Für Leute, die wie Johnny Cash überall waren

Ob Globe­trotter oder Stu­ben­hocker: Die Been-App zeigt als Karte mit Steck­na­deln oder 3D-Globus an, welche Länder und Orte wir schon besucht haben und lässt uns unsere Reise­tätig­keit mit Freunden und Be­kann­ten ver­gleichen.

In gewisser Weise ist die App, um die es heute geht, ein Relikt der Vergangenheit. Sie erinnert an eine längst verflossene Zeit der Unschuld, als die Menschheit zwar schon vom Klimawandel wusste, den aber noch guten Gewissens verdrängen konnte. Damals durften wir ungeniert den Weltenbummler geben und damit prahlen, dass wir, wie Johnny Cash, schon überall waren¹. Heute leiden wir an  Flugscham und zelebrieren die neue Bescheidenheit, indem wir unsere Ferien am Bodensee verbringen.

Trotzdem ist die Been-App einen Tipp wert – und wenn es nur darum geht, nostalgisch von seiner Interrail-Reise von 1996 zu schwärmen: Es gibt sie fürs iPhone und sie ist dazu da, uns aufzuzeigen, wo wir schon überall waren. Wir können das entweder pedantisch in Form eines fortlaufenden Reisetagebuchs tun, in dem wir mit Datum und ganz exakt festhalten, wann wir uns wo aufgehalten haben.

Man kann, muss aber nicht zum Pedanten werden

Es gibt noch Potenzial für Entdeckungen.

Oder wir tun es maximal grob. Wir wählen die Länder ein, die wir jemals besucht haben. Daraufhin trägt uns die App auf einer Weltkarte die Territorien ein, auf die wir unseren Fuss gesetzt haben – und wir erfahren in Form einer Prozentzahl, wie viel wir von der Welt schon gesehen haben. In meinem Fall sind es zwanzig Länder, was gut zehn Prozent der 195 UN-Länder ausmacht. Ich bin mit Ausnahme der USA bislang nie aus Europa herausgekommen: also eher Stubenhocker denn Globetrotter. Aber immerhin ein Klimafreund, zumindest nach westlichen Massstäben.

In der App können wir, wenn wir wollen, uns mit anderen Been-App-User vergleichen. Das ist nicht verkehrt, falls wir in unserem Bekanntenkreis Leute haben, die sich durch ein besonderes Reiseverhalten auszeichnen. Mich würde allerdings mehr interessieren, wie ich im Vergleich zu meinen Landsleuten abschneide. Eine Statistik, anhand der sich das beurteilen liesse, habe ich leider nicht gefunden. Das Bundesamt für Statistik hält Tabellen zum Reiseverhalten bereit, aber aus denen geht nicht hervor, in wie vielen Ländern die prototypische Eidgenossin in ihrem Leben den Fuss auf den Boden gesetzt hat.

Wie man sieht, war ich bisher nicht überall.

Eines ist immerhin klar: Der Papst schlägt mich um Längen; der war schon in 60 Ländern.

Auch die besuchten Städte lassen sich erfassen

Noch ein paar Dinge zur Been-App:

  • Wir können mehrere Profile anlegen, wenn wir nicht nur unsere eigene Historie, sondern auch die unserer Kinder eintragen wollen.
  • Auf Reisen ist es sehr einfach, den aktuellen Standort hinzuzufügen: Einfach etwas länger aufs Programm-Icon drücken und Add this location aus dem Kontextmenü auswählen.
  • Es ist auch möglich, nicht nur Länder, sondern auch Städte bzw. Orte einzutragen. Dafür müssen die Premium-Funktionen freischalten, was als In-App-Kauf einmalig bescheidene zwei Franken kostet.
  • Im Bereich Visualize gibt es mehrere Möglichkeiten, die Reisen darzustellen: Als 3D-Globus, als zoombare Karte oder auch als Zeitleiste. Für letzteres müssen wir uns allerdings die Mühe machen, die Reisen zumindest grob zu datieren. Und ich weiss leider wirklich nicht mehr, wann in den 1980er-Jahren ich in Genua war.
  • Und auch hübsch: Die Ansicht Map-Pins, die wie Stecknadeln auf einer Karte die besuchten Länder oder Orte anzeigt.

Fussnoten

1) Und ja, wenn wir den Wikipedia-Artikel nachlesen, dann erfahren wir, dass Johnny Cashs Version von I’ve Been Everywhere nur eine von vielen ist und dass der Song Geoff Mack stammt. Aber hättet ihr den Blogpost gelesen, wenn ich den in den Titel gesetzt hätte? Eben!

Beitragsbild: Echte Stecknadeln auf einem richtigen Globus sind noch charmanter (Nataliya Vaitkevich, Pexels-Lizenz).

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