Apple hat bei Windows abgekupfert – zum Glück!

Eine der gros­sen Neue­rungen von Mac OS 15 alias Sequoia be­trifft das Fenster-Mana­ge­ment: Apps lassen sich jetzt ein­fach neben- oder über­ei­nan­der an­or­dnen. Was daran gut ist – und was nicht.

Vor einigen Tagen ist das diesjährige Update für Mac OS erschienen. Die Version 15 alias Sequoia hat zwei Neuerungen, die ich separat besprechen will. Hier widme ich mich der iPhone-Synchronisierung. An dieser Stelle geht es um jene Funktion, die Apple etwas umständlich als Anordnen von Fenstern als Kacheln auf dem Mac beschreibt.

Die Idee ist, dass wir auf unserem Monitor mehrere Programmfenster ordentlich anordnen: Die einfachste Variante ist eine Zweiteilung, bei der zwei Fenster nebeneinander platziert werden. Auf Riesenmonitoren haben auch drei Fenster nebeneinander Platz. Oder wir legen ein Fenster in die linke Hälfte und zwei übereinander in die rechte – je nach Bedürfnis, Vorliebe und Bildschirmgrösse.

Links schreiben, rechts die Notizen – das bewährt sich bestens.

Zum Anordnen hält Sequoia mehrere Möglichkeiten bereit:

  • Per Maus bzw. Trackpad. Wenn wir ein Fenster mit gedrückter Maustaste ziehen und sich der Cursor dem linken Bildschirmrand nähert, signalisiert ein weisser Rahmen, dass das Fenster in die linke Hälfte abgelegt werden könnte. Analog funktioniert es am rechten Rand. Und wenn wir es nach oben ziehen, wird eine bildschirmfüllende Darstellung vorgeschlagen.
  • Der grüne Knopf in der linken oberen Ecke des Programmfensters. Wenn wir den Mauszeiger dort platzieren, erscheint nach kurzer Zeit ein Pop-up-Fenster, das verschiedene Anordnungen vorschlägt (links, rechts, oben, unten).
  • Über den Menübefehl Fenster. Hier gibt es im Untermenü Bewegen & Skalieren die meisten Aufteilungsmuster zur Auswahl. Ausserdem finden wir hier die Befehle Zur vorherigen Grösse wechseln. Er stellt den Ursprungszustand wieder her. Direkt im Menü Fenster gibt es auch die Befehle Füllen und Zentrieren. Der erste zieht das Vordergrund-Fenster gross. Der zweite belässt das Fenster in seiner ursprünglichen Grösse, rückt es aber in die Bildschirmmitte.

So weit, so einleuchtend.

Die grösste Auswahl an Platzierungsmöglichkeiten gibt es im Fenster-Menü.

Entweder ein Fenster oder mehrere Fenster aufs Mal anordnen

Falls ihr euch fragt, was der Unterschied zwischen Bewegen & Skalieren beziehungsweise Füllen & Anordnen ist, den es beim Pop-up-Fenster und im Fenster-Menü gibt, dann kann ich ebenfalls für Erhellung sorgen:

  • Bewegen & Skalieren bezieht sich nur auf das aktuelle Programmfenster: Das wird in der Grösse angepasst und an die gewünschte Position geschoben. Die anderen Fenster bleiben, wo sie sind.
  • Füllen & Anordnen betrifft auch die Fenster im Hintergrund. Die werden entsprechend des gewählten Musters platziert. Das geschieht in der Reihenfolge, in der sie quasi übereinandergestapelt sind. Wenn wir etwa eine Vierteilung auswählen, dann werden die vier obersten Fenster in je einen Quadranten geschickt. Falls es darunter weitere Fenster gibt, bleiben die unberührt.

Das ist, wir müssen es festhalten, eine seit Jahren überfällige Funktion. Denn je grösser die Bildschirme wurden, desto naheliegender ist es, diese Fenster auch sinnvoll platzieren zu wollen. Das Split-View-Feature, das der Mac bisher zu bieten hatte, ist eine unausgegorene, in der Praxis nahezu unbrauchbare Lösung. Ich habe daher schon vor Jahren erklärt, wie wir uns mit Drittprogrammen wie Magnet und Rectangle behelfen können.

Das neue Feature erfüllt den Zweck. Wir kommen aber nicht umhin zu konstatieren, wie gnadenlos Apple bei Windows abgekupfert hat. Microsoft hat eine solche Funktion schon mit Windows 10 eingeführt. Sie wurde in Windows 11 kontinuierlich verbessert und ist inzwischen vielseitig und sinnvoll nutzbar.

Windows hat die Nase vorn

Im Vergleich zum Mac hat Microsoft mehrere gewichtige Vorteile:

  • Die Fenster lassen sich auch per Tastatur anordnen. Die Tastaturkürzel ⊞← und ⊞→, mit denen ich ein Fenster in die linke bzw. rechte Hälfte schiebe, verwende ich dauernd.
  • Gruppierte Fenster (sogenannte Snap-Gruppen) erscheinen auch im App-Switcher und in der Taskleiste und können in Kombination angesteuert oder auch minimiert werden.
  • Windows erlaubt es, innerhalb einer Snap-Gruppe die Grösse zweier Fenster gleichzeitig zu verändern. Beispiel: Wir haben zwei Fenster nebeneinander. Zwischen ihnen gibt es einen Anfasser: Wenn wir den verschieben, wird das eine Fenster grösser und das andere in gleichem Mass kleiner.
  • Windows stellt deutlich mehr Snap Layouts zur Auswahl. Das sind Muster zur Anordnung der Fenster, bei denen z.B. auch eine Drittelung des Bildschirms vorgesehen ist.

Es gilt auch hier, dass wir dem Motto «gut kopiert» gegenüber «schlecht selbst erfunden» unbedingt den Vorzug geben.

Windows behandelt kombinierte Fenster auch im App-Switcher und hier in der Taskleiste als Einheit.

Es bleiben einige Dinge, die Apple aber unmittelbar verbessern könnte:

  • Die Fenster füllen die Bildschirmfläche nicht zum Rand, sondern nehmen einen Abstand von ein paar Pixeln ein. Das sieht nett aus, ist aber letztlich verschenkter Platz.
  • Viele Fenster haben eine Minimalgrösse, z.B. die Kalender-App und die Erinnerungen-App. Die ist just so, dass sie vertikal nicht übereinander passen, sondern sich überlappen – zumindest auf dem Monitor des Macbook M3 mit Standard-Skalierung.

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