Möglichkeiten und Mankos der iPhone-Synchronisierung am Mac

Mit Mac OS 15 Sequoia hält auf dem Mac eine App Ein­zug, mit der sich das iPhone steuern lässt. Wozu das gut sein könnte, welche Pro­ble­me auftreten und was für Al­ter­na­ti­ven es gibt.

Seit ein paar Tagen ist Mac OS 15 alias Sequoia offiziell verfügbar. Revolutionär sind die Neuerungen nicht. Doch zwei Dinge stelle ich euch gern genauer vor. Anfang Woche habe ich besprochen, wie Apple ein uraltes Manko behoben hat – zumindest ansatzweise.

Doch an dieser Stelle hier kümmern wir uns um die neue App iPhone-Synchronisierung – und um die Frage, wozu die gut sein könnte:

Apple geht anscheinend von der Vorstellung aus, dass viele Menschen etwas an ihrem iPhone erledigen möchten, während sie am Mac arbeiten – aber dass es ihnen zu viel Mühe macht, nach dem Telefon zu greifen. Diese etwas faulen Nutzerinnen und Nutzer können stattdessen neuerdings eine App verwenden. Via iPhone-Synchronisierung erscheint das Display des Telefons in einem Fenster am Bildschirm. Diese Ansicht ist interaktiv. Wir steuern per Touchpad oder Maus den Cursor und lösen mit ihm Aktionen am Smartphone aus. Am Touchpad funktionieren auch die Spreiz- und Kneif-Geste.

Vier Haare in der Suppe

Nach einigen Versuchen mit der App zweifle ich am effektiven Nutzen; und zwar aus mehreren Gründen:

  1. Einmal eingerichtet, ist der Verbindungsaufbau ohne Interaktion mit dem Telefon möglich. Trotzdem dauert er mir zu lange. Ich habe um die fünf Sekunden gemessen. In der Zeit habe ich das Telefon längst in der Hand und entsperrt.
  2. Die Steuerung per Maus funktioniert zwar gut, aber deutlich langsamer und umständlicher als auf die gewohnte Weise. Um den Homescreen aufzurufen, müssen wir auf den Home Indicator klicken. Das ist die dünne, schmale Linie am unteren Bildschirmrand, die per Cursor schwer zu treffen ist.
  3. Der App-Switcher ist auf diese Weise überhaupt nicht zu erreichen. Es gibt immerhin das Menü Darstellungen, in dem die Befehle Home-Bildschirm, App-Umschalter und Spotlight zur Verfügung stehen. Das Kontrollzentrum und die Benachrichtigungen sind aber nicht zugänglich.
  4. Das iPhone ist gesperrt, während per Mac darauf zugegriffen wird. Es ist nicht möglich, das Display am Mac nur anzuzeigen, aber wie gewohnt per Touch am iPhone zu arbeiten.

Punkt drei ruft überdeutlich in Erinnerung, dass es bei den Macs noch immer keinen Touchscreen gibt. Und bei Punkt vier habe ich mich nach dem Grund gefragt: Sind es Sicherheitsgründe, dass das Telefon gesperrt ist, während am Mac gesteuert wird? Vielleicht, weil Apple davon ausgeht, dass es in diesem Szenario unbeaufsichtigt in der Nähe liegt?

Wenn das Telefon benutzt wird, lässt sich keine Verbindung aufbauen. Und in den Einstellungen ist es möglich vorzugeben, ob die Verbindung automatisch aufgebaut wird. Hier lässt sich der Zugriff auch zurücksetzen.

Aber warum dann nicht dem Nutzer oder der Nutzerin die Entscheidung überlassen, ob er das Telefon zugänglich oder gesperrt bevorzugt? Ich bin für ersteres, weil es sich für meine Lieblings-Einsatzmöglichkeit der App (siehe unten) normal benutzen liesse – ohne die Zirkeleien mit der Maus.

Keine App für den Alltag – aber für besondere Fälle

Mein Fazit jedenfalls lautet, dass ich diese neue App begrüsse, aber nicht glaube, dass ich sie sonderlich oft benutzen werde. Ausser für einen Spezialfall, an den Apple nicht gedacht hat:

Bei dem geht es mir um Präsentationen, Bildschirmfotos und Screencasts: Neulich sollte ich einen kleinen Workshop abhalten und Kolleginnen und Kollegen erklären, wie sie Telefongespräche und Videokonferenzen aufzeichnen können. Um die Zoom-App vorzuführen, habe ich die Airbeam-App benutzt, um den iPhone-Bildschirm an meinem Windows-Laptop anzuzeigen und so auch via Fernseher im Sitzungszimmer und per Google Meet den zugeschalteten Leuten zugänglich zu machen. Das hat nicht sehr zuverlässig funktioniert, sodass ich auf ein vorab aufgezeichnetes Video zurückgegriffen habe.

Mit der iPhone-Synchronisierung wäre das einfacher und komfortabler gegangen. Man muss ihr zugutehalten, dass die Verbindung zwar nicht so schnell aufgebaut wird, wie ich es gern hätte; dass sie jedoch zuverlässig funktioniert. In diesem Kontext ist die Maussteuerung sogar ein Vorteil: Es ist in der Präsentation bzw. im Video dank des Cursors ersichtlich, wo der Fokuspunkt liegt und mit welchem Element interagiert wird.

Last but not least: Zwei weitere Möglichkeiten

Bei der Bildschirmsynchronsierung ist die Anzeige an beiden Geräten zu sehen. Die Bedienung ist nur am iPhone möglich.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es zwei weitere Möglichkeiten gibt, das iPhone-Display am Mac anzuzeigen. Die funktionieren nebenbei bemerkt auch mit dem iPad. Das kommt, aus welchen Gründen auch immer, bei dieser neuen Synchronisierungsmethode bislang nicht zum Zug.

Diese erste der beiden weiteren Methode ist die Bildschirmsynchronisierung: Wir öffnen am iPhone oder iPad das Kontrollzentrum und betätigen dort den Knopf mit den zwei hintereinander stehenden Rechtecken. Es erscheint der Dialog Bildschirmsynchronisierung, in dem nebst dem Macbook auch ein allenfalls vorhandener AppleTV erscheinen sollte. Wir wählen das gewünschte Zielgerät aus, woraufhin das zum Spiegeln verwendet wird. Es kommt als rein passives Anzeigegerät zum Einsatz. Eine Steuerung über dieses Gerät ist nicht möglich. Und das Bild erscheint nicht in einem Fenster, sondern im Vollbild vor schwarzem Grund. Für Präsentationen und Screencasts ist das unpraktisch.

Die zweite der weiteren Methoden ist ein USB-C-Kabel und ein passender Bildschirm. Das eröffnet, zumindest theoretisch, die Möglichkeit, ein Smartphone oder Tablet wie einen Computer zu benutzen. Und wir könnten den Bildschirminhalt auch mittels eines USB-C-zu-HDMI-Grabber abgreifen.

Beitragsbild: Bei der iPhone-Synchronisierung erscheint das Display am Mac, während das Telefon selbst gesperrt ist.

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