Neulich hatte ich auf Mastodon eine interessante Diskussion mit Urs. Die lief darauf hinaus, welches die beste Computerausstattung bei beengten Platzverhältnissen sei. Urs vertrat der Meinung, für seine kleine Wohnung sei ein Laptop mit 15 Zoll Bildschirmdurchmesser die optimale Lösung. Ich plädierte für einen 13-Zöller mit externem Bildschirm sowie Bluetooth-Maus und -Tastatur.
Natürlich lässt sich diese Frage nicht allgemeingültig entscheiden. Was einem zusagt, hängt von diversen Faktoren ab: Wie der Arbeitsplatz sonst noch genutzt wird, wie häufig und wie lange wir am Computer arbeiten und was unsere innenarchitektonischen Ansprüche sind. Der entscheidende Faktor scheint aber die individuelle Leidensfähigkeit zu sein.
Dieser Eindruck drängt sich mir jedenfalls im Grossraumbüro auf: Dort gibt es an jedem Arbeitsplatz eine Dockingstation und zwei Bildschirme. Trotzdem beobachte ich mit einer Mischung aus Unverständnis und Faszination, wie manche Kolleginnen und Kollegen den lieben langen Tag über den Laptop gebeugt arbeiten. Sie ignorieren sowohl externe Maus als auch Tastatur, sondern mühen sich mit dem Trackpad ab und tippen auf dem Laptop-Keyboard.
Für Leute ohne Schmerzempfinden im Rücken
Masochismus im fortgeschrittenen Stadium? Ich arbeite manchmal schon auch direkt am Laptop. Aber nur, wenn es nicht anders geht: im Zug, im Restaurant oder an Orten, wo keine Peripherie zur Mitbenutzung zur Verfügung steht. Es steht ausser Frage, dass das nur eine Notlösung ist:
- Direkt am Laptop zu arbeiten, ist nicht sehr ergonomisch.
- Eine Maus ist selbst dem hervorragenden Trackpad im Macbook überlegen und eine gute Maus (Logitech MX Master 3) bietet nützliche Extra-Funktionen wie die Scrollräder und die mittlere Maustaste.
- Selbst eine ausgezeichnete Laptop-Tastatur kommt bezüglich Anschlag und Tippgefühl nicht an eine gute externe Tastatur heran (Logitech MX Keys Plus). Die hat ausserdem einen Ziffernblock, vernünftig grosse Funktionstasten, eine Enter-Taste, die man auch trifft und nicht diese schmürzeligen, an den Rand gedrängten Pfeiltasten.
- Und ein externer Bildschirm hat den unbestreitbaren Vorteil, mehr Anzeigefläche zu bieten als selbst eines dieser Monster-Laptops in der 17-Zoll-Klasse, die kaum mehr in eine Tasche passen und plus/minus doppelt so viel Gewicht auf die Waage bringen als ein 13-Zoll-Laptop.
Wenn man es ins andere Extrem treiben will, gibt es sogar die Möglichkeit, das Smartphone als Laptop-Ersatz zu verwenden.
Natürlich fallen diese Argumente bei Leuten nicht sosehr ins Gewicht, die nur gelegentlich am Computer arbeiten. Sie wollen nicht unbedingt einen grossen Bildschirm zu Hause rumstehen haben. Das gilt umso mehr, wenn sie kein Büro und keinen Schreibtisch besitzen, sondern das Tagewerk am Küchentisch erledigen. Und es ist vielen Menschen ein echtes Bedürfnis, dass die Technik die Wohnräume nicht dominiert. Das weiss ich, weil meine Tricks, mit denen Technik im trauten Heim unsichtbar wird, ein riesiger Publikumsschlager war.
Den Laptop beiseiteschaffen
Trotzdem: Bluetooth-Maus und -Tastatur lassen sich innert weniger Sekunden beiseite räumen. Der Bildschirm bleibt eine Pièce de résistance. Aber wenn er nicht auf einem Fuss steht, sondern an einem Vesa-Arm befestigt ist, nimmt er keinen Platz auf dem Schreibtisch weg und lässt sich bei Nichtgebrauch auch wegklappen. Bei den Ikea-Hackern habe ich diese hübsche Konstruktion entdeckt, die den Monitor am Arm hinter einer Holzblende verschwinden lässt.
Auf diese Weise kam ich bei der Diskussion mit Urs zum Schluss, dass sich sogar Platz sparen lässt, wenn man nicht direkt am Laptop sitzt. Ein Klapprechner kann auch bei laufendem Betrieb beiseitegestellt, zugeklappt an die Wand gelehnt, auf dem Korpus oder in einem Behältnis platziert werden.
In dem Zusammenhang eine Option, die viele wahrscheinlich nicht kennen: In den gängigen Betriebssystemen lässt sich einstellen, was beim Zuklappen des Deckels passiert. Normalerweise aktiviert das den Ruhezustand. Doch es geht auch anders:
- Bei Windows findet sich die Option in den Einstellungen bei System > Strom und Akku im Abschnitt Deckel und Ein/Aus-Schaltflächensteuerelemente. Man achte auf die Option Wenn ich den Deckel schliesse, wird mein PC … Als Option stehen Ruhezustand, Herunterfahren und Keine Aktion zur Auswahl. Keine Aktion ist die richtige, um bei geschlossenem Computer zu arbeiten. Diese Option kann für den Netz- und den Akkubetrieb getroffen werden. Da der Laptop beim geschlossenen Betrieb typischerweise am Strom hängt, empfehle ich, die Konfiguration beim Akkubetrieb auf Ruhezustand zu belassen.
- Der Mac läuft weiter, wenn der Deckel geschlossen wird und ein externer Monitor angeschlossen ist.
Weitere Tipps dazu, die insbesondere für den Mac wichtig sind, finden sich im Beitrag Windows und Macs wachhalten.
Ein Nachteil sei nicht verschwiegen: Wer mit zugeklapptem Laptop an Videokonferenzen teilnehmen möchte, braucht auch eine externe Webcam. Die im Laptop zeigt sonst nur schwarz oder die leere Bürowand, und auch die Authentifizierung per Fingerabdrucksensor klappt so leider nicht.
Beitragsbild: Nicht wundern, wenn es am Abend im Rücken zwickt (Ivan Samkov, Pexels-Lizenz).
Vielen Dank Matthias!
Um etwas ein bisschen zu präzisieren: ich arbeite nicht mehr, ich bin pensioniert. Ich bin also nicht mehr stundenlang am PC, sondern so hin und wieder, dafür reicht ein Schlepptop in der (Alters-)Wohnung. Ein bisschen Emailen, ein bisschen Sörfen, that’s it. Und Ja, die Steuererklärung online 😉
Aber natürlich, also ich noch berufstätig war, hatte ich auch immer eine externe Tastatur, ein externer Bildschirm und, sowieso, eine Maus – die habe ich auch jetzt noch, da ich mit diesen Touchpads gar nicht warm werde. Ich bin Mäuse seit Ende der1980erJahre gewohnt und habe keine Lust, mich umzugewöhnen 🙂
Aber grundsätzlich stimmt es, was Matthias schreibt: alles getrennt zu benutzen, ist ergonomischer, man kann sich das alles besser zurecht rücken usw.
Frohes Schaffen allerseits! 🙂