nicht nur ein einziges Foto zur Verfügung stellen. Stattdessen bräuchte es von jedem Raum mindestens zwei, drei Aufnahmen. Und für konkrete Empfehlungen wäre auch ein Grundriss notwendig. Der lässt sich zwar auch per Smartphone erstellen. Doch der Aufwand ist beträchtlich. Und es stellt sich auch die Frage der Privatsphäre: Wollen wir wirklich derart detaillierte Informationen über unsere Wohn- und Lebenssituation an ein unbekanntes Unternehmen schicken?
1) RoomsGPT rechnet heute noch
Den ersten Versuch unternehme ich mit roomsgpt.io. Ich lade ein Foto hoch, gebe an, um was für einen Raum es sich handelt und wähle den Einrichtungsstil. Um die Software herauszufordern, ist meine Vorgabe Cyberpunk. Doch egal, was ich auch tue, diese App liefert immer nur einen Fehler.
2) AIinteriorplanner.com versetzt mich in ein hässliches Paralleluniversum
Zweiter Versuch mit aiinteriorplanner.com. Das Ausgangsbild und die Vorgaben sind gleich: Büro im Cyberpunk-Stil. Diese Software generiert zwar ein Bild. Das hat allerdings überhaupt nichts mit den Gegebenheiten meiner Wohnung zu tun: Es gibt mehr und anders geschnittene Fenster und eine imposante Skyline, die es in Winterthur frühestens in zweihundert Jahren geben wird.
Diese App ist so nutzlos, dass sich die Vermutung aufdrängt, dass es eigentlich darum geht, Bilder von echten Wohnungen zu sammeln. Das zeigt, wie begründet Datenschutzbedenken sind.
3) Reimaginehome.ai klaut mir meinen Schreibtisch
Den letzten Anlauf unternehme ich mit reimaginehome.ai: Die Farbwahl und den Stil überlasse ich der KI.
Bei diesem Versuch kommt immerhin ein brauchbares Foto heraus. Den Sessel in Magenta finde ich nicht übel. Überrascht bin ich, dass das Ikea-Regal überlebt hat. Verschwunden ist hingegen mein Schreibtisch. Wo würde ich hier arbeiten? Auf dem kleinen weissen Podest in Schritthöhe, dessen Sinn und Zweck sich nicht erschliesst? Oder auf dem seltsamen Pult an der rechten Wand?
Weil immerhin ein Bild entstanden ist, wage ich noch einen Versuch. Stilvorgabe Glam. Und wir lernen: Die Fuchsia-Möbel sind dieser App nicht auszutreiben. Ebenso wenig die seltsamen, im Alltag für nichts zu gebrauchenden Mini-Tischchen.
Fazit: Nein, danke!
Zwar habe ich am Ende immerhin zwei Bilder herausbekommen, die tatsächlich etwas mit den realen Begebenheiten in meiner Wohnung zu tun haben. Trotzdem ist dieses Experiment ein Fehlschlag auf ganzer Linie: Für gezielte Recherchen oder eine konkrete Planung sind die Resultate viel zu unspezifisch. Und selbst für unverbindliche Inspiration lohnt sich der Heckmeck nicht. Es ist reiner Zufall, wenn etwas Brauchbares rauskommt – und für sonderlich wahrscheinlich halte ich es nicht.
Gemessen an den Risiken für die Privatsphäre bleibt nur ein Rat: Hände weg!
Beitragsbild: Hier fehlen eindeutig noch ein paar, besser nicht von der künstlichen Intelligenz ausgesuchte Möbel (Anthony Tran, Unsplash-Lizenz).
Spannender Artikel! Ich habe mich auch schon mal an solchen KI-Tools versucht, aber die Ergebnisse waren ähnlich unbrauchbar. Es wird interessant zu sehen, wie sich diese Technologie in Zukunft weiterentwickelt.
Was ich aber finde, wo KI wirklich hilfreich sein kann, ist, wenn es um ganz konkrete Fragen geht, die den Bauprozess oder kleinere Projekte erleichtern. Zum Beispiel: Welche Schraube eignet sich für XY? Welche Farben passen gut zusammen und warum? Aus welchem Material sollte man am besten eine Treppe bauen? Das sind natürlich nur Beispiele, aber genau für solche Fragen habe ich KI tatsächlich schon genutzt – zum Beispiel, um die passenden Werkzeuge zu finden. Das hat erstaunlich gut funktioniert!